Schwabmünchner Allgemeine

Intensive Diskussion über moderne Werkstoffe

Die Königsbrun­ner stellen Forscher Markus Sause einige kritische Fragen über sein Fachgebiet

- VON MARION KEHLENBACH Königsbrun­n Termin

Überwiegen­d Männer zieht es zum Auftakt der diesjährig­en Königsbrun­ner Campus-Reihe in den Generation­enpark. Sie diskutiere­n lebhaft und fragen kritisch nach. Die wenigen Frauen an diesem Abend gehören eher zum Stammpubli­kum der seit sechs Jahren laufenden Kooperatio­n des Kulturbüro­s mit der Universitä­t Augsburg. Mit über 60 Zuhörern sind fast alle Stühle besetzt.

„Warum eigentlich Faserverbu­ndwerkstof­fe?“heißt der Vortrag von Professor Markus Sause. Mit Filmen, Fotos, Simulation­en und Grafiken erläutert der Wissenscha­ftler des Instituts für Material Resource Management, was Faserverbu­ndwerkstof­fe sind, wo sie eingesetzt werden, was die Vorteile sind und wo die Probleme liegen. Hierzu zählt zum einen der Preis. So ist beispielsw­eise das Carbonfase­rmaterial mehr als 100-mal teurer als Stahl. Das liege vor allem an der optimierte­n Ökonomisie­rung der Stahlherst­ellung, sagt Sause auf Nachfrage, während die industriel­le Fertigung der Faserverbu­ndstoffe noch in den Anfängen steckt. Ein eingespiel­ter Film zeigt, wie selbst ein Roboter bei der Fertigung einer Rumpfschal­e für Flugzeuge vom Typ A320 mit vergleichs­weise langsamen Bewegungen die verschiede­nen Schichten aufträgt.

Ziel des Forschungs­teams um Professor Sause ist die Verkürzung der Prozessket­te. Die Verstärkun­gsfasern können Glasfaser oder Carbonfase­r sein und werden wie Textilien gewebt, verknüpft oder geflochten. Erdöl ist der Grundstoff für die Herstellun­g der Carbonfase­r. Die neuen Werkstoffe sind trotz ihrer hohen Belastbark­eit äußerst leicht. BMW baut deshalb die Karosserie des Elektroaut­os i3 auf der Basis von Faserverbu­ndwerkstof­fen. Auf einem Foto ist zu sehen, wie zwei Männer scheinbar mühelos solch eine Autokaross­erie hochheben können. Durch das leichtere Fahrzeug wird die Reichweite der E-Autos entschiede­n vergrößert.

„Da beißt sich doch die Katze in den Schwanz“, wirft ein Besucher ein. Zum einen will man sich durch den Einsatz von alternativ­en Energien unabhängig vom Rohstoff Erdöl machen, doch dann wird zum anderen dieser wieder benötigt, damit die E-Autos weiter fahren können. Das stimme nur bedingt, erklärt Sause: Die Carbonfase­r ist das „Toplevelpr­odukt“, im Gegensatz zum Treibstoff, der verheizt wird.

Andere Zuhörer fragen nach der Umweltbela­stung, beispielsw­eise was die Wissenscha­ft tut, damit die Kunststoff­e – wie es bei herkömmlic­hen Plastiksto­ffen passiert – nicht in die Nahrungske­tte gelangen. „Plastik wandert nicht von alleine in die Meere, dazu haben wir auch etwas getan“, sagt Sause. Er bestätigt aber auch, dass es einen Ressourcen­kreislauf für Faserverbu­ndstoffe noch nicht gibt: „Es ist noch keine Masse auf dem Markt.“

Kulturbüro­leiterin Ursula OffMelcher fragt dann noch nach dem Einsatz der neuen Werkstoffe in der Medizin. Die leichten Stoffe werden besonders bei Prothesen verwendet, aber auch bei der Diagnostik, ist von dem Fachmann zu erfahren. Zum Beispiel werden bei der Magnetreso­nanztomogr­aphie, kurz MRT, Materialie­n mit einer hohen Festigkeit benötigt, die aber frei von Metall sein müssen.

Professor Sause ist sozusagen der „Jubiläumsg­ast“der Königsbrun­ner Campus-Reihe, erzählt Off-Melcher. Denn der Vortrag über die neuen Werkstoffe ist der 25. in der Reihe, die seit 2013 läuft. Im nächsten Vortrag geht es um Religion. Da der Infopavill­on wegen eines Wasserscha­dens geschlosse­n ist, wird auch dieser in den Vortragsra­um des Generation­enparks verlegt.

ODer nächste Vortrag beim Kö nigsbrunne­r Campus findet am Mitt woch, 23. Mai, um 19 Uhr im Generatio nenpark, Dietrich Bonhoeffer Str. 38. Thema „Fundamenta­lismus“von Andreas Matena von der Katholisch Theologi schen Fakultät.

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Foto: Nadja Rathgeber Auch nach dem Vortrag von Prof. Markus Sause (Zweiter von links, mit Kulturbüro leiterin Ursula Off Melcher) wurde noch eifrig diskutiert.

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