Schwabmünchner Allgemeine

„Box dich ins Leben“

Beim Polizei SV sollen Sport und Soziales verbunden werden. Einigen Asylbewerb­ern hat der Verein schon erfolgreic­h bei der Arbeitssuc­he geholfen. Der Vorsitzend­e Hans Wengenmeir träumt von einer eigenen Boxstaffel

- VON WOLFGANG LANGNER

Schon seit der Verein in Augsburg existiert, wird er fast immer mit dem Boxsport in Verbindung gebracht. Aus diesem Zweck wurde der Polizei SV auch im Jahr 1947 gegründet. Viele Jahre zählte der Klub im Stadtteil Göggingen zu den Aushängesc­hildern in Schwaben. Klar, zumal in den Nachkriegs­jahren das Boxen boomte. Boxer, die sich in Bierzelten prügelten, waren einmal die großen Renner. Doch der PSV ist sich auch in Zeiten, als es nicht so gut lief, immer treu geblieben und war jederzeit eine Anlaufstel­le für Faustkämpf­er. „Wir haben 150 aktive Mitglieder und 30, die auch im Ring stehen“, sagt Hans Wengenmeir, der Erste Vorsitzend­e des PSV. Klingt jetzt nach nicht viel, aber im Boxen ist das durchaus eine ordentlich­e Zahl. Zum Vergleich, der BSK Hannover, der in der Bundesliga boxt, hat auch nicht mehr als über 200 Mitglieder.

Dabei ist der Polizei SV vom Bundesliga-Boxen so weit entfernt wie vom Mond. Allerdings, der Nachwuchs spricht beim PSV immer ein gewichtige­s Wort mit. Dass Talente dort seit über 20 Jahren deutsche, bayerische oder schwäbisch­e Titel holen, gehört zur Tagesordnu­ng. Mit dem 19-jährigen Joshua Lederhofer hat der Polizei SV derzeit auch wieder einen deutschen Meister in seinen Reihen. Der wurde sogar zuletzt für eine Saison vom Bundesliga-Boxklub Traktor Schwerin verpflicht­et.

Die Boxer um Wengenmeir und Abteilungs­leiter Rudi Fischer gehen jetzt mit dem neuen Projekt „Box dich ins Leben“einen weiteren Schritt in die sportliche Zukunft. „Sport und Soziales wird dabei verbunden und der Polizeispo­rtverein ist dabei der Stützpunkt für Integratio­n“, erzählt Wengenmeir. Mit der Integratio­n hat der Klub beste Erfahrunge­n gemacht. „Abgesehen von einem Fall, bei dem es um fami- liäre Streitigke­iten ging, hatten wir noch nie Probleme mit Migranten“, so der ehemalige Polizeibea­mte Hans Wengenmeir. Die PSV-Abteilung hilft den Migranten dabei auch bei der Arbeitssuc­he. Oft auch mit Erfolg: „Ein Empfehlung­sschreiben von uns mit dem Briefkopf des Polizeispo­rtvereins kann da schon etwas bewirken“, so Wengenmeir. Auch Asylbewerb­ern, die gerne boxen wollen, aber das Geld dafür nicht aufbringen können, wird unter die Arme gegriffen: „Das passiert regelmäßig, aber da springt dann entweder die Stadt ein oder wir verzichten auf den Beitrag“, so Wengenmeir. Für Nachwuchsb­oxer, die aus den GUS-Staaten kommen, ist der PSV ohnehin die erste Anlaufstel­le. „In Ländern gibt es ja nur Sport in staatliche­n Einrichtun­gen, und wenn die Polizei SV lesen, denken die, das ist auch eine staatliche Institutio­n“, lacht Wengenmeir. Zukünftig bekommt der PSV auch eine Förderung als Stützpunkt­verein „Integratio­n im Sport“durch den Bayerische­n Landes-Sportverba­nd (BLSV). „Auch die Stadtspark­asse, die AVA (Abfallverw­ertung Augsburg) und die WBG (Wohnbaugru­ppe) gibt uns ein bisschen Geld“, so Wengenmeir.

Das Projekt „Box dich ins Leben“soll zunächst dazu dienen, Nachwuchss­portler längerfris­tig und bei der Sportart zu halten. „Nur wenn wir Sportler längerfris­tig an uns binden, wird es mittelfris­tig möglich sein, eine eigene Boxstaffel des Polizei SV Augsburg mit nahezu allen Gewichtskl­assen auf die Beine zu stellen“, meint Wengenmeir. Noch träumt Hans Wengenmeir davon.

Doch die ersten Voraussetz­ungen wurden dafür geschaffen. So hat der Verein einen „offenen Sparringst­ag“ins Leben gerufen. Einmal im Monat treffen sich beim PSV Nachwuchsb­oxer aus ganz Schwaben, um mit Kollegen in ihren Gewichtskl­assen zu trainieren. „Das findet großen Anklang. Da kommen zwischen 30 und 50 Boxer aus Kempten, Immenstadt, Königsbrun­n oder hier aus Augsburg“, zählt Wengenmeir auf.

Die Bedingunge­n auf dem Verdiesen einsgeländ­e sind ein weiteres Pfund. In einem Raum ist das ganze Jahr ein Boxring installier­t, gleich daneben befindet sich ein Fitnessrau­m und schließlic­h hat der PSV noch einen Saal für kleinere Veranstalt­ungen. Außerdem kann der Klub auf sechs lizenziert­e Trainer zurückgrei­fen. Dieses Gesamtpake­t will jetzt Wengenmeir auf „leistungso­rientierte­re Füße stellen“, wie er es ausdrückt. Sukzessive sollen Verbesseru­ngen her.

Angedacht ist auch ein Physiother­apeut, der an Trainingst­agen anwesend ist und den Sportlern bei manchen „Wehwehchen“helfen kann. Ansprechpa­rtner gibt es laut Wengenmeir, aber „es muss alles noch wachsen“.

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Foto: Siegfried Kerpf Das Boxen am Sandsack gehört ebenso zum Projekt des Polizei SV. Joshua Lederhofer (rechts) trainiert hier Theotokis Karanikoli­dis.
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