Ein laubgrüner Schatz namens Floggy
Von Ausfahrten durch überflutete Unterführungen, Mechaniker-Alpträumen und jeder Menge Herzblut: Erinnerungen an das erste Auto und wie es das Leben der Besitzer verändert hat
Mit dem ersten eigenen Auto ist es so ähnlich wie mit der ersten großen Liebe. An beide Ereignisse erinnert man sich in der Regel ein Leben lang. Beide haben Gefühlsexplosionen ausgelöst. Mit dem Unterschied, dass die Fahrzeuge meist Rostlauben und mit einer Macke verbunden waren. Irgendwie liebenswert waren sie dennoch. Oder?
Ein Citroën 2 CV. Das war das erste Auto, das
aus Bobingen ihr Eigen nennen durfte. Fast 50 Jahre ist es hier. Sie hatte das Fahrzeug, im Volksmund liebevoll „Ente“genannt, aus privater Hand für 1200 Mark erworben. Es habe für sie einen großen Gewinn an Unabhängigkeit und Lebensqualität bedeutet, erzählt sie. Mit dem KinderwagenOberteil und dem Sohn auf dem Rücksitz genoss sie Besuche und Ausflüge. „In unserer damaligen klammen Finanzsituation waren Kauf und Unterhalt des Autos nur möglich, weil mein Mann einen Firmenwagen fuhr.“
Die „Ente“sei aber nicht nur das billigste, sondern auch das langsamste Gefährt gewesen, sagt Falkenberg: „16 PS, 72 Mark Jahressteuer, Benzin circa 55 Pfennig pro Liter und der Durchschnittsverbrauch auf 100 Kilometer weniger als fünf Liter“, lässt die in vielen ehrenamtlichen Positionen engagierte Bobingerin Zahlen sprechen. Nicht selten streikte der 2CV während der Fahrt. „Aber ich hatte immer Glück“, erinnert sie sich. „Während ich ratlos vor der geöffneten Motorhaube stand, halfen mir stets freundliche Lkw-Fahrer, die Ente flott zu machen.“
Kein Wunschauto war das erste Fahrzeug von Der größte Traum damals sei gewesen, überhaupt ein Auto zu besitzen, berichtet der Fotograf aus Fischach: „So war das Finanzielle ausschlaggebend.“Der Blick fiel auf einen Simca 1301 beim ortsansässigen Händler. „Er war fünf Jahre alt, hatte aber nur wenige Kilometer auf dem Tacho.“Ob er schön war? „Er hatte auf jeden Fall innere Werte“, sagt Bauer und lächelt. Mit ihm fühlte er sich wie der sprichwörtliche Gott in Frankreich: weiche Sitze, geräumiger Innen- und ein riesiger Kofferraum. „Nur knapp drei Jahre währte unsere Freundschaft, in der er mich stets zuverlässig durchs Land schaukelte“, resümiert er. „Leider fraß ihn der Rost zu schnell auf.“
Das erste eigene Auto von
war 1986 ein zehn Jahre alter Opel Kadett C Coupé. Mit seiner Farbe erinnerte er eher an einen grünen Laubfrosch und hörte auf den Namen Floggy. „Das Fahrzeug war nicht auf dem modernsten Stand und farblich nicht der letzte Schrei, aber es brachte mich zuverlässig an meine Ziele“, sagt die Bürgermeisterin von Kutzenhausen.
