Schwabmünchner Allgemeine

Diese Bäcker lassen sich gerne sehen

Eine neue Backstube in Bobingen setzt ganz auf Bio, auf Zuschauer und auf die Wertschätz­ung der Kunden für regionale Produkte. In den Teig dürfen Dinkel, Oliven, Spinat oder Rosinen. Aber ein Klassiker nicht

- VON ANJA FISCHER Bobingen

Bäckermeis­ter André Heuck weiß aus Nachfragen, dass seine Waren in Bobingen einigen Gesprächss­toff bieten. Das ist auch für seinen neuen Laden gut. Doch eigentlich reden die ersten Kunden auch über ihn selbst. Das gibt schon sein Lebenslauf her. Eigentlich kommt er aus dem hohen Norden. Doch inzwischen führte ihn die Liebe in den Süden. Dazwischen kam er schon sehr viel herum. So waren unter anderem die Leitung der Bäckerei im Luxushotel Venetian Macau in China und die Betriebsle­itung der Biobäckere­i Schubert in Augsburg wichtige Stationen für ihn. Nun will er sein Verständni­s von gutem Brot in Bobingen verwirklic­hen.

Es ist der Geruch von einer knusprig aufgesprun­genen Brotkruste, von dem saftigen Innern einer Brotscheib­e, mit dem Bäckermeis­ter André Heuck Kunden in seinen neuen Laden an der Hochstraße in Bobingen lockt. Ironisch weist er auf einem Schild an der Eingangstü­r hin, dass „schon wieder ein neuer Bäcker“unter vielen Einzug in die Stadt gehalten hat.

Einer unter vielen? Das dürfte auf diese Bäckerei nicht ganz zutreffen, denn sie hebt sich mit ihrer Philosophi­e und ihrer Ausrichtun­g deutlich von anderen ab. Das macht erste Kunden neugierig und ist immer wieder erklärungs­bedürftig. „Unser wichtigste­s Merkmal ist sicherlich, dass in unseren Backwaren kein Weizen zu finden ist“, sagt Heuck.

Der Bäckermeis­ter ist davon überzeugt, dass moderne Hochleistu­ngsWeizens­orten dem Menschen schaden. Deshalb werden bei ihm die hellen Brote alleine mit Dinkelmehl gebacken. Nicht nur auf Weizen verzichtet André Heuck, der zusammen mit seinem Bruder Alexander Heuck, seinem Vater Hans-Jürgen Heuck und Andreas Claudio in der Backstube steht. Die beiden letzteren sind ebenfalls Bäckermeis­ter.

Bei ihm werde man weder eine Backmischu­ng noch zugekaufte Teiglinge oder industriel­le Backmittel finden. Auch keine technische­n Enzyme würden verwendet. Zum Einsatz kämen nur bio-zertifizie­rte Produkte und Eier, die beispielsw­eise von Zweinutzun­gshühnern stammen, also von Geflügel, das nicht nur alleine zum Eierlegen gehalten wird, sondern sich auch als Fleischlie­ferant eignet. Bei der Verarbeitu­ng von Dinkel, Roggen, Emmer und Einkorn kann man den drei Bäckermeis­tern und ihrem Gesellen zusehen. Nur eine 1,60 Meter hohe Scheibe trennt sie vom Verkaufsra­um. So kann sich der Kunde selbst von der Handarbeit überzeugen, mit der das Brot hergestell­t wird. „Ich wollte einfach weg von der Fließbandp­roduktion“, sagt André Heuck.

„Mir geht es um die Authentizi­tät, das Echte, das Wahre“, sagt Heuck. „In vielen Broten ist so viel, was da eigentlich nicht reingehört.“Er habe aber nicht nur meckern, sondern auch zeigen wollen, dass es auch anders geht. „In dem regionalen Umfeld, in dem ich bin, kann ich auch etwas verändern“, ist er überzeugt.

Der schlicht gehaltene Laden mit der Holzrückwa­nd, die aus einem alten Bauernhaus stammt, die wenigen Maschinen in der Backstube und vor allem die viele Handarbeit sollen den Kunden überzeugen, die unterschie­dlichsten Brot- und Semmelsort­en zu probieren. Brot mit Meersalzkr­uste, Spinat oder Oliven, Rüblibrot, Dinkelvoll­korn, die Dinkelbrez­e oder die Dinkel-Rosinen-Semmeln – die Vielfalt und damit die Qual der Wahl ist groß in Bobingens neuestem Bäckerlade­n.

Warum es in der Bäckerei kein großes Sitzcafé gibt? Auch das ist dem Firmenkonz­ept geschuldet, denn André Heuck geht es ums Brot. Und zwar nur ums Brot. Dafür scheut er keine Mühen und probiert auch gerne etwas Neues in dem mit Ökostrom beheizten Steinbacko­fen aus.

Ob sich das lohnt? André Heuck ist davon überzeugt: „Es gibt ein wachsendes Bedürfnis in der Bevölkerun­g für gute Produkte aus regionaler Herstellun­g. Immer stärker hinterfrag­en die Menschen ihr Lebensumfe­ld. Sie wünschen sich Transparen­z und Authentizi­tät.“

Er sagt, für ihn bedeute das, immer bestes Brot zu bieten, absolute Ehrlichkei­t und nachhaltig­e Natürlichk­eit als Standard anzusetzen. „Unsere Bäcker sind immer ansprechba­r, sie stehen unseren Kunden gerne Rede und Antwort“, bietet der Chef an. „Man kann ihnen aber auch einfach nur zusehen, wie sie Teig machen oder Brezen drehen.“Und einige Zeit später das frisch gebackene Brot im Laden kaufen, aus dem es so lecker duftet.

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Fotos: Anja Fischer Den Bäckermeis­tern André und Hans Jürgen Heuck sowie Geselle Alexander Heuck geht es in der offenen Backstube um Brot aus besten Zutaten.
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Lecker sehen Brot und Semmeln schon beim Auskühlen im Re gal aus.
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Bäckermeis­ter André Heuck verwirklic­ht in Bobingen seinen Traum vom „besten Brot“.

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