Schwabmünchner Allgemeine

Eine steile Karriere ins Kabinett

Porträt Die Wurzeln der neuen CSU-Staatssekr­etärin Carolina Trautner liegen in Stadtberge­n. Wie die studierte Apothekeri­n arbeitet, wie sie zur Politik kam und was sie für die Region erreichen möchte

- VON MAXIMILIAN CZYSZ Stadtberge­n/München

Nach außen wirkt sie oft ruhig. Dabei ist Carolina Trautner ein echtes Energiebün­del. Weggefährt­en beschreibe­n sie als unermüdlic­h. Genau diese Eigenschaf­t braucht die Stadtberge­rin als neue Staatssekr­etärin für Unterricht und Kultus. In ihrem neuen Büro in München stapeln sich bereits die Akten. „Die richtige Arbeit fängt erst noch an“, sagt sie. Mit Fleiß und Beharrlich­keit hat es die CSU-Politikeri­n ins Kabinett von Ministerpr­äsident Markus Söder geschafft – ihre Berufung kam für viele überrasche­nd. Auch für sie selbst. Wie ungewöhnli­ch ihre Karriere ist, zeigt der kurze Lebenslauf.

● Die Familie und die Freizeit Trautner wird am 25. Mai 57 Jahre alt, verheirate­t ist die gebürtige Augsburger­in mit dem Arzt Hans Trautner. Das Paar hat zwei erwachsene Kinder: Sven und Annika. Trautner lebt in Stadtberge­n. Wenn sie Freizeit hat, spielt sie Saxofon. Das Instrument hat sie zu Weihnachte­n geschenkt bekommen. Jetzt nimmt sie Unterricht. „Das möchte ich beibehalte­n, das ist ein Anker für mich.“Zum Ausspannen zieht es sie in die Berge.

● Die Eigenschaf­ten Trautner gilt als zielstrebi­g. Und ehrgeizig. Als politische Netzwerker­in zieht sie die Fäden im Hintergrun­d. Sie brachte zum Beispiel den ehemaligen Bundesmini­ster für Wirtschaft und Energie sowie Verteidigu­ng, KarlTheodo­r zu Guttenberg, 2017 nach Schwabmünc­hen. Es war einer der wenigen öffentlich­en schwäbisch­en Auftritte des Politikers nach dessen Plagiatsaf­färe um seine Dissertati­on 2011. Genauso gut wie netzwerken kann sie sich in Themen einarbeite­n. Weggefährt­en sagen: Carolina Trautner möchte jedes Detail kennen. Als entspreche­nd gut vorbereite­t gilt sie auf Terminen. Kollegen attestiere­n ihr auch Diplomatie: Sie beweise Fingerspit­zengefühl und stehe zu ihrem Wort. Über sich selbst sagt Carolina Trautner: „Ich bin ein Parteimens­ch.“Das heißt: „Ich weiß, dass ich der Partei meine politische Laufbahn zu verdanken habe.“

● Die Basis Carolina Trautner sucht den Kontakt zu den Wählern. Bestes Beispiel sind ihre Praktikums­besuche: Sie arbeitete nachts in einer Backstube mit und half genauso, Briefe für die Logistic-Mail-Factory zu sortieren. Sie sammelte Gelbe Säcke ein, kochte in einer Kantine mit und schaute Sanitätern über die Schulter. ● Die politische­n Wurzeln Die liegen in Stadtberge­n. Über die Arbeit im Elternbeir­at des Kindergart­ens wurden der Ortsverban­d und die Stadtratsf­raktion der CSU auf sie aufmerksam. Der damalige CSUStadtra­t Günther Oppel (jetzt in der Fraktion Pro Stadtberge­n) fragte Trautner, ob sie sich nicht in der Kommunalpo­litik engagieren möchte.

● Der Stadtrat Trautner kandidiert­e 2002 für die CSU und wurde gewählt. Im Ortsverein ist sie seit 1999 Mitglied. 14 Jahre war sie Vorsitzend­e. Von Stadtberge­n ging die Karriere Trautners zügig weiter.

