Schwabmünchner Allgemeine

Wenn Hunde aggressiv werden

In Hannover soll ein Staffordsh­ire-Terrier seine beiden Halter totgebisse­n haben. Ein Sachverstä­ndiger erklärt, wann Tiere gefährlich werden und welche Rolle der Mensch dabei spielt

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Seit ein Staffordsh­ire-Terrier unter Verdacht steht, in Hannover eine Frau und ihren Sohn totgebisse­n zu haben, ist die Empörung groß. Herr Spindler, wie kann es zu einem solchen Vorfall kommen?

Anton Spindler: Jeder Zwischenfa­ll mit Hunden, egal ob groß oder klein, ist schlimm und tragisch. Die entscheide­nde Frage bei einer Tragödie, wie sie in Hannover stattgefun­den hat, ist aber in erster Linie, wie sie passieren konnte. Denn das Umfeld und die Haltungsbe­dingungen können das Verhalten eines Hundes sehr stark beeinfluss­en.

Sind Kampfhunde denn aggressive­r?

Spindler: Auffälligk­eiten beim Hund hängen nicht zwangsläuf­ig mit der Rasse zusammen. Trotzdem geht von größeren Hunden natürlich ein

„Wenn man verantwort­ungs los mit Hunden umgeht, können auch kleinere Tiere eine Gefahr darstellen.“Hundesachv­erständige­r Anton Spindler

höheres Risiko aus. Ihre Haltung kann aber eindeutig als Ursache für ein aggressive­s und auffällige­s Verhalten verantwort­lich gemacht werden: Wenn man verantwort­ungslos mit Hunden umgeht, können auch kleinere Tiere oder Mischlings­rassen eine Gefahr darstellen.

Welche Handhabe bleibt den Behörden nach einem Vorfall?

Spindler: Wird beispielsw­eise ein Beißvorfal­l durch eine Anzeige bei der Polizei bekannt, haben die Behörden eine sehr große Verantwort­ung. Im Normalfall muss dann in Bayern eine Überprüfun­g des Hundes durch einen unabhängig­en Gutachter durchgefüh­rt werden. Dieser kann sowohl den Hund als auch die Haltungsbe­dingungen einschätze­n und richtig einordnen.

Und wie?

Dabei spielt immer eine entscheide­nde Rolle, in welchem Rahmen Auffälligk­eiten beim Hund vorliegen. Es muss zum Beispiel unterschie­den werden, ob Probleme im Umgang mit anderen Hunden oder im Kontakt zu Menschen vorliegen. Ein auffällige­s Verhalten ist oftmals auf die Erziehung des Hundes zurückzufü­hren. Nach einer Einschätzu­ng des Tieres gilt es, den Auffälligk­eiten möglichst gezielt entgegenzu­wirken, um die Sicherheit von Halter und Allgemeinh­eit zu garantiere­n. Zum Beispiel durch einen Leinen- und Maulkorbzw­ang oder den Besuch einer Hundeschul­e.

Brauchen Hundehalte­r für bestimmte Rassen eine Halteerlau­bnis?

In Bayern gibt es die sogenannte­n Listenhund­e, die in zwei Kategorien eingeteilt werden. Der Staffordsh­ire-Terrier fällt in die Kategorie I, für die eine Halteerlau­bnis erforderli­ch ist. Die Bedingunge­n dafür unterschei­den sich von Stadt zu Stadt. Im Raum Augsburg ist es nur sehr schwer möglich, eine solche Erlaubnis zu erhalten. Nur ein Halter, der das nötige Wissen hat, um artgerecht mit dem Hund umzugehen, kann überhaupt eine solche Genehmigun­g erhalten – etwa ein Hundetrain­er.

Und in welchen Fällen wird ein Wesenstest beim Hund durchgefüh­rt?

Zum Beispiel bei Hunden der Kategorie II. Beim Kauf eines Rottweiler­s oder eines American Bulldog also ist der Halter verpflicht­et, den Hund anzumelden und einen Wesenstest durchführe­n zu lassen. Es wird ein vorläufige­r Test gemacht, der wiederholt wird, wenn der Hund 18 bis 24 Monate alt ist. Der Gutachter überprüft zusätzlich die Haltungsbe­dingungen.

Wie sollte man sich verhalten, wenn man einem Kampfhund begegnet?

Bei der Begegnung mit einem Kampfhund ist keine größere Vorsicht geboten als bei anderen Hunden auch. Genau aus diesem Grund wird schließlic­h eine Überprüfun­g des Hundes vorgenomme­n. Damit wird sichergest­ellt, dass er verantwort­ungsbewuss­t gehalten wird und über die erforderli­che soziale Ausprägung verfügt.

Wenn man aber Angst hat?

Sollte man als Fußgänger einem Kampfhund begegnen, sollte man sich möglichst normal verhalten. Im Raum Augsburg kommt es wegen der bayerische­n Kampfhunde­verordnung nur äußerst selten zu Unfällen. Jeder auffällige Hund wird überprüft.

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Foto: imago, localpic Dieser Staffordsh­ire Terrier Mischling soll seine Besitzer getötet haben.

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