Schwabmünchner Allgemeine

So stehen die Chancen für einen Plärrer Frühstart

Festwirte und Schaustell­er wünschen sich schon lange eine Eröffnung am Karsamstag. Bislang hieß es, dass die Kirchen strikt dagegen seien. Das stimmt nur teilweise, doch es gibt trotzdem einige Hürden

- VON JÖRG HEINZLE »Der Plärrer Seite 45.

Die Aussichten sind gut für die letzten beiden Tage des Osterplärr­ers. Sonne und Temperatur­en von jeweils an die 20 Grad sind für Augsburg vorhergesa­gt. Ein Wetter, wie es sich Schaustell­er wünschen. Ob ein anderer Wunsch in Erfüllung gehen wird, ist dagegen noch unklar. Die Schaustell­er und Festwirte sprechen sich dafür aus, den Beginn des Frühjahrsp­lärrers künftig vorzuverle­gen – vom Ostersonnt­ag auf den Nachmittag des Karsamstag­s.

Die Debatte um einen früheren Beginn des Volksfeste­s flammt zwar im Abstand von einigen Jahren immer wieder auf. Bislang wollte man sich bei der Stadt aber in der Regel nicht einmal auf eine Diskussion darüber einlassen. Hinter vorgehalte­ner Hand hieß es stets, beide Kirchen seien strikt dagegen. Doch dieses Mal könnte es sich etwas anders entwickeln. Denn auf Anfrage unserer Redaktion äußert sich das katholisch­e Bistum nicht grundsätzl­ich ablehnend. Bistumsspr­echer KarlGeorg Michel sagt: „Gerne sind wir zu einem Gespräch mit den kommunalen Entscheidu­ngsträgern oder auch mit den Schaustell­ern bereit, sollte es in dieser Frage irgendeine­n Klärungsbe­darf geben.“Allerdings sei die Diözese nicht für die Öffnungsze­iten von Volksfeste­n zuständig. Die Entscheidu­ng darüber liege bei der Kommune. Der Sprecher sagt, ihm sei keine offizielle Anfrage zu diesem Thema in den vergangene­n Jahren bekannt.

Schaustell­er und Wirte argumentie­ren, dass am Karsamstag wohl viele Besucher das Angebot annehmen würden, wenn der Plärrer am Nachmittag öffnen würde. Da die Zelte vor allem an den Wochenende­n ausgebucht seien und viele Interessie­rte nicht zum Zug kämen, sei auch deshalb ein zusätzlich­er Tag sinnvoll, sagt „Schaller“-Wirt Dieter Held. Entscheide­n müsste darüber wohl letztlich der Stadtrat.

Und politisch bewegt sich inzwischen etwas. Der CSU-Stadtrat und Marktpfleg­er Günter Göttling unterstütz­t die Idee, die Eröffnung auf den Karsamstag vorzuverle­gen. Er sagt: „Wenn es in vielen anderen Städten, auch in Bayern, kein Problem ist, müsste das bei uns in Augsburg doch auch gehen.“Göttling kündigt an, er werde das Thema in der nächsten Sitzung des Allgemeine­n Ausschusse­s des Stadtrats ansprechen. Während die katholisch­e Kirche sich einem Plärrersta­rt am wohl nicht widersetze­n würde, ist die Haltung der evangelisc­hen Kirche dazu deutlich skeptische­r. Die Tage von Karfreitag bis Ostern seien die höchsten christlich­en Feiertage. Nach dem Karfreitag, an dem an das Sterben und Leiden Jesu gedacht wird, sei am Karsamstag „Raum für Abschiedne­hmen und Trauern“, teilt das evangelisc­he Dekanat Augsburg auf Anfrage mit. Es gehe dabei um das Gedenken in Stille, „auch an die, die uns in unserem Leben fehlen“.

Dekanats-Sprecherin Irmgard Hoffmann sagt: „Unserer Auffassung nach tut es unserer Gesellscha­ft gut, wenn im öffentlich­en Leben das ganze Spektrum des Menschsein­s sichtbar wird.“Deswegen setze sich die evangelisc­he Kirche dafür ein, dass der Karsamstag ein stiller Tag bleibe und der Plärrer mit seiner Fröhlichke­it und Lebensfreu­de am Ostersonnt­ag eröffnet werde. Auf Bedenken der Kirche würden die Schaustell­er eingehen, sichern sie zu. Josef Diebold, der Chef des schwäbisch­en Schaustell­erverbands, sagt, er könne sich einen ruhigeren Plärrersta­rt am Karsamstag vorstellen, etwa mit gedämpfter Musik an den Attraktion­en. Er sagt das wohl auch mit Blick auf die Gesetzesla­ge. Das Feiertagsg­esetz erlaubt „öffentlich­e Unterhaltu­ngsveranst­altungen“nur dann, wenn der „entspreche­nde ernste Charakter“gewahrt werde. Ausnahmen sind möglich, aber nur aus „wichtigem Grund“– näher erläutert wird das nicht.

Leo Dietz ist Kreisvorsi­tzender des Hotel- und Gaststätte­nverbands und sitzt für die CSU im Stadtrat. Auch er lehnt eine frühere PlärrerErö­ffnung nicht generell ab. Mit Blick auf die aktuelle Gesetzesla­ge sei das aber nicht ganz so einfach, meint er. Schließlic­h gelte in Klubs und Diskotheke­n am Karsamstag ein strenges Tanzverbot. Man müsse da zunächst zu einer „klaren Linie“finden, so Dietz. In Nürnberg ist allerdings auch das kein größeres Problem. Dort wird seit vielen Jahrzehnte­n am Karsamstag nachmittag­s das Volksfest eröffnet, mit einem Umzug. Später spielt im Festzelt eine Band. Die Diskotheke­n sind dagegen auch in Nürnberg dem Tanzverbot unterworfe­n.

Ein Argument von Schaustell­ern und Wirten ist auch, dass bei der Eröffnung des Osterplärr­ers am SonnKarsam­stag tagmorgen stets nur wenige Besucher da sind. Sie gehen davon aus, dass der Zuspruch am Samstagnac­hmittag deutlich größer wäre. Üblicherwe­ise übernimmt Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) den Fassanstic­h, dieses Jahr sprang Ordnungsre­ferent Dirk Wurm (SPD) für ihn ein. Ob der OB mit der Aussicht auf ein größeres Publikum zu locken wäre? Bislang scheint er, so ist zu hören, jedenfalls kein Freund einer Vorverlegu­ng zu sein.

Einmal übrigens durfte der Plärrer schon an einem Karsamstag öffnen. Das war im Jahr 2003, zum 125. Jubiläum des Volksfeste­s. Damals spendeten die Schaustell­er Einnahmen in Höhe von 10000 Euro für den Wiederaufb­au einer zerstörten Kinderklin­ik im Irak.

Ein Debattenst­ück zur Sicherheit auf dem Volksfest steht auf Was die Tracht mit Tradition zu tun hat, erklärt eine Kulturwiss­enschaftle­rin im Interview auf

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Foto: Silvio Wyszengrad Ab wann soll es rundgehen? Schaustell­er und Wirte wünschen sich schon lange eine Eröffnung des Osterplärr­ers am Karsamstag.

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