Ihre ungewöhnliche Liebe machte sie bekannt
Wilhelmine Schaefer ist im Alter von 104 Jahren gestorben. Ihre Beziehung war in ganz Deutschland Thema
Wilhelmine Schaefer war eine starke Frau. Diszipliniert lebte sie ihr langes Leben: Die Augsburgerin spielte 70 Jahre lang leidenschaftlich Tennis, sie begann ihren Tag stets mit gymnastischen Übungen, sie rauchte nicht, trank keinen Alkohol. Sie schwor dagegen auf die Liebe. In den vergangenen 20 Jahren lebte sie mit ihrem 40 Jahre jüngeren Lebensgefährten Gerhard Beyl zusammen. Das seien die Gründe, warum sie selbst im hohen Alter noch so zufrieden und glücklich sei, betonte die Augsburgerin im Gespräch mit unserer Zeitung zu ihrem 104. Geburtstag Ende November.
In den vergangenen Monaten konnte ihre Gesundheit mit ihrem Lebenswillen nicht mehr mithalten. Am 27. März starb sie. In den vergangenen drei Monaten hatte sie im Seniorenheim der Dr.-GeorgFrank-Altenhilfe-Stiftung in Stadtbergen gelebt. Es war, gesundheitlich betrachtet, eine schwere Zeit.
Wilhelmine Schaefer wurde am 30. November 1913 in Münster geboren. Ihr Vater musste in den Krieg und brachte seine Familie bei einem Onkel in Frankfurt unter, der vom Militärdienst verschont blieb. Als der Erste Weltkrieg beendet war und der Vater heimkehrte, wurde er bei den Lechwerken als Prokurist angestellt – die Familie zog nach Augsburg. Wilhelmine Schaefer besuchte das Maria-Theresia-Gymnasium, das zu ihrer „Heimat“wurde, wie sie im vergangenen Jahr den Schülern bei der Feier zum 125-jährigen Bestehen der Schule verriet.
Nach ihrem Abitur begann sie, Sport und Englisch auf Lehramt zu studieren. Mit 21 Jahren heiratete sie Karl Schaefer, der Studiendirektor am Realgymnasium war, das heutige Peutinger-Gymnasium. Schon bald waren Sohn Peter und Tochter Claudia unterwegs, ihr ganzer Stolz, wie Wilhelmine Schaefer immer wieder betonte – ihre Ausbildung konnte sie nicht vollenden.
1989 starb ihr Mann Karl. Wie es das Schicksal so wollte, war er es, der Wilhelmine Schaefer mit ihrem späteren Lebensgefährten bekannt machte. Karl Schaefer war begeisterter Basketballer und gab Kurse an der Volkshochschule. Gerhard Beyl besuchte seine Trainingseinheiten. „Eines Tages hatte er die Basketbälle vergessen und schickte mich zu sich nach Hause, um sie zu holen“, berichtet er von ihrem Kennenlernen. Denn dort begegnete er seiner großen Liebe zum ersten Mal. Sie trafen sich daraufhin gelegentlich zum Tennisspielen. Als Karl Schaefer starb, wurde mehr aus der Beziehung.
Nachdem unsere Zeitung über diese ungewöhnliche Liebe berichtete, war das Augsburger Liebespaar in ganz Deutschland Thema. „Er ist 61, sie 101. Diese Liebe überbrückt 40 Jahre Altersunterschied“schrieb unter anderem die
Der Radiosender erzählte ihre Geschichte am Valentinstag unter dem Motto „Die schönsten Liebesgeschichten Bayerns“, in der Nachtcafé diskutierte das Paar zum Thema „Und das soll Liebe sein?“.
Bild. Antenne Bayern SWR-Talkshow
Denn dass ihre Liebe ungewöhnlich war, war Wilhelmine Schaefer und Gerhard Beyl zwar bewusst, aber egal. Ihr Ziel war es, möglichst viel gemeinsam zu erleben. Ihre Reisen führten sie unter anderem zu den Australian Open nach Sydney. In den vergangenen Jahren unternahmen sie Tagesausflüge in die nähere Umgebung, an den Hopfensee oder nach Bad Wörishofen. Bis zuletzt war ihr Lebensgefährte ihr eine wichtige Stütze.
Ihre Reisen führten sie bis nach Sydney