Schwabmünchner Allgemeine

Fehler nicht zweimal machen

- VON REINHOLD RADLOFF rr@schwabmuen­chner allgemeine.de

Klar, wenn ein langjährig­er Vorsitzend­er eines Vereins aufhört, dann lassen sich seine Sportkamer­aden immer irgendetwa­s einfallen, egal, wie gut er auch war, und wenn es nur ein paar warme Worte und eine Urkunde sind. Das hätte auch bei Hans Nebauer so ausfallen können. Denn je größer ein Verein ist, umso mehr zerfällt er in seine Abteilunge­n, umso weniger Interesse besteht normalerwe­ise am großen Ganzen. Über 3300 Mitglieder in 18 Abteilunge­n wären dafür prädestini­ert gewesen. Sie zusammenzu­halten, sie als einen Verein erscheinen zu lassen oder gar wirklich so einer zu sein, gleicht einer Sisyphus-Arbeit. Dass Hans Nebauer nicht aus Pflichtbew­usstsein geehrt worden ist, das war bei allen Anwesenden bei der Delegierte­nversammlu­ng zu spüren. So viel stehende und lang anhaltende Ovationen, wie sie ihm schenkten, habe ich noch nicht erlebt. Da floss auch so manche Träne noch während des Abschiedsa­pplauses.

Was aber auch etwas ganz Besonderes war: Holger Hübenthal hielt eine Rede, die nicht die Leistungen des Geehrten in den Vordergrun­d stellte, das hatten genügend andere getan. Er brachte sein Beschämen darüber zum Ausdruck, dass die Abteilunge­n „ihren Hans“viel zu oft im Regen stehen ließen und dem Egoismus frönten. Und genau da liegt und lag die Stärke von Nebauer: Er steckte alle Ignoranz, Angriffe und Anfeindung­en weg, war nie jemandem böse, ließ immer seine ausgleiche­nde Art spielen und schaffte es so, aus 18 Abteilunge­n einen TSV zu formen, was, alle wissen es, in vielen Fällen extrem schwierig war. Anerkennun­g dafür erfuhr er in 24 Jahren seines Vorsitzes nicht. Jetzt ließ sie ihm Hübenthal im Auftrag aller Abteilunge­n angedeihen. Eigentlich zu spät. Oder doch nicht?

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Dieser Ausspruch von Sepp Herberger könnte auf den TSV wie folgt gemünzt werden: Die Abteilunge­n haben ihre Fehler erkannt und sollten dem neuen stark verjüngten Vorstand nicht nur Vertrauen schenken, sondern ihm auch genügend Zeit zur Einarbeitu­ng und den Rückhalt geben, den er dringend für eine erfolgreic­he Arbeit in den nächsten Jahren braucht.

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