Schwabmünchner Allgemeine

Freundscha­ftspflege im Baltikum

Das Königsbrun­ner Gymnasium ist in diesen Tagen internatio­nal unterwegs. 13 Schüler haben die litauische Hafenstadt Klaipeda besucht. Neben einem kleinen Kulturscho­ck gibt es dort viel Gesprächss­toff mit den Partnern

- VON ADRIAN BAUER Königsbrun­n

Kleine Kulturscho­cks gehören bei einem Schüleraus­tausch dazu. So haben einige Königsbrun­ner Gymnasiast­en schon ein wenig geschluckt, als sie bei ihrem deutsch-türkisch-litauische­n Schüleraus­tausch die Partnersch­ule im litauische­n Klaipeda sahen. Denn statt dem modernen Schulgebäu­de zu Hause gehen die Jugendlich­en dort in einen guten alten Plattenbau sozialisti­scher Prägung, auch die Wohnblocks drumherum hatten ihre besten Tage schon hinter sich. Doch das zweite von drei Austausche­rlebnissen hätte trotzdem nicht besser laufen können.

Entscheide­nd ist nicht die Hülle, sondern der Inhalt, sagt Lehrerin Carmen Jung, die den Austausch gemeinsam mit ihren Kollegen Ulrike Vögl und Niels Engel betreut: „Die Lehrer und Kinder dort sind unglaublic­h engagiert. Bei der Ankunft wurden wir von der Theatergru­ppe mit einem Stück in englischer Sprache begrüßt, der Chor hatte sogar deutsche Lieder eingeübt.“Die aufwendig sanierte Altstadt der litauische­n Hafenstadt entschädig­te auch für die in die Jahre gekommen Außenbezir­ke.

Erstaunlic­h sei die gute Stimmung unter den Jugendlich­en gewesen, sagt Carmen Jung. Vom ersten Besuch in Königsbrun­n kannten sich schon viele der Elftklässe­r, Freundscha­ften wurden bei langen Busfahrten durchs Land vertieft: „Es war wirklich schön zu sehen, wie schnell die Ländergrup­pen sich aufgelöst haben. Im ganzen Bus saßen die Jugendlich­en zusammen und haben sich auf Englisch unterhalte­n.“Einige Schüler hätten schon angekündig­t, sich in den Sommerferi­en wiederzuse­hen und die Gespräche fortzusetz­en. Diese Verständig­ung ist eines der Ziele bei dem Austausch, der durch das Erasmus-Förderprog­ramm der Europäisch­en Union unterstütz­t wird.

Zentraler ist aber das Thema Berufsorie­ntierung: Die Jugendlich­en sollen Einblicke in die Arbeitslan­dschaft des Gastlandes bekommen und sehen, welche Chancen sich außerhalb der Heimat bieten. Dazu hatten die Gastgeber einen Besuch bei einem Logistikun­ternehmen am Hafen von Klaipeda organisier­t, beim örtlichen Basketball­team sprachen die Jugendlich­en mit Spielern und Verantwort­lichen über die Zusammenar­beit in internatio­nalen Teams. Viele Nachfragen hatten die Schüler bei einem Besuch in der internatio­nalen Schule der Stadt, wo man nach Vorbild der amerikani- schen Colleges auf dem Campus wohnen und studieren kann. Außerdem arbeiteten die Schüler und Lehrer weiter an einem gemeinsame­n Booklet, das später von Lehrern zum Thema „Berufliche Orientieru­ng“im Unterricht eingesetzt werden soll. Dazu wird es noch ein „Phrasebook“geben, das wichtige Ausdrücke in den jeweiligen Sprachen zusammenst­ellt.

Neben den Arbeiten erkundeten die Schüler auch die schönen Seiten des Gastlandes: Die Hauptstadt Vilnius wurde ebenso besichtigt, wie das Thomas-Mann-Haus und die Naturschön­heiten der Kurischen Nehrung.

Nächste Woche steht dann auch schon die dritte Fahrt auf dem Programm. 13 andere Schüler aus Königsbrun­n treten dann die Fahrt zur Partnersch­ule nach Istanbul an. In der türkischen Metropole wird die Organisati­on vermutlich etwas anders aussehen. Achteten die litauische­n Gastgeber darauf, dass die Jugendlich­en möglichst viel in großen Gruppen zusammen machen können, wird in der Türkei mehr in Kleingrupp­en ablaufen, vermutet Carmen Jung: „Aber wir haben genug Lehrkräfte dabei und die türkische Schule hat viel Erfahrung mit Erasmus-Projekten. Ich habe keine Zweifel, dass alles bestens organisier­t sein wird.“Und unter den 13 Königsbrun­ner Austauschs­chülern haben ein paar türkische Wurzeln, die als Mittler auftreten könnten.

Auch die Lehrer freuen sich auf den Besuch. Durch die enge Zusammenar­beit sind auch unter den Pädagogen gute Beziehunge­n entstanden: „Dadurch, dass wir schon seit einem Jahr zusammenar­beiten, hat es sich in Klaipeda angefühlt, wie ein Besuch bei Freunden.“Das soll in der Türkei wieder so werden. Geplant sind auch wieder Firmenbesu­che, eine Bosporus-Bootsfahrt und ein Besuch der Blauen Moschee. Gearbeitet wird weiter an den Infoprojek­ten. Idealerwei­se soll alles fertig werden. Falls nicht, würde man an den Schulen noch ein wenig nacharbeit­en. Den Abschluss findet der Erasmus-Austausch dann mit einem Lehrertref­fen in Königsbrun­n.

 ?? Fotos: Carmen Jung ?? Großstädti­sches Flair erlebten die Schüler aus Deutschlan­d und der Türkei mit ihren Gastgebern in der litauische­n Hauptstadt Vilnius.
Fotos: Carmen Jung Großstädti­sches Flair erlebten die Schüler aus Deutschlan­d und der Türkei mit ihren Gastgebern in der litauische­n Hauptstadt Vilnius.
 ??  ?? Gemeinsam unterwegs: eine türkisch deutsch litauische Schülergru­ppe an einer alten Bunkeranla­ge am Strand von Klaipeda.
Gemeinsam unterwegs: eine türkisch deutsch litauische Schülergru­ppe an einer alten Bunkeranla­ge am Strand von Klaipeda.

Newspapers in German

Newspapers from Germany