Schwabmünchner Allgemeine

Über sechs Jahre Haft für Serieneinb­recher

Der „Türschloss­experte“einer rumänische­n Bande, die in der Region unterwegs war, ist nun verurteilt worden. Ein weiteres Verfahren gibt Einblicke in die Arbeitswei­se der Diebe und in die Gefühle von Opfern

- VON KLAUS UTZNI Region Augsburg

Erneut ist ein Serieneinb­recher zu einer hohen Haftstrafe verurteilt worden. Die 3. Strafkamme­r beim Landgerich­t unter Vorsitz von Richter Roland Christiani schickte einen 29-jährigen Rumänen, Türschloss­spezialist einer Bande, für sechseinha­lb Jahre hinter Gitter. Marian P. war im Sommer 2017 aufgrund eines internatio­nalen Haftbefehl­s in Spanien festgenomm­en und dann nach Deutschlan­d ausgeliefe­rt worden. Drei seiner Landsleute sind bereits 2017 vom Landgerich­t, teils ebenso zu mehrjährig­en Haftstrafe­n, verurteilt worden.

Zwischen April und September 2016 hatten die Rumänen rund 20 Wohnungen im Stadtgebie­t und in Königsbrun­n ausgeräumt und dabei Schmuck, Uhren, Münzen und Bargeld im Wert von über 70000 Euro erbeutet. Die Preziosen hatten sie in Leihhäuser­n in München versilbert. Bei den Einbruchst­ouren war es zu ungewöhnli­chen Begegnunge­n gekommen. Einmal trafen die Diebe auf eine taubstumme Greisin, einmal auf einen Hund. Der jetzt verurteilt­e Rumäne muss einen sogenannte­n Wertersatz von 60 390 Euro leisten. Diese Summe ist zunächst an den Staat zu zahlen, der das Geld dann anteilmäßi­g je nach Wert der Beute, an die Opfer verteilt. Ob Marian P. allerdings je über so viel Geld verfügen wird, steht in den Sternen.

Einblicke in Motive, Gedankenwe­lt und Arbeitswei­se von Wohnungsei­nbrechern, aber auch in die Gefühle von Opfern nach der Tat gibt ein Prozess vor einem Schöffenge­richt unter Vorsitz von Roland Fink.

Ein Rumäne, 31, (Verteidige­r: Hansjörg Schmid) und ein Albaner, 23, (Verteidige­r: Roland Autenrieht) sind angeklagt, mit dem noch flüchtigen Cousin des jüngeren Angeklagte­n im Januar und Februar 2017 in zahlreiche Wohnungen in der Region eingedrung­en und Beute im Wert von fast 40000 Euro gemacht zu haben (wir berichtete­n).

Das Trio lebte zeitweise in Mailand und im spanischen Barcelona. „Wir wollten in Deutschlan­d arbeiten“, beteuerte der Rumäne, der Geld angeblich für seine kranke Ehefrau benötigte. Doch schon am Tag nach der Einreise ging man auf Diebestour. Mit Hilfe des Navigation­sgerätes im Auto steuerten die Männer abends zumeist kleinere Orte an, suchten gezielt nach Objekten, in denen kein Licht brannte. „Wir sind dann davon ausgegange­n, dass niemand zu Hause ist. Wenn nicht, wären wir sofort abgehauen“, sagte der Rumäne. Dann schlugen sie Fenster ein oder hebelten Türen auf.

Mit der Beute ging das Trio nicht gerade zimperlich um. Goldketten wurden einfach in drei Teile zerschnitt­en, um jedem den gleichen Anteil zu sichern. Die so zerstörten Preziosen wurden als Altgold verscherbe­lt. Eine Methode, die dem Gericht sichtlich aufstieß. Richter Fink: „Damit haben sie es unmöglich gemacht, dass der Schmuck einmal den Besitzern hätte zurückgege­ben werden können. Es waren ja auch Erinnerung­sstücke dabei.“Der zweite Angeklagte, der Albaner, erklärte, er sei damals ebenfalls völlig pleite gewesen. Er habe nach England einreisen wollen, sei dann aber wieder nach Spanien abgeschobe­n worden. Seinem Cousin, der ebenfalls in Barcelona lebte, sei der Boden im Süden zu heiß geworden. Und so sei man mit dem rumänische­n Kumpel halt nach Deutschlan­d gefahren, wo die Idee zu den Einbrüchen geboren worden sei. Die Kripo war dem Trio durch die Ermittlung ihrer Handynumme­rn auf die Spur gekommen und hatte dann zahlreiche Gespräche mitgehört. Als die Beamten zugriffen, war der Cousin des Albaners bereits verschwund­en. Gegen ihn besteht Haftbefehl.

Dass die Opfer von Einbrüchen nicht nur den Schaden haben, sondern auch psychisch belastet sind, schilderte ein Kaufmann, 48, der eines Abends im Januar 2017 mit seinem kleinen Sohn in sein Haus in Königsbrun­n zurückkehr­te und unversehen­s auf ein Chaos traf. „Schon auf dem Weg ins Haus lagen Sachen herum. Im Haus war ein Fenster eingeschla­gen, alle Zimmer waren durchwühlt, auch das Kinderzimm­er, die Schränke offen, alles lag auf dem Boden.“

Sein achtjährig­er Sohn sei schockiert gewesen, habe das alles nicht verstanden. Die Einbrecher hätten zwei Goldketten und eine Uhr, Erinnerung­sstücke an die Großeltern, mitgenomme­n. Anfangs, sagte der Kaufmann, habe er daran gedacht, einfach wegzuziehe­n. Dass völlig Fremde seine Wohnung durchwühlt haben, habe sich in seinem Gedächtnis festgesetz­t. „Jedes Mal, wenn ich nach Hause komme und die Tür öffne, denke ich daran.“

Das Urteil in diesem Prozess wird voraussich­tlich am 27. April gesprochen werden.

Schmuckstü­cke zum Aufteilen einfach in Stücke zerschnitt­en

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