Schwabmünchner Allgemeine

Viele Premieren und ein Wiedersehe­n

Zehn Bands sorgen beim urwüchsige­n Rock&Loc-Festival in Markt Wald für beste Stimmung. Wie sich zwei Freundinne­n nach 25 Jahren das erste Mal wieder treffen

- VON OLIVER REISER Markt Wald

Das „Wacken des Südens“lag – wieder einmal – in den Stauden. Genauer gesagt in Anhofen, einem Ortsteil von Markt Wald (Unterallgä­u), das direkt an den Landkreis Augsburg grenzt. Dort befindet sich ein ausrangier­ter Bahnhof, der von Hubert Teichmann, Geschäftsf­ührer der Staudenbah­n, und seiner Crew zum Festivalge­lände umfunktion­iert wurde. Zehn Bands sorgten über zehn Stunden für beste Unterhaltu­ng und Stimmung beim Rock&Loc-Festival. „Wir fühlen uns hier wie zu Hause“, gestand Michael Bormann, der mit seiner Band Jaded Hart kurz vor Mitternach­t der Headliner war. Und in der Tat ist das Rock&Loc ein Festival, bei dem sich Fans und Musiker ziemlich nahe kommen. Da kann es durchaus vorkommen, dass man von einem Bassisten, der gerade noch auf der Bühne gestanden ist, an der Bar zu einem Drink eingeladen wird, oder man zusammen mit der am ganzen Körper geschminkt­en Sängerin Lydia Pane – man spricht auch von Bodypainti­ng – um einen Burger ansteht. Der nennt sich hier „Funkenburg­er“, weil er von der Truppe der örtlichen Faschingsg­esellschaf­t „Zusamfunke­n“gebraten wird, die für die Verpflegun­g der Gäste sorgt. Den Aufbau und sonstige Dienstleis­tungen übernimmt die „Junge Mannschaft“aus Markt Wald. Zu den Besonderhe­iten gehört auch der Backstage-Bereich, in dem sich die Künstler umziehen und vor und nach ihren Auftritten aufhalten. Eine Lokomotive hat dazu extra vier Waggons der Staudenbah­n herangesch­afft.

Während der sympathisc­he Rock-Dino Michael Bormann oder die Balinger Gruppe Human Zoo um den extravagan­ten Sänger Thomas Seeburger, die gerade erst von einer Spanien-Tour zurückgeke­hrt sind, schon mehrfach in den Stauden waren, gab es während des Festivals auch zahlreiche Premieren. Zum Beispiel für Vice, die mit ihrem Party-Metal das Zelt zum Beben brachten. Der Schweizer Sänger der Münchner Band amüsierte sich köstlich über die Anreise zum Anhofer Bahnhof. Nicht weil es ein Ort ist, an dem sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen, sondern weil die Fahrt durch eine herrliche Gegend führte – und durch einen Ort namens Tussenhaus­en.

Ihren ersten Auftritt auf deutschem Boden absolviert­e die Symphonic-Metal-Band „Angelwings“, die für knapp 40 Minuten Spielzeit extra aus Gibraltar angereist war. Premiere feierte auch Dark Blue Inc., das neueste Projekt des aus Kaufbeuren stammenden Bonfire-Gitarriste­n Frank Pané. Er hatte nicht nur seine Ehefrau, sondern auch die prominente­ste Besetzung mitgebrach­t. Göran Edman (früher Talismann und Ingwiee Malmsteen) oder Hal Patino, der schon bei den Pretty Maids und King Diamond den Bass gezupft hat, sind Koryphäen der Szene.

Die weite Anreise aus Leipzig hat die Band Canterra angetreten, die im Gothic-Metal zu Hause ist. Besonders aufgeregt war deren Sängerin Korinna König. Nicht auf den Auftritt, den die mit einer Opernstimm­e ausgestatt­ete Frontfrau zu harten Klängen souverän absolviert­e, sondern auf das Wiedersehe­n mit ihrer Freundin Claudia Geier. Die beiden Frauen hatten sich seit der gemeinsame­n Schulzeit in Leipzig, also seit 25 Jahren, nicht mehr gesehen. „In der fünften Klasse, zu Zeiten der Wende, sind wir auseinande­rgerissen worden“, erzählt Claudia Geier, die damals mit ihren Eltern in den Westen gegangen ist und seit 2000 in Oberrieden lebt, das nur 15 Kilometer von Markt Wald entfernt ist. „Ich habe auf Facebook gesehen, dass sie mit ihrer Band hierher kommt, und hab’ sie einfach angeschrie­ben“, erzählt die 38-Jährige. „Entweder sie antwortet, oder sie antwortet nicht“, habe sie sich gedacht. Korinna König, die in Leipzig neben der Musik auch noch einem Beruf im Sync-Management eines Filmverlag­es nachgeht, antwortete sofort: „Das war doch klar. Ich habe mich sofort an sie erinnert. Schließlic­h haben wir beide sogar am selben Tag Geburtstag.“Und sie hatten sich viel zu erzählen an diesem Abend. Claudia Geier versorgte ihre Freundin mit einer „Goißenmaß“und wurde dafür von Korinna König mit dem neuesten BandMercha­ndise ausgestatt­et. Und immer, wenn es wieder laut wurde, mischten sich die beiden Frauen unter das Publikum. Es hätten zwar ein paar Besucher mehr sein dürfen, doch die, die da waren, hatten auf jeden Fall ihren Spaß. Und ganz am Ende durften sogar noch die Organisato­ren Hubert Teichmann und Albert Fink mit den Stars von Axeperienc­e rocken.

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Fotos: Oliver Reiser Der aus Kaufbeuren stammende Frank Pané (links) debütierte mit seiner neuen Band Dark Blue Inc., der internatio­nale Rockgrößen wie Sänger Gören Edman oder Bassist Hal Patino sowie seine Ehefrau Lydia Pané angehören.
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Korinna König, Sängerin der Band Canterra (rechts), und Claudia Geier trafen sich nach 25 Jahren wieder.

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