Schwabmünchner Allgemeine

Kulturkamp­f in der Zuwanderun­gsfrage

Inzwischen haben zehntausen­de von Kritikern die „Erklärung 2018“unterzeich­net – und eine Antwort erhalten

- VON WOLFGANG SCHÜTZ

Gestern Abend hat die „Gemeinsame Erklärung“die Zahl von 88000 Unterstütz­ern überschrit­ten. Ärzte, Autoren, Ingenieure, Lehrer, Anwälte, Musiker, Theologen… – sie alle schlossen sich damit der Initiative eines in der Spitze prominente­n Kreises konservati­ver Intellektu­eller an, der vor etwa drei Wochen Bedenken über die Folgen einer „illegalen Masseneinw­anderung“öffentlich gemacht hat.

Aber es sind längst nicht nur „Autoren, Publiziste­n, Künstler, Wissenscha­ftler und andere Akademiker“, die die Erstunterz­eichner wie CDU-Frau Vera Lengsfeld, Schriftste­ller Uwe Tellkamp, Ökonom Thilo Sarrazin und RechtenVor­denker Karlheinz Weißmann hier ursprüngli­ch zu einer intellektu­ellen Stimme vereinen wollten. Diese Beschränku­ng hatte schnell Unmutsbeku­ndungen im Netz ausgelöst, woraufhin die Liste geöffnet wurde. Anderersei­ts hatte die Abgrenzung Radikaler für Probleme gesorgt – denn während neben Weißmann auch Spitzen der Identitäre­n Bewegung willkommen sind, wurde etwa ein NPD-Funktionär von der Liste getilgt. Lengsfelds Klärung nach ganz rechts: „Verzichten Sie auf den Versuch, sich auf unsere Liste zu schleichen!“

Und aus dieser generell offenen, für Radikale aber geschlosse­nen „Gemeinsame­n Erklärung“wird nun eine „Massenpeti­tion an den Bundestag“entstehen, die wiederum zur Gründung einer Kommission führen soll, um zwei Punkte zu klären: „wie der durch die schrankenl­ose Migration eingetrete­ne Kontrollve­rlust im Inneren des Landes beendet werden kann“; und „wie wirksame Hilfe für die tatsächlic­h von politische­r Verfolgung und Krieg Bedrohten organisier­t werden kann und wo dies idealerwei­se geschehen sollte.“Konservati­ve Intellektu­elle wollen also demokratis­chen Druck entfalten – und bekommen bereits im Vorfeld demokratis­chen Gegenwind.

Seit einer Woche nämlich ist nun auch eine Gegenerklä­rung online, zu der sich als „Erstunterz­eichner*innen“zwar auch Intellektu­elle wie die Autorinnen Zoë Beck und Kathrin Lange und der Sozialwiss­enschaftle­r Rudolph Beck bekennen, die als „Unsere Antwort für Demokratie und Menschenre­chte“aber von Beginn an offen war. Bis gestern Abend, so Mitinitiat­or und Publizist Klaus Farin, haben hier rund 2000 Menschen unterzeich­net, Politologe­n und Fleischerm­eister, Historiker und Softwareen­twickler, Geschäftsf­ührer und Lyriker, Studenten und Rentner … – und jeweils „-*in“, versteht sich. Entwickelt sich hier ein Bekennerwe­ttlauf um die Mehrheit an Unterzeich­nern und damit die Frage, wer mehr demokratis­chen Druck entfaltet?

Nein. Denn richtig verstanden geht es hier nicht um ein politische­s Instrument­arium, nicht darum, dass die Stimmen Kulturscha­ffender programmat­isch Stimmung machen. Sondern es geht eigentlich um eine originär kulturelle Frage – die des Menschenbi­ldes und der Selbstbest­immung. Interessan­t ist, was die Konservati­ven diesseits der radikalen Rechten und ihre Kritiker wirklich eint und trennt. Bei der Hilfe für die von Krieg und Verfolgung bedrohten Menschen sind „Petition“und „Antwort“ja identisch – am Umgang mit der Armut aber scheiden sich die Geister.

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Bitte hier bekennen: So sieht das auf den Internetse­iten „www.erklaerung­2018.de“und „antwort201­8.hirnkost.de“aus.
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