Maria Kappel braucht ein neues Dach
Die Wallfahrtskirche ist noch bis Herbst geschlossen. Noch ist unsicher, wie viel die Sanierungsarbeiten kosten werden
Schmiechen Wegen umfangreicher Sanierungsarbeiten bleibt die katholische Wallfahrtskirche Maria Kappel bei Schmiechen mindestens noch bis zum Herbst geschlossen. „Denn um das Gewölbe abzustützen, musste jetzt auch der Innenraum eingerüstet werden“, sagt Josef Mauser, Mitglied der Kirchenverwaltung. Eine halbe Million Euro wird die Erneuerung des Daches und Arbeiten am Turm mindestens kosten.
Das ursprünglich gotische Gotteshaus war im 17. Jahrhundert umgebaut und im 18. Jahrhundert in Rokokoformen ausgestaltet worden. Der heutige Bau entstand als Nachfolger einer spätgotischen Kirche, deren Chor als Gruftkapelle der Fugger übernommen wurde. Freifrau Leopoldine von Thünefeld, die letzte Patronatsherrin von Maria Kappel, veranlasste zwischen 1929 und 1931 eine grundlegende Restaurierung.
Mit dem Tod der Freifrau endete das Patronat der Gutsherrschaft über Maria Kappel und ging auf die Kirchengemeinde Schmiechen über, die heute Teil der Pfarreiengemein- schaft Merching ist. Die Wallfahrtskirchen-Stiftung hofft auf Zuschüsse von 70 Prozent zu den Kosten. Um die Restsumme aufzubringen, bittet die Pfarrei auf einem Schild in der Kirche um Spenden.
„Die Schäden sind zum Teil sehr weitreichend“, sagt Zimmerer Jürgen Ruf aus Nördlingen. Die alten Holzbalken sind morsch und teilweise verfault, die riesigen neuen werden mit einem Kran aufs Kirchendach gehievt. „Wir hoffen, dass dieses Jahr noch alles fertig wird“, sagt Mauser. „Das Innengerüst war zunächst nicht eingeplant, aber wir brauchen es zur Absicherung der Arbeiten; das verursacht natürlich zusätzliche Kosten.“
Die Wallfahrtskirche hat eine lange Geschichte. Die Familie Fugger hatte im frühen 16. Jahrhundert die Hofmark Schmiechen zusammen mit dem Schloss Schmiechen von Kaiser Maximilian I. erworben. Die Hofmark blieb 300 Jahre lang bis 1809 im Besitz der Fugger, das Wallfahrtskirchlein erinnert noch heute an die Grafen: Im Stuck am Chorbogen sieht man in einer Kartusche das Wappengeviert der Fugger von der Lilie.
Der größte Förderer von Maria Kappel war Graf Aloisius Fugger, der 1773 starb und dort begraben ist. Ab 1748 ließ er den Bau zur heutigen prächtigen Rokokokirche ausgestalten. 1777 erhöhte man die Gruftkapelle und setzte ovale Fenster ein. Den festlichen Innenraum schmückte Franz Xaver Schmuzer ab 1754 mit einer dezenten Stuckdekoration. Die Fresken stammen von Franz Martin Kuen. 1754 malte der Meister das Chorfresko mit Maria als Fürbitterin der Christenheit. Auf dem großen Langhausfresko von 1755 erkennt man Esther vor Ahasver.
1985 erfolgte eine Außenrenovierung. Jeweils am ersten Sonntag im Juli wird seit 1655 das Kappelfest gefeiert, das die Gläubigen der Umgebung mit einem Bittgang in die Kirche verbinden. 2011 wurde am Kappelfest der neu angelegte Kreuzweg von Weihbischof Anton Losinger eingeweiht. O Gottesdienste Derzeit können in Ma ria Kappel keine Hochzeiten, Maian dachten oder Gottesdienste stattfinden; letztere werden bei Beerdigungen in die Pfarrkirche verlegt.