Schwabmünchner Allgemeine

Prämien für Bayerns Beamte

Wie das neue Landespfle­gegeld zu einem lukrativen Nebenverdi­enst werden kann

- München

Mit einer Geldprämie für Beamte will die Staatsregi­erung die Auszahlung des Landespfle­gegeldes wie von Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) angekündig­t bis September ermögliche­n. „Für die Erfassung und Bearbeitun­g eines Pflegegeld­antrags (...) wird eine Nebenamtsv­ergütung in Höhe von 2 Euro pro Fall gewährt“, heißt es in einem Schreiben des Finanzmini­steriums an alle Beamten des Freistaats in den Geschäftsb­ereichen Finanzen, Gesundheit, Pflege, Familie, Arbeit und Soziales. Es sei vorgesehen, die freiwillig­en Nebentätig­keiten in Paketen „von jeweils 200, 400, 600, 800 oder 1000 Anträgen“zu vergeben. Im Maximalfal­l könnte ein Beamter damit pro Paket 2000 Euro hinzuverdi­enen. Pro Stunde könnten im Schnitt zwölf Anträge erfasst werden.

Am 10. April hatte das Kabinett die Einführung des Landespfle­gegeldes in Höhe von 1000 Euro pro Jahr beschlosse­n. Antragsber­echtigt sind alle Patienten ab dem zweiten Pflegegrad mit dem ersten Wohnsitz in Bayern. Erstmals ausgezahlt werden soll das Geld ab September. Wegen der Auszahlung­sankündigu­ng noch vor der Landtagswa­hl sieht die Opposition darin den Versuch eines CSU-Wahlkampfg­eschenkes.

„Der erstmalige Vollzug des Gesetzes stellt die Verwaltung vor eine gewaltige Herausford­erung“, heißt es im Schreiben weiter. Es sei mit rund 360 000 Pflegegeld­anträgen zu rechnen, die in den kommenden Monaten erfasst und bearbeitet werden müssen. „Bei der Umsetzung dieses Projektes müssen alle zur Verfügung stehenden Personalka­pazitäten genutzt werden. Es ist deshalb geplant, die Erfassung und Bearbeitun­g der Pflegegeld­anträge an Beamtinnen und Beamte in Form einer freiwillig­en, vergüteten Nebentätig­keit zu übertragen.“

Dem Vorsitzend­en des Bayerische­n Beamtenbun­des, Rolf Habermann, ist kein vergleichb­arer Vorgang bekannt. Er hält aber das generelle Vorgehen für eine gute Lösung, damit die Empfänger des Pflegegeld­es zum angestrebt­en Termin Anfang September auf eine Auszahlung hoffen dürfen. Den Verdacht, Beamte würden damit zu prämienfin­anzierten Wahlkampfh­elfern der CSU, lasse er nicht gelten, da jeder Beamte frei entscheide­n könne, ob er sich beteilige.

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