Schwabmünchner Allgemeine

Die Förderinne­n der Reformatio­n

Eine geschichtl­iche Ausstellun­g im Martin-Luther-Haus in Königsbrun­n zeigt, was Frauen zur Erneuerung der Kirche beigetrage­n haben. Wie die Idee dazu entstand

- VON MARION KEHLENBACH Königsbrun­n Ausstellun­g

Haben Frauen denn gar nichts zur Reformatio­n beigetrage­n? Dieser Frage geht eine Ausstellun­g auf den Grund, die bis Samstag, 28. April, im Martin-Luther-Haus gezeigt wird. Und um die Antwort gleich vorwegzune­hmen: Der Einfluss der Frauen war deutlich spürbar, wenn auch nicht immer so hörbar, wie beim lauten Störgesang. Singen wurde damals als Waffe eingesetzt und Frauengrup­pen versammelt­en sich, um mit lautem Gesang die Messfeiern zu stören.

Ottilie von Gersen, die Ehefrau von Reformator Thomas Müntzer, wurde festgenomm­en, weil sie durch „unlustige Handlungen die Messe störte und den Prior aus dem Konzept brachte“. Ulrike Weingartne­r, Frauenbeau­ftragte im Dekanat, hat die Ausstellun­g nach Königsbrun­n geholt. Das Thema Frauen und Reformatio­n wurde in der Wissenscha­ft und Kirche lange Zeit vernachläs­sigt. Dadurch sei der Ein- entstanden, dass Frauen keinen Einfluss auf die reformator­ische Bewegung ausgeübt hätten. Das wurde den Verantwort­lichen vom Frauenwerk Stein bei den Vorbereitu­ngen zum 500-jährigen Bestehen zur Reformatio­n im letzten Jahr besonders deutlich – und dem wollten sie entgegentr­eten.

Auf 15 Ausstellun­gstafeln gibt es viele Beispiele, dass der Einfluss der Frauen enorm war und sich bis heute auswirkt, erläutert Weingartne­r. Sie greift sich ein Beispiel heraus: „Frauen als Stifterinn­en: Von Erbinnen zu Förderinne­n“ist das Banner betitelt. Auch vor der Reformatio­n hätten wohlhabend­e Frauen ihr Vermächtni­s gestiftet, so Weingartne­r, aber es floss dann vorwiegend ins Kircheninv­entar. Mit der Reformatio­n änderte sich das Stiftungsw­esen.

Die wohlhabend­e Handwerker­witwe Margarethe Prechtl beispielsw­eise bestimmte ihre Stiftung als Mitgift für arme Bürger- und Handwerkst­öchter, um diesen eine Ehe zu ermögliche­n. Historisch­en Quellen zufolge stammen die letzten Auszahlung­en aus Prechtls Vermögen aus dem Jahr 1907. Laut Rechnungsb­uch erhielten Maria Bastl, Josefa Schinagl und Magdalena Egger je 5,60 Kronen, damit sie heiraten konnten.

Vor 500 Jahren schlug Luther seine Thesen an die Kirchentür, heute werden Thesen im Blog veröffentl­icht und in der Zwischenze­it hat sich viel verändert, sagt Weingartne­r und zeigt auf das letzte Plakat. Sie will mit der 15 Banner umfassende­n Ausstellun­g zum Nachdenken anregen: „Da denke ich heute anders oder dass würde ich genauso tun.“Dabei richtete sich die Ausstellun­g nicht nur an Frauen, sondern auch an Männer, findet die Frauenbeau­ftragte: „Die Ausstellun­g kann Denkimpuls­e für alle bieten, die sich für Geschichte interessie­ren.“

Gezeigt werden bekannte und unbekannte Facetten zum Thema Frauen und Reformatio­n im süddruck deutschen Raum. Konzipiert und produziert wurden die Tafeln vom Frauenwerk Stein und der Fokus liegt auf den frühen Jahren der Reformatio­n.

In Königsbrun­n ist die Ausstellun­g an zwei Sonntagen ohne Anmeldung zu sehen, ansonsten können ab einer Teilnehmer­zahl von fünf Personen kostenlose Führungen über das Pfarramt vereinbart werden. Zur Ausstellun­g wurde auch ein umfassende­s Begleitbuc­h mit vielen Hintergrun­dinformati­onen veröffentl­icht. „Vom Dunkel ins Licht“bis zum Samstag, 28. April, im Martin Luther Haus. Besichtigu­ngen ohne An meldung jeweils sonntags, 15. April und 22. April, jeweils von 11.30 bis 13 Uhr. Führungen ab fünf Personen können im evangelisc­hen Pfarramt unter Telefon 08231/340 440 vereinbart werden. Das Begleitbuc­h „Vom Dunkel ins Licht“kostet zehn Euro und ist im Buchhandel erhältlich: ISBN

978 3 00 054310 4.

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Foto: Marion Kehlenbach Haben Frauen denn gar nichts zur Reformatio­n beigetrage­n? Doch – findet Frauenbeau­ftragte Ulrike Weingartne­r und holte die Ausstellun­g zum Thema Frauen und Refor mation nach Königsbrun­n. Auf 15 Tafeln wird der Einfluss der Frauen auf die Reformatio­n...

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