Reiche Ernte auf den Solarfeldern
Der sonnige April sorgt für Öko-Strom in rauen Mengen. Allein im Landkreis Augsburg war es genug für mehr als 210 000 Haushalte. Was das für Verbraucher bedeutet
Anfang April nahm der Stromerzeuger Lechwerke (LEW) zwei Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) auf Dächern seiner Betriebsstelle in Königsbrunn und einem Gebäude des Umspannwerks in Oberottmarshausen in Betrieb und hätte damit keinen besseren Zeitpunkt erwischen können. Denn in diesem April herrscht bislang Sonne satt und die sorgt für eine reiche Ernte bei Sonnenstrom-Erzeugern. Nach Angaben der Lechwerke erzeugten die rund 12 200 Photovoltaikanlagen im Landkreis Augsburg in den ersten drei Wochen des Monats April 50 Prozent mehr Strom als sonst um diese Jahreszeit.
Rein rechnerisch kam in diesen ersten Aprilwochen im Augsburger Land genügend Sonnenstrom zusammen, um damit täglich 212 000 Haushalte zu versorgen. Diese Zahl nannte LEW-Sprecher Ingo Butters gestern auf Anfrage unserer Zeitung.
Im gesamten Gebiet der LEW in Bayerisch-Schwaben und in Teilen Baden-Württembergs wurde nach Unternehmensangaben in den ersten drei Aprilwochen an 16 Tagen mehr Sonnenstrom erzeugt, als verbraucht wurde. Der Überschuss, der in etwa der Leistung eines Blocks des Kernkraftwerks Gundremmingen entsprach, ging ins europäische Stromnetz.
Doch zurück in den Landkreis und nach Schwaben. Dort wollen die LEW, die auch 36 Wasserkraftwerke betreiben, in diesem Jahr insgesamt zehn neue Photovoltaikanlagen auf eigenen Liegenschaften in Betrieb nehmen, darunter auch auf dem Dach der Betriebsstelle am Lechwehr in Gersthofen. Zusätzlich werden in diesem Jahr auch zwei größere Freiflächenanlagen ans Netz gehen.
Diese „Sonnenfelder“, die sich oft in der Nähe großer Verkehrsadern ballen, sind für viele Menschen ein vertrautes Bild. Die Freiflächenanlage in Allmannshofen ganz im Norden des Landkreises zum Beispiel gehört zu den größten in der Region. Auch wenn sich das Tempo des Ausbaus der Solarstromerzeugung nach der Absenkung der Einspeisevergütung spürbar verlangsamt hat, werden weiter fleißig Solarmodule auf die Dächer geschraubt. Um die 200 Anlagen pro Jahr kommen in Schwaben dazu, sagt Butters.
Verändert hat sich allerdings der Fokus der Betreiber, vor allem wenn es um Anlagen auf Hausdächern geht. Im Vordergrund des Interesses steht nun die Stromerzeugung für den Eigenbedarf. Deshalb ist inzwischen mit jeder zweiten neuen PV-Anlage ein Batteriespeicher verbunden, mit dessen Hilfe die Betreiber Leistungsschwankungen der kleinen Kraftwerke auf dem Dach abfedern können. Butters: „Das A und O für Hausbesitzer ist, dass sie die für ihre Zwecke geeignete Anlage aussuchen. Dann rechnet sie sich auch.“
Darüber hinaus gibt es Lösungen wie die LEW Solar Cloud: Über den eigenen Verbrauch hinaus produzierter Strom wird auf einer Art Konto gut geschrieben und kann später im Jahr angefordert werden. Die reiche Ernte im sonnigen April könnte so in einem trüben November noch späte Früchte tragen. Wie sehr die Sonnenstromerzeugung den Schwankungen des Wetters unterliegt, zeigt der vergangene März, in dem sich der Winter lang hielt. Sonnenstromtechnisch war es ein mieser Monat.
Bei der Verteilung der Solarstromanlagen lässt sich zudem ein deutliches Land-Stadt-Gefälle feststellen. Die Ökostromerzeuger sind auf dem Land zu finden. Dort ist Platz für ausgedehnte Solaranlagen und Biogasanlagen. Nach einer von unserer Zeitung im vergangenen Jahr veröffentlichten Grafik, die ebenfalls auf Daten der LEW beruhte, wurde in der größten Stadt des Landkreises, in Königsbrunn, weniger Ökostrom erzeugt als zum Beispiel im Markt Biberbach.
Der Strom vom Dach zahlt sich nach wie vor aus, sagt auch die Klimaschutzbeauftragte des Landkreises, Margit Spöttle und hat einen ganz speziellen Tipp für Solarstromerzeuger an sonnigen Tagen wie diesen: Wenn die Anlage auf dem Dach Vollgas gibt, Spül- und Waschmaschine sowie weitere stromintensive Geräte einschalten.