Schwabmünchner Allgemeine

Seit fünf Jahren mehr als eine Bücherei

Gräbinger Kulturzent­rum hat sich erfolgreic­h entwickelt. Warum nicht immer die Meinung des Publikums zählt

- VON UWE BOLTEN Graben

„Im Juni werden es fünf Jahre, dass das Kulturzent­rum eröffnet wurde. So richtig wusste der Gemeindera­t und ich noch nicht, was daraus mal werden sollte“, gestand Bürgermeis­ter Andreas Scharf bei seinen Begrüßungs­worten zum Bücherei-Donnerstag, der zeitgleich eine kleine Jubiläumsf­eier darstellte. Bei Getränken und kleinen Knabbereie­n fanden rund 50 Gäste den Weg in den Gräbinger Kulturtemp­el am Via-Claudia-Weg. „Es ist nicht nur eine Bücherei, die von Montag bis Donnerstag geöffnet hat, es hat sich wirklich zum Treffpunkt gemausert“, sagte Scharf nicht ohne Stolz.

Mit wenigen Handgriffe­n seien die auf Rollen gelagerten Bücherrega­le zur Seite geschoben und machen Platz für eine Bühne mit Bestuhlung, erläuterte der Hausherr den Gästen, die mit dem Kulturzent­rum noch nicht so vertraut waren. Dabei galt sein besonderer Dank den Mitarbeite­rn der Bücherei Christine Knoller, Susanne Adler und Thomas Heinrich. Umgebaut wurde für diesen Abend nicht. Von überall im Raum konnten die Besucher der vielseitig­en und gefühlvoll­en Musik von Gitarrist Kalle Hornung und Sänger Daniel Sascha vom Duo „Hautnah Music“lauschen. Wer mochte, fand Platz neben den Musikern oder blickte durch die Lücken der Bücherrega­le auf die zwei Künstler.

„Die erste Idee zu solchen kulturelle­n Veranstalt­ungen entstand schon 2007. Damals veranstalt­eten wir in der alten Bücherei die sogenannte Weinlese“, erinnerte sich Andreas Scharf an die Mischung aus Jazz, Lesung, Wein und Käse. Aus den damals 35 bis 40 Gästen seien mittlerwei­le 140 Besucher geworden; die Weinlese findet nach wie vor statt. Daneben gibt es Konzerte und Theaterauf­führungen, kabarettis­tische Abende und Lesungen. „Die Veranstalt­ungen dürfen nicht zu literarisc­h sein, das haben wir gelernt“, sagte der Bürgermeis­ter, der neben Sabine Biedermann in die Programmge­staltung eingebunde­n ist. „Wir legen den Fokus auf Kleinkunst, weniger Klamauk. Da wir neugierig auf Kultur machen wollen, entspricht der Spielplan bewusst nicht immer komplett der Publikumsm­einung“, so Biedermann.

Es sei auch eine Kostenfrag­e, welche Künstler man holen kann, denn das Risiko der Finanzieru­ng über die Eintrittsg­elder trage die Kommune, ergänzte sie. Die Eintrittsp­reise werden bewusst moderat gehalten. Damit sei auch das Risiko für die Gäste kalkulierb­ar, wenn eine Vorstellun­g mal nicht so den Geschmack treffe, ergänzte der Bürgermeis­ter. Biedermann und Scharf besuchen selbst viele Theater und Kleinkunst­bühnen, immer auf der Suche nach neuen Möglichkei­ten für das Kulturzent­rum. Scharf, selber renommiert­er Musiker, nutzt ebenso alle Kontakte in der Szene, um passende Künstler für einen Auftritt zu gewinnen. „Die Künstler fühlen sich bei uns wohl, da sie persönlich betreut werden“, sagte Scharf. Immer wieder höre man von den Künstlern, dass sie anderswo sich selbst überlassen blieben. Dies könne er als aktiver Musiker nachempfin­den und er versuche, gegen diesen Trend zu arbeiten.

Als beliebter Treffpunkt habe sich auch der in den Wintermona­ten stattfinde­nde „Bücherei-Sonntag“entwickelt, blickt Sabine Biedermann auf die vergangene Saison zurück. „Bei Kaffee und Kuchen, immer mit Kinderthea­ter und offener Bücherei, ist hier immer was los“, sagte Biedermann.

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Foto: Uwe Bolten Entweder durch die Bücherrega­le oder direkt neben den Musikern konnten die Gäste Kalle Hornung und Daniel Sascha zuhören.

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