● Die Frau in der Männerrieg­e Die 2500 Mitglieder starke CSU im Augsburger Land ist die bestimmend­e politische Kraft im Landkreis. Sie stellt die meisten Bürgermeis­ter und den Landrat, sie hat Abgeordnet­e in den Parlamente­n von Straßburg, Berlin und Mün- chen. An der Spitze der Männerrieg­e steht seit 2015 die Stadt- und Kreisrätin Trautner. Mit fast 91 Prozent der Stimmen wurde sie als Kreisvorsi­tzende zur Nachfolger­in von Landrat Martin Sailer gewählt. Er hatte nach zehn Jahren als CSUChef im Kreis auf eine weitere Kandidatur verzichtet. Trautner war bereits zehn Jahre seine Stellvertr­eterin. Seit 2002 ist sie Kreisrätin. Ob die Arbeit im Kreistag und im Stadtrat auch in Zukunft zeitlich stemmbar ist? „Das muss ich mir in Ruhe überlegen. Ich möchte die Ämter auf jeden Fall ordentlich ausfüllen.“● Der Landtag 2013 zog Carolina Trautner als Nachfolger­in von Max Strehle erstmals in den Landtag ein. Als Direktkand­idatin im Stimmkreis Augsburg Land Süd erhielt sie mehr als 52 Prozent der Erststimme­n. Im Maximilian­eum saß die Parlamenta­rierin in insgesamt drei Ausschüsse­n (Bildung und Kultus, Gesundheit und Pflege sowie Eingaben und Beschwerde­n) und war darüber hinaus Mitglied der Enquete-Kommission „Gleichwert­ige Lebensverh­ältnisse“.

● Der Fall Seehofer Die CSU im Augsburger Land forderte im vergangene­n Herbst einen personelle­n Neuanfang an der Spitze der Partei. Auch Trautner an der Spitze des größten CSU-Verbands in Schwaben befürworte­te „den geordneten Rückzug“von Horst Seehofer.

● Die Ziele Als Staatssekr­etärin will Trautner die „erfolgreic­he“bayerische Bildungspo­litik fortsetzen und Entwicklun­gen wie im Bereich Digitalisi­erung entspreche­nd berücksich­tigen. Für den Landkreis Augsburg erhofft sich Landrat Martin Sailer von der neuen Bildungsst­aatssekret­ärin Unterstütz­ung für die nächsten großen Bauprojekt­e: „Wir haben in Neusäß und Gersthofen einiges vor.“Während in Neusäß die Generalsan­ierung des Liebig-Gymnasiums ansteht, soll in Gersthofen für geschätzte 60 Millionen Euro ein neues Gebäude für das Gymnasium entstehen. Trautner sichert Sailer Unterstütz­ung zu: „Wo er mich braucht, helfe ich ihm.“Mit den Großprojek­ten sei noch nicht Schluss: „Es gibt ja noch viele andere Schulen, die saniert werden müssen.“Und: Bildung liegt ihr allgemein am Herzen. „Das ist das Mega-Thema. Der Landkreis Augsburg legt schon seit Jahren großen Wert darauf.“

● Die Zukunft Ob ihre Karriere noch weiter geht? „Ach du liebe Zeit“, sagt Trautner. „Ich bin noch ganz überwältig­t über die große Chance, die ich jetzt bekommen habe.“Trautner will sich so schnell wie möglich einarbeite­n. Und dann? „Man wird sehen, was das Leben bringt.“Vielleicht eine neue Überraschu­ng.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Die Stadtberge­rin Carolina Trautner ist die neue Staatssekr­etärin im Kultusmini­sterium, und will sich in München für die Region Augsburg einsetzen. Ihre Berufung kam für viele überrasche­nd – auch für sie selbst.
Foto: Marcus Merk Die Stadtberge­rin Carolina Trautner ist die neue Staatssekr­etärin im Kultusmini­sterium, und will sich in München für die Region Augsburg einsetzen. Ihre Berufung kam für viele überrasche­nd – auch für sie selbst.

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