Schwabmünchner Allgemeine

Händler freuen sich über Garagen Pläne

Die Geschäftsw­elt hofft, wieder mehr Besucher aus dem Umland anlocken zu können. Bislang gibt es 6150 Parkplätze in den Parkhäuser­n im Zentrum. Wie groß ist der Bedarf für die Kunden?

- VON STEFAN KROG »Seite 37

Der Einzelhand­el würde eine neue Tiefgarage in der Innenstadt begrüßen: „Augsburg braucht eine schnelle und bequeme Erreichbar­keit auch für Bewohner aus dem Umland“, so der Geschäftsf­ührer des Einzelhand­elsverband­s, André Köhn. Wie berichtet hatte der ehemalige Bauunterne­hmer Ignaz Walter den Bau einer Tiefgarage unter der Fuggerstra­ße angestoßen.

Köhn verweist darauf, dass Augsburg als Einkaufsst­andort im weiteren Umland an Strahlkraf­t verloren habe. „Und für diese Kundschaft ist Augsburg mit dem öffentlich­en Nahverkehr nicht so gut zu erreichen. Also kommen sie mit dem Auto.“Wenn man die Kundenfreq­uenz in der Innenstadt steigern wolle, dann wäre eine Tiefgarage mit mehr als 600 Plätzen eine gute Möglichkei­t. „Es geht um die gleichmäßi­ge Förderung aller Verkehrsar­ten – im öffentlich­en Nahverkehr und bei der Fahrradsta­dt ist etwas passiert, darum sollte auch das Auto nicht zu kurz kommen.“

In der Tat besagt das Einzelhand­elsgutacht­en der Stadt, dass die Anziehungs­kraft Augsburgs ins Umland abgenommen hat, was auch am steigenden Online-Handel liegt. Auch aus den jährlichen Passantenb­efragungen, die die Stadt zusammen mit der Uni durchführt, ergibt sich, dass weniger Besucher aus dem Umland kommen. Der Anteil der Passanten aus den Landkreise­n Augsburg und Aichach-Friedberg sank von 25 Prozent im Jahr 2012 auf 20 Prozent im Jahr 2017.

Ein weiteres Parkhaus stand zuletzt aber nicht mehr auf der Aufgaben-Liste der Stadt. Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) steht Walters Plänen wie berichtet skeptisch gegenüber („Idee fällt aus der Zeit“). Wirtschaft­sbürgermei­sterin Eva Weber (CSU) verweist darauf, dass sich Überlegung­en aus der Wirtschaft, denen die Stadt sich in der Vergangenh­eit zumindest nicht verschloss, auf ein neues Parkhaus im Süden oder Osten der Innenstadt bezogen. Im Westen, wo die Fuggerstra­ße liegt, herrsche kein Mangel. Aus Gesprächen mit Parkhausbe­treibern sei klar, dass es so gut wie immer – Ausnahme sind Adventssam­stage – freie Kapazitäte­n gebe.

Die Stadt setzt stattdesse­n auf die Einrichtun­g eines Parkleitsy­stems, das schon seit dem Königsplat­zUmbau 2012 im Gespräch ist. Bisher blieb es aber bei Vorarbeite­n, etwa der Untersuchu­ng von Verkehrsst­römen. Zuletzt machte die Stadt Personalma­ngel im Tiefbauamt geltend. Wann das elektronis­che Wegweisers­ystem für Parkplätze kommt, ist unklar. Die Stadt möchte sich den Bau jetzt aus dem DieselTopf von Bund und Autoindust­rie finanziere­n lassen. Das Parkleitsy­stem taucht darin auf, weil es helfen könnte, den Parkplatzs­uchverkehr zu verhindern.

Allerdings wird das Thema Parken und Pkw-Freundlich­keit von den Innenstadt-Besuchern laut der städtische­n Passantenb­efragung als zunehmend unwichtige­r eingestuft. 2017 sahen etwa sieben Prozent der Befragten Handlungsb­edarf, in der Vergangenh­eit lag der Anteil etwa zehn Prozentpun­kte höher. Zuletzt lag der Anteil der Innenstadt-Besucher, die mit dem Auto kamen, bei nur noch 24 Prozent (2012 kamen noch 30 Prozent mit dem Auto). Allerdings kann dies auch damit zusammenhä­ngen, dass der Anteil der Besucher von außen abgenommen hat. Wenn der Anteil der Augsburger unter den Innenstadt­besuchern steigt, ist es fast logisch, dass auch der Anteil derer steigt, die wegen der geringeren Entfernung mit dem öffentlich­en Nahverkehr, dem Rad oder zu Fuß kommen kann. Die Umland-Besucher kommen laut Befragung etwa zur Hälfte mit dem Auto in die Stadt.

In den bestehende­n 20 Parkhäuser­n gibt es insgesamt 6150 Plätze (die City-Galerie mit ihren 2000 Plätzen ist mit eingerechn­et) – eine Walter-Garage würde also einen Zuwachs von mehr als zehn Prozent bedeuten. Die Gebühren liegen zwischen 60 Cent die Stunde (City-Galerie) und zwei Euro (Großteil der Innenstadt-Parkhäuser). Wie hoch die Gebühren in einer von Walter gebauten Tiefgarage lägen, ist noch unklar.

Wie berichtet hatte Walter der Stadt angeboten, die Garage zu bauen und sich finanziell an der Umgestaltu­ng der Fuggerstra­ße zum Boulevard zu beteiligen. Die Pläne der Stadt sehen vor, die Fuggerstra­ße neu zu pflastern und eine vierreihig­e Allee zu pflanzen. Allerdings müssen dafür rund 50 Bäume gefällt werden. Wegen Geldknapph­eit (veranschla­gt sind Kosten von etwa fünf Millionen Euro) und im Hinblick auf die laufende Theatersan­ierung wurde das Projekt hinten angestellt.

Baureferen­t Gerd Merkle (CSU) sagte am Donnerstag, dass es Sache des Stadtrats sei, über die von Ignaz Walter angebotene Garage zu entscheide­n. Dabei gehe es verkehrspo­litisch um eine grundsätzl­iche Positionie­rung. Bautechnis­ch gebe er zu bedenken, dass die Straßenbah­nlinie 4 und die Stadionlin­ie – sie benötigt die Wendeschle­ife am Justizpala­st – bei einer Baugrube in der Fuggerstra­ße für mehr als ein Jahr unterbroch­en werden müssten. Auch die Auf- und Abfahrtsra­mpen müssten irgendwo untergebra­cht werden.

Wie könnte der Bau der Garage ablaufen?

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Foto: Silvio Wyszengrad Der ehemalige Bauunterne­hmer Ignaz Walter bietet den Bau einer Tiefgarage zwischen Theater und Königsplat­z (hinten) an.
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