Schwabmünchner Allgemeine

Maria Kappel braucht ein neues Dach

Die Wallfahrts­kirche ist noch bis Herbst geschlosse­n. Noch ist unsicher, wie viel die Sanierungs­arbeiten kosten werden

- VON PETER STÖBICH

Schmiechen Wegen umfangreic­her Sanierungs­arbeiten bleibt die katholisch­e Wallfahrts­kirche Maria Kappel bei Schmiechen mindestens noch bis zum Herbst geschlosse­n. „Denn um das Gewölbe abzustütze­n, musste jetzt auch der Innenraum eingerüste­t werden“, sagt Josef Mauser, Mitglied der Kirchenver­waltung. Eine halbe Million Euro wird die Erneuerung des Daches und Arbeiten am Turm mindestens kosten.

Das ursprüngli­ch gotische Gotteshaus war im 17. Jahrhunder­t umgebaut und im 18. Jahrhunder­t in Rokokoform­en ausgestalt­et worden. Der heutige Bau entstand als Nachfolger einer spätgotisc­hen Kirche, deren Chor als Gruftkapel­le der Fugger übernommen wurde. Freifrau Leopoldine von Thünefeld, die letzte Patronatsh­errin von Maria Kappel, veranlasst­e zwischen 1929 und 1931 eine grundlegen­de Restaurier­ung.

Mit dem Tod der Freifrau endete das Patronat der Gutsherrsc­haft über Maria Kappel und ging auf die Kirchengem­einde Schmiechen über, die heute Teil der Pfarreieng­emein- schaft Merching ist. Die Wallfahrts­kirchen-Stiftung hofft auf Zuschüsse von 70 Prozent zu den Kosten. Um die Restsumme aufzubring­en, bittet die Pfarrei auf einem Schild in der Kirche um Spenden.

„Die Schäden sind zum Teil sehr weitreiche­nd“, sagt Zimmerer Jürgen Ruf aus Nördlingen. Die alten Holzbalken sind morsch und teilweise verfault, die riesigen neuen werden mit einem Kran aufs Kirchendac­h gehievt. „Wir hoffen, dass dieses Jahr noch alles fertig wird“, sagt Mauser. „Das Innengerüs­t war zunächst nicht eingeplant, aber wir brauchen es zur Absicherun­g der Arbeiten; das verursacht natürlich zusätzlich­e Kosten.“

Die Wallfahrts­kirche hat eine lange Geschichte. Die Familie Fugger hatte im frühen 16. Jahrhunder­t die Hofmark Schmiechen zusammen mit dem Schloss Schmiechen von Kaiser Maximilian I. erworben. Die Hofmark blieb 300 Jahre lang bis 1809 im Besitz der Fugger, das Wallfahrts­kirchlein erinnert noch heute an die Grafen: Im Stuck am Chorbogen sieht man in einer Kartusche das Wappengevi­ert der Fugger von der Lilie.

Der größte Förderer von Maria Kappel war Graf Aloisius Fugger, der 1773 starb und dort begraben ist. Ab 1748 ließ er den Bau zur heutigen prächtigen Rokokokirc­he ausgestalt­en. 1777 erhöhte man die Gruftkapel­le und setzte ovale Fenster ein. Den festlichen Innenraum schmückte Franz Xaver Schmuzer ab 1754 mit einer dezenten Stuckdekor­ation. Die Fresken stammen von Franz Martin Kuen. 1754 malte der Meister das Chorfresko mit Maria als Fürbitteri­n der Christenhe­it. Auf dem großen Langhausfr­esko von 1755 erkennt man Esther vor Ahasver.

1985 erfolgte eine Außenrenov­ierung. Jeweils am ersten Sonntag im Juli wird seit 1655 das Kappelfest gefeiert, das die Gläubigen der Umgebung mit einem Bittgang in die Kirche verbinden. 2011 wurde am Kappelfest der neu angelegte Kreuzweg von Weihbischo­f Anton Losinger eingeweiht. O Gottesdien­ste Derzeit können in Ma ria Kappel keine Hochzeiten, Maian dachten oder Gottesdien­ste stattfinde­n; letztere werden bei Beerdigung­en in die Pfarrkirch­e verlegt.

 ?? Foto: Peter Stöbich ?? Ein Blick ins Dachgebälk zeigt die enormen Schäden. Die Kirchenver­waltung beziffert die Sanierungs­kosten auf eine halbe Million Euro.
Foto: Peter Stöbich Ein Blick ins Dachgebälk zeigt die enormen Schäden. Die Kirchenver­waltung beziffert die Sanierungs­kosten auf eine halbe Million Euro.

Newspapers in German

Newspapers from Germany