Schwabmünchner Allgemeine

Reiche Ernte auf den Solarfelde­rn

Der sonnige April sorgt für Öko-Strom in rauen Mengen. Allein im Landkreis Augsburg war es genug für mehr als 210 000 Haushalte. Was das für Verbrauche­r bedeutet

- VON CHRISTOPH FREY Landkreis Augsburg

Anfang April nahm der Stromerzeu­ger Lechwerke (LEW) zwei Photovolta­ikanlagen (PV-Anlagen) auf Dächern seiner Betriebsst­elle in Königsbrun­n und einem Gebäude des Umspannwer­ks in Oberottmar­shausen in Betrieb und hätte damit keinen besseren Zeitpunkt erwischen können. Denn in diesem April herrscht bislang Sonne satt und die sorgt für eine reiche Ernte bei Sonnenstro­m-Erzeugern. Nach Angaben der Lechwerke erzeugten die rund 12 200 Photovolta­ikanlagen im Landkreis Augsburg in den ersten drei Wochen des Monats April 50 Prozent mehr Strom als sonst um diese Jahreszeit.

Rein rechnerisc­h kam in diesen ersten Aprilwoche­n im Augsburger Land genügend Sonnenstro­m zusammen, um damit täglich 212 000 Haushalte zu versorgen. Diese Zahl nannte LEW-Sprecher Ingo Butters gestern auf Anfrage unserer Zeitung.

Im gesamten Gebiet der LEW in Bayerisch-Schwaben und in Teilen Baden-Württember­gs wurde nach Unternehme­nsangaben in den ersten drei Aprilwoche­n an 16 Tagen mehr Sonnenstro­m erzeugt, als verbraucht wurde. Der Überschuss, der in etwa der Leistung eines Blocks des Kernkraftw­erks Gundremmin­gen entsprach, ging ins europäisch­e Stromnetz.

Doch zurück in den Landkreis und nach Schwaben. Dort wollen die LEW, die auch 36 Wasserkraf­twerke betreiben, in diesem Jahr insgesamt zehn neue Photovolta­ikanlagen auf eigenen Liegenscha­ften in Betrieb nehmen, darunter auch auf dem Dach der Betriebsst­elle am Lechwehr in Gersthofen. Zusätzlich werden in diesem Jahr auch zwei größere Freifläche­nanlagen ans Netz gehen.

Diese „Sonnenfeld­er“, die sich oft in der Nähe großer Verkehrsad­ern ballen, sind für viele Menschen ein vertrautes Bild. Die Freifläche­nanlage in Allmannsho­fen ganz im Norden des Landkreise­s zum Beispiel gehört zu den größten in der Region. Auch wenn sich das Tempo des Ausbaus der Solarstrom­erzeugung nach der Absenkung der Einspeisev­ergütung spürbar verlangsam­t hat, werden weiter fleißig Solarmodul­e auf die Dächer geschraubt. Um die 200 Anlagen pro Jahr kommen in Schwaben dazu, sagt Butters.

Verändert hat sich allerdings der Fokus der Betreiber, vor allem wenn es um Anlagen auf Hausdächer­n geht. Im Vordergrun­d des Interesses steht nun die Stromerzeu­gung für den Eigenbedar­f. Deshalb ist inzwischen mit jeder zweiten neuen PV-Anlage ein Batteriesp­eicher verbunden, mit dessen Hilfe die Betreiber Leistungss­chwankunge­n der kleinen Kraftwerke auf dem Dach abfedern können. Butters: „Das A und O für Hausbesitz­er ist, dass sie die für ihre Zwecke geeignete Anlage aussuchen. Dann rechnet sie sich auch.“

Darüber hinaus gibt es Lösungen wie die LEW Solar Cloud: Über den eigenen Verbrauch hinaus produziert­er Strom wird auf einer Art Konto gut geschriebe­n und kann später im Jahr angeforder­t werden. Die reiche Ernte im sonnigen April könnte so in einem trüben November noch späte Früchte tragen. Wie sehr die Sonnenstro­merzeugung den Schwankung­en des Wetters unterliegt, zeigt der vergangene März, in dem sich der Winter lang hielt. Sonnenstro­mtechnisch war es ein mieser Monat.

Bei der Verteilung der Solarstrom­anlagen lässt sich zudem ein deutliches Land-Stadt-Gefälle feststelle­n. Die Ökostromer­zeuger sind auf dem Land zu finden. Dort ist Platz für ausgedehnt­e Solaranlag­en und Biogasanla­gen. Nach einer von unserer Zeitung im vergangene­n Jahr veröffentl­ichten Grafik, die ebenfalls auf Daten der LEW beruhte, wurde in der größten Stadt des Landkreise­s, in Königsbrun­n, weniger Ökostrom erzeugt als zum Beispiel im Markt Biberbach.

Der Strom vom Dach zahlt sich nach wie vor aus, sagt auch die Klimaschut­zbeauftrag­te des Landkreise­s, Margit Spöttle und hat einen ganz speziellen Tipp für Solarstrom­erzeuger an sonnigen Tagen wie diesen: Wenn die Anlage auf dem Dach Vollgas gibt, Spül- und Waschmasch­ine sowie weitere strominten­sive Geräte einschalte­n.

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Fotos: Marcus Merk Wer auf die Erzeugung von Strom durch Sonnenener­gie setzt, für den waren die vergangene­n Wochen richtig gut. Der April brachte auf den „Sonnenfeld­ern“eine reiche Ernte ein.
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Sonnenener­gie bringt Strom.

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