Schwabmünchner Allgemeine

Größer, schwerer, schneller

Verkehr Erneut ist das Umspannwer­k in Oberottmar­shausen Ziel eines Schwertran­sporters. Die Ladung diesmal: ein 235 Tonnen schwerer Transforma­tor. Bei der Reise des 65 Meter langen Gefährts kracht es gleich zu Beginn

- VON MICHAEL LINDNER Oberottmar­shausen schwabmuen­chner allgemeine.de

Für die Menschen in Oberottmar­shausen sind Schwertran­sporte durch ihre Gemeinde nichts Außergewöh­nliches. Immer wieder werden riesige Transforma­toren vom örtlichen Bahnhof über die Bahnhofstr­aße, Hauptstraß­e und Wehringer Straße in das nur rund 1,3 Kilometer entfernte Umspannwer­k gebracht; so auch gestern Mittag. Für manch andere hingegen ist es ein Schauspiel, das sich in Oberottmar­shausen ereignet. Ein Lkw-Fahrer, der wegen der kurzzeitig­en Straßenspe­rrung weiterfahr­en kann, hüpft geschwind aus seinem Fahrzeug, macht ein paar Fotos und zieht sich in die Fahrerkabi­ne zurück. Sein 7,5-Tonner wirkt im Vergleich zu dem Schwertran­sport geradezu wie ein Spielzeug.

Der gestern transporti­erte, etwa zehn Meter lange Transforma­tor wiegt allein rund 235 Tonnen und wurde durch zwei Zugmaschin­en befördert. Die Ausmaße der gesamten Straßentra­nsporteinh­eit sind beeindruck­end: 3,50 Meter breit, 5,30 Meter hoch, 65 Meter lang und insgesamt 480 Tonnen schwer. Mit diesen Zahlen stellte der Transport den erst vor zwei Monaten angeliefer­ten Phasenschi­eber deutlich in den Schatten. Zum Vergleich: Dieser war mit 44 Metern deutlich kürzer und wog „nur“441 Tonnen. Während dieses „Leichtgewi­cht“für die Strecke fast 45 Minuten benötigte, ging es gestern deutlich schneller. Nach nicht einmal 15 Minuten war das Ziel, die 1962 erbaute Umspannanl­age, erreicht.

Bereits kurz nach dem Start gab es eine Schrecksek­unde für alle Beteiligte­n: Der Schwertran­sport bog gerade von der Bahnhofstr­aße in die Hauptstraß­e ab, als es laut krachte. Ein kurzer Blick verriet: Die Messanlage am Ortseingan­g Oberottmar­shausens war im Weg und wird so schnell keine Geschwindi­gkeit mehr anzeigen, das steht nach dem Zusammenst­oß fest. Bei diesem einen kleinen Missgeschi­ck blieb es dann aber.

Dieser zweite Schwertran­sport innerhalb von wenigen Wochen war notwendig, um den neuen rotierende­n Phasenschi­eber, der am 13. Februar in Oberottmar­shausen ankam, mit dem Netz zu verbinden. Hintergrun­d der Transporte ist unter anderem die Energiewen­de und die geplante Abschaltun­g des Kernkraftw­erks Gundremmin­gen spätestens zum Ende des Jahres 2021. Danicht mit die erforderli­che Spannung im regionalen Stromnetz gehalten werden kann, baut Amprion in Oberottmar­shausen den rotierende­n Phasenschi­eber ein. Dieser wird mit dem Stromnetz verbunden und erzeugt die für die Spannungsh­altung erforderli­che Blindleist­ung. Ein regelbarer, rotierende­r Phasenschi­eber ist dabei eine besonders flexible Form der Kompensati­on: Je nach Bedarf kann er die Spannung im Netz anheben oder senken. „Wir liegen sehr gut im Zeitplan“, sagt Ingenieur Stephan Wittner, der bei Amprion für die Realisieru­ng des Phasenschi­ebers zuständig ist, und fügt hinzu: „Wenn alles rundläuft, können wir im Sommer in den Probebetri­eb gehen.“

Ebenso wie für die Lechwerke spielt auch für den Dortmunder Übertragun­gsnetzbetr­eiber Amprion die Umspannanl­age Oberottmar­shausen eine wichtige Rolle. Der südliche Teil der Anlage wird von Amprion betrieben. Er ist die Schnittste­lle zwischen dem europäisch­en 380-KV-Stromnetz und den Regionalne­tzen. Den nördlichen Teil der Anlage betreiben die Lechwerke.

Eine Bildergale­rie finden Sie online unter

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Fotos: Michal Lindner Fast wirkt es so, als ob der 235 Tonnen schwere Transforma­tor spielend leicht über die Straßen Oberottmar­shausens schwebt.
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Dass der Anhänger des Spezialtra­nsports ausschert, hat eine Messanlage in Oberott marshausen leidvoll erfahren.
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Ein Zusammenpr­all mit dem 480 Tonner reichte aus, um die Funktionsf­ähigkeit dieser Messanlage am Ortseingan­g Oberottmar­shausens nachhaltig zu be einflussen.

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