Große Begeisterung bis heftige Ablehnung
Das Angebot von Ignaz Walter, für Augsburg eine Tiefgarage zu errichten, beschäftigt viele Leser. Dabei gehen die Meinungen teilweise sehr weit auseinander. Hier ein Überblick
Eine exklusive Tiefgarage mitten in der Stadt unter der Fuggerstraße – das Angebot des einstigen Baukonzernchefs Ignaz Walter an die Stadt Augsburg bewegt die Leser. „Augsburg braucht es“, „Dringend nötig“, „Bauen, und zwar schnell“– lauten manche Kommentare auf der Facebookseite unserer Zeitung. Etliche Leserbriefe gingen in der Redaktion ein. Doch nicht jeder ist von Walters Idee begeistert.
Die Augsburgerin Irmhild Kramer allerdings findet sie „großartig“. „Eine Tiefgarage in der Fuggerstraße wäre der Gewinn des Jahrhunderts für Augsburg“, schreibt sie im Leserbrief. Eva Nagelmüller appelliert an die Stadt, das Angebot des früheren Unternehmers unbedingt anzunehmen. So günstig käme sie nicht mehr an eine Tiefgarage. Damit könne endlich der geplante Fugger-Boulevard eingerichtet werden, in dem nur Fußgänger und Radler zugange seien.
Leser Rolf Pest führt die Tarifreform der Verkehrsbetriebe als ein Argument für die Tiefgarage an. „Nachdem es in Augsburg allem Anschein nach nicht möglich ist, eine faire, vernünftige und für alle Bürgerschichten bezahlbare Tarifreform aufzulegen, wäre ein Votum zugunsten der Walter-Garage sicherlich nicht abwegig.“Die Parkgebühren müssten aber in einem vernünftigen Rahmen erhoben werden, betont er.
Geht es nach dem Augsburger Manfred Kugler sollten nicht die Stadträte über die Walter-Garage entscheiden, sondern die Bürger bei einem Entscheid. „Außerdem sollte man erfahren, ob es dann auch so günstige Parkgebühren hat wie die City-Galerie oder die hohen Gebühren der anderen Parkhäuser erreicht.“Für Rainer Kraus wäre es sogar das erste Bauprojekt in Augsburg mit Tiefgang. Sicherlich werde es kein Geschenk ohne Eigennutz sein, meint der Augsburger. Aber bei der Bewertung des Gesamt-Projekts müsse man zum Schluss kommen, dass es sich um eine „Winwin-Situation“handele.
Fritz Wimmer findet, dass eine Tiefgarage mit Parkplätzen in Überbreite in Augsburg, ausgenommen City-Galerie, sowieso fehlt. „Die Autos werden immer breiter und Beschädigungen auf engen Parkplätzen häufen sich und auch ein Servicepoint ist für die Bürger sinnvoll.“Das gesamte Angebot von Ignaz Walter sei für den Handel ebenso von Vorteil.
Unter den Lesern gibt es auch Kritik. Diese Tiefgarage würde nur mehr Verkehr und Dreck in die Innenstadt bringen, ist Horst Jung aus Friedberg überzeugt. „Man sollte eher daran denken, den Verkehr aus der Innenstadt auszusperren.“Dazu gehörten für ihn etwa die Erweiterung der Fußgängerzone vom Königsplatz bis zum Stadttheater und die Maximilianstraße.
Leserbriefschreiber Heinz Barth sieht für Ignaz Walter bessere Möglichkeiten, sich zu engagieren. Er fände ein Parkhaus bei der neuen Uni-Klinik oder am Park&Ride West notwendiger, oder etwa ein Fahrradparkhaus. „Eine Straßenbahnbrücke an der Kreuzung Ackermannstraße/B17 oder an der Kreuzung Ackermann-Kriegshaber Straße wäre ein sinnvolles Betätigungsfeld.“Hier würden sich ÖPNV-Kunden, Auto- und Radfahrer wie auch Fußgänger gleichermaßen freuen, ist Barth überzeugt.
„670 Parkplätze zusätzlich locken erst mal auch mindestens so viele Kfz in die Stadt. Dann herrscht Einfahrtsstau und Suchverkehr“, gibt der Prittrichinger Claus Koch zu Bedenken. Zudem äußert er weitere Kritik. „Seine Kinder und Enkel dürfen die Parkgebühren kassieren, die viel zitierte Bürgerschaft dann in 30 bis 50 Jahren die Sanierungskosten für so einen unterirdischen Betonbunker bezahlen.“
Eine ähnliche Meinung haben Renate und Georg Bauer. „Herr Walter möchte doch nichts verschenken, sondern er möchte besten Grund in der Innenstadt geschenkt bekommen, um dann für seine Erben eine quasi ewige Einnahmequelle zu generieren“, formulieren sie. Man könne nur hoffen, dass die Stadt dieses trojanische Pferd nicht hinein lasse.
Andrea Haase aus Stadtbergen hofft, dass es bei dem Nein von 1996 bleibt. „Der 82-jährige Walter will das ,schönste‘ Parkhaus Deutschlands errichten. Es ist doch gerade das allgemein größte Anliegen, nicht noch mehr Autos in die Stadt zu lotsen. Staus haben wir genug! Man kann nur noch mit dem Kopf schütteln.“Auch auf der Facebook-Seite unserer Zeitung wird unter den entsprechenden Artikeln über das Thema heiß diskutiert.
Stefan Puchner etwa empfiehlt allen Kritikern, „auch ich gehörte in den 90ern dazu“, sich in Ulm die Neue Straße anzuschauen. „Dank der neuen Tiefgarage dort, war es erst möglich, den Verkehr darüber zu beruhigen, und die Innenstadt profitierte sehr davon.“Die neue Garage würde Augsburg gut stehen und gut zum neuen Staatstheater passen, meint TV-Moderatorin Silvia Laubenbacher. „Wenn man sich einigen kann und die Fakten geprüft sind, sollten wir dem ,geschenkten Gaul‘ nicht zu lange ins sprichwörtliche Maul schauen, sondern dankbar die großzügige Geste eines Augsburg-Liebhabers annehmen.“An unserer aktuellen Umfrage zur Tiefgarage auf
haben sich bis Donnerstagabend über 1400 Leser beteiligt. Zu dem Zeitpunkt waren in etwa zwei Drittel der Beteiligten dafür. Die Umfrage läuft weiter.
augsburger-allgemeine.de/augsburg
Was ein Leser den Kritikern empfiehlt
Was halten die Augsburger von den Ga ragen Plänen? Im Online Angebot unserer Zeitung können Sie abstimmen:
Der – nicht repräsentative – Zwischen stand (Donnerstag, 18 Uhr, ca. 1400 Teilnehmer):
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Ja, ich bin dafür
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Nein, ich bin dagegen. 68 % 32 %