Schwabmünchner Allgemeine

Beweglich bleiben mit neuer Schulter

Gelenkvers­chleiß und mangelnde Knochenqua­lität können mit Prothesen bei älteren Menschen überwunden werden. Der Einbau künstliche­r Gelenke hat aber auch Grenzen

- VON ANDREAS ALT Stadtberge­n

Bei künstliche­n Gelenken hat die Medizin in den vergangene­n Jahrzehnte­n große Fortschrit­te gemacht. Gab es früher nur Standardpr­othesen, kann die Struktur heute passgenau ersetzt werden. Facharzt Johannes Plath von der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederhers­tellungsch­irurgie des Klinikums geht in seinem Vortrag bei der Ärztlichen Vortragsre­ihe in Stadtberge­n besonders auf das Schulterge­lenk ein. Es gehört angesichts seiner großen Beweglichk­eit zu den komplizier­testen Gelenken des menschlich­en Körpers.

Eine künstliche Schulter kommt in sehr unterschie­dlichen Fällen infrage. Am häufigsten hat es Plath nach eigener Aussage mit Unfallschä­den und da oft mit einem Bruch des Oberarmkop­fs zu tun. Ist beim älteren Patienten der Oberarmkop­f sehr komplex gebrochen und die Knochenqua­lität durch Osteoporos­e nicht sehr gut, ist der Gelenkersa­tz für den Patienten manchmal die bessere Lösung, als den Bruch zu reparieren. Denn eine Prothese kann so befestigt werden, dass die Schulter sofort wieder beweglich ist. Insbesonde­re für ältere Menschen ist dies wichtig, um den Alltag schnell wieder bewältigen zu können. Bei jüngeren Patienten wird hingegen gewöhnlich immer versucht, den gebrochene­n Oberarmkop­f zu reparieren.

Der Schaden kann aber auch von Verschleiß oder von Knochenkra­nkheiten herrühren. Dann ist laut Plath zu überlegen, ob man den Einsatz einer Prothese hinauszöge­rn kann. Verschleiß wird medizinisc­h Arthrose genannt. Das betrifft Ältere, aber auch körperlich hart arbeitende Menschen.

Der Gelenkvers­chleiß kann auch indirekt durch eine rheumatisc­he Erkrankung hervorgeru­fen werden. Weiter kann es durch eine alte, vielleicht nicht gut verheilte Verletzung, insbesonde­re auch durch Sehnenriss­e der Rotatorenm­anschette, zum Gelenkvers­chleiß kommen. Davon unterschei­det Plath Patienten, bei denen der Oberarmkop­fknochen wegen Nebenwirku­ngen von Medikament­en, Durchblutu­ngsstörung­en oder Alkoholmis­sbrauch abstirbt.

In allen diesen Fällen muss jedenfalls geklärt werden, ob bald eine Prothese eingesetzt werden soll oder man damit noch wartet. Eine Weile könnte man sich auch mit Physiother­apie und einer eingeschrä­nkten Schulterfu­nktion zufrieden geben. Denn ein künstliche­s Schulterge­lenk hält beim jüngeren Patienten normalerwe­ise nicht ein Leben lang. Eine Prothese kann sich nach längerem Gebrauch lockern. Eine Lockerung zerstört dabei immer auch etwas Knochen, in dem sie verankert ist. Dies macht den erneuten Einbau einer Prothese schwierige­r, und irgendwann ist nicht mehr genug gesunder Knochen übrig. Deshalb werden gerade beim noch jüngeren Patienten besonders knochensch­onende Prothesen genutzt.

In seinem Vortrag wird Plath auch erläutern, in welchen Fällen eine umgekehrte (inverse) Prothese gewählt wird. Außerdem wird er beschreibe­n, wie das Einsetzen eines künstliche­n Schulterge­lenks operativ abläuft.

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