Schwabmünchner Allgemeine

Unfassbare Zustände

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE redaktion@augsburger allgemeine.de

Die Schilderun­gen der Donauwörth­er Heimkinder über ihre Zeit in der Einrichtun­g sind erschütter­nd. Dass die Sitten in den fünfziger und sechziger Jahren rauer waren, ist bekannt. Wenn die Kinder nicht gehorchten, gab es schnell mal eine Tracht Prügel. Was sich aber hinter den Mauern des Donauwörth­er Kinderheim­s abspielte, geht weit darüber hinaus.

Erschrecke­nd ist besonders, dass diese Taten eng mit dem Namen eines Pfarrers und einzelner Erzieherin­nen verbunden sind. Für beide Berufe sind Einfühlung­svermögen und Verständni­s für die Lebensumst­ände der Kinder Pflicht. Beides fehlte bei Max Auer und einigen Erzieherin­nen offensicht­lich vollkommen. Dabei wäre es für die Heimkinder sehr wichtig gewesen, hatten diese im Leben doch schon schlimme Schicksals­schläge hinnehmen müssen: Ihre Eltern waren gestorben oder mit der Erziehung völlig überforder­t. Deswegen kamen die Kinder ins Heim.

Doch dort begann für viele das Martyrium erst richtig. Zwar ist von allen ehemaligen Heimkinder­n, die sich bei unserer Zeitung gemeldet haben, zu hören, dass es auch liebevolle Schwestern in jener Zeit gab. Den Übergriffe­n durch den Pfarrer und einzelne gewalttäti­ge Kolleginne­n hatten aber auch sie offenbar nichts entgegenzu­setzen – vielleicht auch aus Angst. Er leitete das Heim „mit strenger Hand“, wie es der frühere Internatsl­eiter der Knabenreal­schule Donauwörth kürzlich formuliert­e.

Immerhin einen Lichtblick gibt es in dieser Affäre: Die Diözese und die Stiftung, zu der das Kinderheim gehörte, ducken sich nicht weg. Obwohl die Taten juristisch verjährt sind. Sie suchen das Gespräch mit den Betroffene­n und sind auch bereit, einen finanziell­en Ausgleich für das erfahrene Leid zu bezahlen.

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