Unvergessen bleibt ihr dabei ein Erlebnis bei Starkregen. Mit Sohn und Mann an Bord steuerte sie nach der Brunnenmühle auf die Bahnunterführung Richtung Katzenlohe zu. „Wir sahen, dass dort Wasser stand, hofften aber, dass es nicht zu hoch sei“, sagt die Kommunalpolitikerin. Die Hoffnung trog. Der Kadett blieb in der Unterführung stehen und gab abrupt seinen Dienst auf. Das Nass stand bis an den unteren Türrahmen. „Mein Mann zog und Socken aus und begann, im eiskalten Wasser das Auto aus der Unterführung zu schieben. Wer die dortige Situation kennt, weiß, dass es dort nicht zu knapp bergauf geht.“Oben angekommen, lief das Auto tatsächlich wieder an. „Wir lachen heute immer noch, wenn wir diese Stelle passieren.“
Bei aus Großaitingen war das erste Auto mit viel Handarbeit verbunden. „Mit 18 Jahren erwarb ich günstig einen Fiat 600, auch Seicento genannt“, blickt der ehemalige vielfache Weltmeister im Luftkissen-Rennsport und erfolgreiche Autorennfahrer zurück. Es sei einer der ersten der eiförmigen Modelle des Fiat-Konzerns gewesen, nur knapp 3,20 Meter lang, 1,40 Meter breit und mit einem 23-PS-Heckmotor ausgerüstet. „Das Fahrzeug war kaputt, doch mehr konnte ich mir damals nicht leisten.“Das Vehikel bescherte ihm allerdings keine schlaflosen Nächte. „Ich vertraute auf meine im KfzHandwerk abgelegte Gesellenprüfung“, sagt der 71-Jährige. Und so nahm er das Fahrzeug nahezu komplett auseinander und baute es wieder fahrbereit zusammen. „In mein erstes Auto habe ich viel Herzblut investiert“, bilanziert er.
Eher durch Zufall kam die Rechtsanwältin aus Ustersbach kurzfristig zu ihrem ersten fahrbaren Untersatz. „Mit 19 war ich Sprecherin des Ortsjugendrings in meiner baden-württembergischen Heimatgemeinde. Wir planten ein großes Open-Air-Konzert und überlegten, wie wir dafür am günstigsten Werbung machen konnten.“Hier kam ein alter, billiger Citroën 2CV als Werbeträger ins Spiel. Die „Ente“sei jedoch auch nicht mehr wert gewesen, meint die Anwältin heute. „Sie verlor nicht nur ständig den Blinkerhebel, sie hatte auch einen Schaden beim Schalten, zudem sprang das Gaspedal manchmal aus der Verankerung, und sie fraß Öl ohne Ende.“Gott sei Dank sei das Fahrzeug erst nach dem Konzert einem Kolbenfresser zum Opfer gefallen.
Keine wesentlichen Probleme machte das erste Auto von
„Es war ein Fiat 850 special, eine verbesserte Variante des Fiat 600 mit vorn und hingen verlängerter Karosserie und Stufen- statt Schrägheck“, sagt der Vorsitzende des Automobil-Sport-Club (ASC) Bobingen. Das sei 1972 gewesen. Das Auto hatte auch noch ein SMÜKennzeichen. Das „A“sei erst bei seinem nächsten Fahrzeug gekommen. Drei Jahre früher, 1969, erwarb der ehemalige Vizelandrat und Landtagsabgeordneter aus Deubach mit seinem ersten Architektenhonorar für 5000 Mark eiSchuhe nen gebrauchten Glas GT 1300. „Das Auto war in roter Farbe frisch lackiert, um die Rostflecken zu vertuschen“, bekennt er. Doch das „Traumauto“kostete ihm sehr viele Nerven. „Es war mehr in der Werkstatt als auf der Straße. Bei dem Wagen ging fast alles kaputt, was kaputt gehen konnte, und er musste mehrmals abgeschleppt werden.“Schließlich habe er es nach einem Jahr mit großem Verlust verkauft.
Besitzer des Landgasthofs Zum grünen Kranz in Großaitingen, hat 1987 von seinem Ersparten einen Peugeot 205 Diesel mit 60 PS gekauft. „Ich habe ihn zur Verbesserung der Bodenhaftung mit Luftleitblechen voll verspoilern lassen“, sagt er. „Sehr zum Leidwesen der Werkstatt, die mich samt dem Spoiler-Erfinder nach Sibirien ins Arbeitslager wünschte.“
Darüber hinaus leistete er sich zur Verschönerung des Autos eine Rundum-Folie mit Verzierungen. Doch diese hielt nur einen Tag. „Ich hatte den Wagen auf dem Gelände unseres Bauernhofs geparkt. Dort machten sich die 25 Gänse meines Vaters gleich über die Folie her und schnäbelten sie vollkommen ab. Das hieß dann wohl Geld vor die Gänse geschmissen“, schmunzelt er.
Ogeht es darum, wie man ohne Auto zurechtkommt.