Leistung, die Leiden schafft
Lange ließ einen die Deutsche Bank rätseln, was der aktuelle Werbeslogan „Erleben Sie Banking neu“wirklich bedeutet. Wird hier nur allgemein über das Geldhaus eine philosophische Meta-Ebene gestülpt oder lauern in dem denglischen Motto vielleicht doch ganz konkrete Versprechen für Kunden? Inzwischen zeichnet sich zum Glück immer mehr ab, dass Letzteres der Fall ist. Denn die Manager des in der Dauerkrise befindlichen Geldhauses denken Banking nun wirklich einmal radikal neu. Sie gehen dabei so revolutionär vor, dass sie eben mal die Peanuts-Summe von 28 Milliarden Euro auf ein falsches Konto überwiesen haben.
Auch wenn dergleichen Missgeschicke Beschäftigten der Bank schon früher passiert sind, werden hier doch Grenzen überwunden, ja so neu wurde Banking in Deutschland noch nie gedacht. Die Zuschauer mag derartige Innovationskraft noch überfordern. Sie rechnen den Deutsch-Bankern akribisch vor, der Börsenwert ihres Unternehmens liege doch nur noch bei 24 Milliarden Euro und damit übersteige die falsch überwiesene Summe den Wert der Bank um etwa vier Milliarden. Mit solch schnöden Rechenbeispielen müssen nun die Finanz-Jongleure leben, auch wenn ihnen der Fauxpas auffiel und die Mega-Summe nicht verloren ist.
Am Ende mag der Vorgang bei manchem Girokonto-Inhaber, der mal wieder knietief im Dispo steckt, die Hoffnung wecken, auch bei ihm würde bald Banking völlig neu gedacht und eine schöne Summe der Deutschen Bank eintrudeln.
Mit deutlich weniger Nullen – vielleicht 2800 Euro – wären wir zufrieden. IBAN-Nummern sind schließlich schrecklich schwer lesbar. Ob da nun drei oder vier Nullen stehen, können viele Menschen über 40 selbst mit Gleitsichtbrille kaum entziffern. Da kann eine Überweisung schon einmal ganz woanders landen. Warum nicht bei uns? Am Ende muss die Deutsche Bank ihren neuen Slogan wieder gegen den alten eintauschen. Der hieß „Leistung aus Leidenschaft“und ließ sich herrlich in „Leistung, die Leiden schafft“ummünzen.