Fehler nicht zweimal machen
Klar, wenn ein langjähriger Vorsitzender eines Vereins aufhört, dann lassen sich seine Sportkameraden immer irgendetwas einfallen, egal, wie gut er auch war, und wenn es nur ein paar warme Worte und eine Urkunde sind. Das hätte auch bei Hans Nebauer so ausfallen können. Denn je größer ein Verein ist, umso mehr zerfällt er in seine Abteilungen, umso weniger Interesse besteht normalerweise am großen Ganzen. Über 3300 Mitglieder in 18 Abteilungen wären dafür prädestiniert gewesen. Sie zusammenzuhalten, sie als einen Verein erscheinen zu lassen oder gar wirklich so einer zu sein, gleicht einer Sisyphus-Arbeit. Dass Hans Nebauer nicht aus Pflichtbewusstsein geehrt worden ist, das war bei allen Anwesenden bei der Delegiertenversammlung zu spüren. So viel stehende und lang anhaltende Ovationen, wie sie ihm schenkten, habe ich noch nicht erlebt. Da floss auch so manche Träne noch während des Abschiedsapplauses.
Was aber auch etwas ganz Besonderes war: Holger Hübenthal hielt eine Rede, die nicht die Leistungen des Geehrten in den Vordergrund stellte, das hatten genügend andere getan. Er brachte sein Beschämen darüber zum Ausdruck, dass die Abteilungen „ihren Hans“viel zu oft im Regen stehen ließen und dem Egoismus frönten. Und genau da liegt und lag die Stärke von Nebauer: Er steckte alle Ignoranz, Angriffe und Anfeindungen weg, war nie jemandem böse, ließ immer seine ausgleichende Art spielen und schaffte es so, aus 18 Abteilungen einen TSV zu formen, was, alle wissen es, in vielen Fällen extrem schwierig war. Anerkennung dafür erfuhr er in 24 Jahren seines Vorsitzes nicht. Jetzt ließ sie ihm Hübenthal im Auftrag aller Abteilungen angedeihen. Eigentlich zu spät. Oder doch nicht?
Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Dieser Ausspruch von Sepp Herberger könnte auf den TSV wie folgt gemünzt werden: Die Abteilungen haben ihre Fehler erkannt und sollten dem neuen stark verjüngten Vorstand nicht nur Vertrauen schenken, sondern ihm auch genügend Zeit zur Einarbeitung und den Rückhalt geben, den er dringend für eine erfolgreiche Arbeit in den nächsten Jahren braucht.