Selbstverteidigung – eine Frage der richtigen Distanz
Wie man sich vor einem körperlichen Angriff schlagkräftig schützt, lernen die Teilnehmer eines Kurses in Graben
Einen Selbstverteidigungskurs für alle veranstaltete das Bündnis Lechfeld in der Sporthalle Graben. Zwölf Frauen und ein Mann trainierten unter Anleitung von Jürgen Löhnung, Andreas Freundling und Alex Schu – alle drei versierte Kämpfer, hohe Dan-Träger und Ausbilder der Allkampf Union. In verschiedenen Themenblöcken ging es um die richtige Falltechnik, die Abwehr am Boden und aus der Distanz, die Schlagtechnik und den Umgang mit Stress in einer Bedrohungssituation.
Eine wichtige Erkenntnis: Effektive Selbstverteidigung ist eine Frage der richtigen Distanz. Denn sobald ein möglicher Angreifer den sicheren grünen Bereich verlässt und in die eigene Wohlfühlzone eindringt, kann es gefährlich werden. Meist funktioniert das eigene Bauchgefühl hier sehr zuverlässig. Wie die drei Allkampfexperten erklärten, beginnt der Risikobereich in der Trittdistanz. Richtig gefährlich wird es in einer Distanz, in der ein Angreifer schlagen, boxen oder sogar zugreifen könnte. Dringt eine fremde Person in diesen „roten Bereich“ein, lohnt es sich, die eigenen Arme aus der hängenden Position hochzunehmen, um im Falle eines Angriffs den eignen Kopf schnell genug schützen zu können.
Weil sich aber oft ein anderer Mensch nur nähert, um eine Auskunft zu erbitten, empfahlen die Trainer eine unauffällige Verteidigungshaltung. Sie kann zum Beispiel darin bestehen, dass man eine „Denkerposition“einnimmt: eine Hand an das Kinn und den Ellenbogen auf dem vor dem am Bauch liegenden Arm abstützen.
Für den Fall, dass es tatsächlich zu einem Angriff kommt, lernten die Selbstverteidigungsschüler, wie man am besten in den Rücken des Angreifers gelangt und ihm den Bewegungsraum „eng macht“. Denn das erschwert es ihm, zu schlagen oder zu treten. Letztlich ist es jedoch nicht Ziel, einen Angreifer tatsächlich zu besiegen, sondern sich vor Verletzungen zu schützen und sich Gelegenheit zur Flucht zu schaffen. Dabei darf und soll geschrien werden, am besten möglichst laut, denn auch das signalisiert Wehrhaftigkeit. „Allerdings hat auch Notwehr ihre Grenzen“, mahnte Fritz Kosak, Präsident der Deutschen Allkampf Union, am Ende des Kurses. Auf einen am Boden Liegenden einzutreten, falle nicht mehr unter Notwehr.
Obwohl der Hintergrund jedes Selbstverteidigungskurses natürlich eine mögliche Bedrohungssituation ist, war die Stimmung im Kurs ausgesprochen gut. Zwischen den Erklärungen und dem eigenen „Handanlegen“wurde gescherzt und gelacht. Und so verließen die Teilnehmer den Kurs nach gut drei Stunden ebenso verschwitzt wie gut gelaunt.