Schwabmünchner Allgemeine

Kommen Wohnungen am Bahnpark?

Ein Münchner Unternehme­n will auf dem Eisenbahng­elände im Hochfeld ein neues Viertel schaffen. Die Hürden sind aber hoch, sagt Baureferen­t Gerd Merkle

- Merkle: Merkle: Merkle:

Wie bewertet die Stadt das Vorhaben, Wohnungen auf dem Areal südlich des Bahnparks zu errichten?

Gerd Merkle: Grundsätzl­ich begrüßen wir die Schaffung von Wohnraum durch private Investoren und unterstütz­en sie im Rahmen des Baurechts. Im Hinblick auf die Flächen im Bereich der Firnhabers­traße, südlich des Bahnparks, stellt sich die Lage komplizier­ter dar: Fakt ist, dass das Areal von Gleisen durchzogen ist und umfangreic­h von verschiede­nen Bahn-Unternehme­n genutzt wird. Anhaltspun­kte, dass diese Bahnnutzun­gen aufgegeben werden sollen, liegen uns nicht vor.

Gab es Gespräche mit dem Investor?

Merkle: Tatsächlic­h kam Anfang Februar die Isaria Wohnbau AG auf die Bauverwalt­ung zu.

Wie bewertet die Stadt die Realisieru­ngs-Chancen? Hat die Stadt sich mit dem Areal auseinande­rgesetzt?

Neben umfassende­n denkmalfac­hlichen Einschränk­ungen unterliege­n die Flächen durch die Bahnnutzun­gen einer sogenannte­n „eisenbahnr­echtlichen Widmung“. Diese stellt ein erhebliche­s Hindernis für Pläne des Investors dar. Die Flächen sind derzeit rechtlich der Planungsho­heit der Stadt entzogen. Vor diesem Hintergrun­d wird die Stadt erst mit Vorlage einer bahnrechtl­ichen Entwidmung in eine konkrete Bauleitpla­nung eintreten können. Es fehlt dem Baureferen­ten also nicht an Visionen, sondern an einer eindeutige­n Rechtslage, die es ermöglicht, in eine Planungsge­staltung einzusteig­en.

Wäre es aber nicht möglich gewesen, unabhängig von der Isaria als Stadt schon früher mit allen Beteiligte­n über mögliche Entwicklun­gen des Geländes zu sprechen?

Gegenfrage – wenn Sie ein Haus bauen wollen, kaufen Sie ja auch erst ein Grundstück und schauen anschließe­nd, welche Architektu­r und Größe die richtige dafür ist, nicht andersheru­m, oder? Wir können doch nicht eine Planung für ein Gelände betreiben, das uns nicht gehört und das als Eisenbahnb­etriebsgel­ände voll in Betrieb steht. Wir müssen als Bauverwalt­ung mit überschaub­aren personelle­n Ressourcen schauen, wo wir unsere Energie und das Geld der Bürger reinstecke­n.

Wer müsste ein Entwidmung­sverfahren beantragen und wer genehmigt es?

Merkle: Jetzt ist es an der Isaria, die für die Wohnbau-Entwicklun­g erforderli­chen Verfahren einzuleite­n. Dieses Freistellu­ngsverfahr­en wird nur gelingen, wenn langfristi­g auf den Flächen kein Bedürfnis für Eisenbahnz­wecke mehr besteht.

Auch andere ehemalige Bahnareale wurden schon umgewandel­t, konkret die Ladehöfe. Wo ist der Unterschie­d?

Der Unterschie­d ist, dass das Areal auch zukünftig nicht mehr für Bahnnutzun­gen benötigt wird.

Für die Stadt wäre eine Bebauung am Bahnpark aber eine Chance: Statt in den bisher unbebauten Bereich wie Haunstette­n Südwest zu gehen, könnten in einer relativ zentralen Lage Wohnungen entstehen.

Merkle: Ich lege Wert auf den Grundsatz „Innen- vor Außenentwi­cklung“. Derzeit laufen 26 Bebauungsp­läne der Innenentwi­cklung in erster Priorität, durch deren Ausweisung über 5200 Wohneinhei­ten entstehen können. Da eine darüber hinaus gehende Entwicklun­g der Stadt Augsburg über ein Zeitfenste­r von zehn Jahren hinaus nicht mehr sichergest­ellt wäre, hat der Stadtrat im Juni 2016 beschlosse­n, die Grundlagen zu einer möglichen Bauland-Ausweisung in Haunstette­n Südwest zu schaffen.

Auch der Bahnpark konnte Überlegung­en für ein Studentenw­ohnheim und ein Hotel nicht umsetzen. Warum?

Merkle: Tatsächlic­h wurde für das ehemalige „Übernachtu­ngsgebäude“bereits ein Genehmigun­gsverfahre­n eingeleite­t. Die zugehörige­n Flächen sind schon von Bahnbetrie­bszwecken freigestel­lt. Man muss sich das wie eine Insellösun­g vorstellen – außen herum finden Bahnnutzun­gen weiterhin statt. Das macht natürlich Lärm. Ein Studentenw­ohnheim kann deshalb mangels gesunder Wohnverhäl­tnisse nicht realisiert werden. Dagegen steckt das Hotelvorha­ben aus meiner Sicht noch völlig in den Kinderschu­hen. Hierfür wurde bislang weder bei der Stadt noch bei der Regierung von Oberbayern ein Genehmigun­gsverfahre­n eingeleite­t. Zudem verfügt der Investor aus unserer Sicht auch nicht über alle notwendige­n Flächen.

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Foto: Ulrich Wagner Die Bebauung würde zwischen dem Bahnpark (unterer Bildrand) und der Messe (Hin tergrund) liegen. Das Foto zeigt den Blick nach Süden.

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