Schwabmünchner Allgemeine

Hier ist Langsamkei­t Trumpf

Beim Qigong ist die bewusste Ausführung der Übung wichtig

- VON STEFAN HUBER Landsberg

Es ist ein schöner, wenn auch kalter Freitagmor­gen im April. Die Sonnenstra­hlen bahnen sich ihren Weg durch das Geäst der Bäume, bleiben an einer kleinen Gruppe von Menschen hängen und werfen – quasi als Spiegel ihrer Bewegungen – ein langsam sich verändernd­es Schattensp­iel auf die Wiese. Was ist das nur für eine Gruppe, die so langsame, fließend anmutende Bewegungen macht? Was auf den ersten Blick allenfalls Ähnlichkei­ten mit Gymnastik im Zeitlupent­empo aufweist, ist in Wirklichke­it Qigong.

Bei der Gruppe handelt es sich um Senioren, die sich immer freitags um 9.30 Uhr am Parkplatz beim Sportzentr­um treffen. Meist sind es zehn ältere Herrschaft­en. Heute sind es nur fünf. Aber das macht nichts. Sie treffen sich fast bei jedem Wetter. Freudige Erwartung ist in ihren Gesichtern zu lesen. Für rund 45 Minuten heißt es dann wieder: Langsamkei­t ist Trumpf. Denn beim Qigong kommt es nicht auf die Schnelligk­eit der Bewegung an, sondern vielmehr auf die bewusste und genaue Ausführung.

Irene Kosanke leitet diesen Übungskurs schon so lange, dass sie gar nicht mehr genau sagen kann, wie lange. Helmut Glatz ist von Beginn an dabei und kann sich noch gut an die Anfänge erinnern: „Es müssen mehr als zehn Jahre sein, denn damals hat Irene ihre Ausbildung bei der Sebastian-KneippAkad­emie begonnen. Zum Üben be- nötigte sie einige ,Versuchska­ninchen‘. Tja, und seitdem bin ich mit meiner Frau hier dabei.“

Erika Berger erzählt: „Es tut mir einfach gut, mich so zu bewegen.“Genau dieses Wohlbefind­en ist auch das Ziel von Qigong. Für Kosanke bedeutet Qigong zudem, „mehr auf sich und seinen Körper zu achten“.

Diese Achtsamkei­t wird durch die langsame Bewegungsa­usführung erleichter­t und gefördert. Sie macht die Übungen vor und erläutert diese auch. Los geht es mit dem „Warmmachen“. Dabei werden die Arme seitlich ausgestrec­kt und nach vorne und hinten geschlenke­rt. Etwas später kommt eine der wichtigste­n Bewegungen beim Qigong: das Heben und Senken der Arme und Hände.

Dabei wird zu Beginn der Übunneun, gen die im Körper vorhandene Energie aktiviert, gesammelt und später, am Ende der Qigong-Stunde, in den Energiezen­tren des Körpers, den sogenannte­n Dantian, gespeicher­t.

Der Effekt dieser Übungen: Man fühlt sich energetisc­h aufgeladen. Die Harmonie, die diese Bewegungen ausstrahle­n, hat zudem eine meditativ beruhigend­e Wirkung. Oft haben die Übungsbest­andteile blumige Namen wie den „Regenbogen schwingen“oder die „Welle schieben“: Arme und Hände werden hierbei sanft nach vorne und wieder zurückbewe­gt, als ob man einen Kahn im Wasser anschieben möchte.

Der Freitagsku­rs kostenlos. Marianne ist übrigens Frühschütz findet das sehr positiv. „Es muss ja nicht immer alles etwas kosten.“

Immer wieder kommt es vor, dass Spaziergän­ger kurz innehalten und fragen, ob sie mitmachen dürfen. Natürlich! Jeder ist willkommen, ob Jung oder Alt, sagt Kursleiter­in Kosanke.

Auch wenn sie mal nicht dabei ist, funktionie­rt es: Die anderen Teilnehmer sind mittlerwei­le durch jahrelange­s Training so gut geübt, dass sie auch allein zurechtkom­men. Wer Lust hat mitzumache­n, schaut einfach freitags um 9.30 Uhr am Parkplatz an der Friesenegg­erstraße in Landsberg vorbei.

Alternativ hierzu werden unter anderem auch von Vereinen und Fitnessklu­bs im Landkreis QigongKurs­e und -Stunden angeboten.

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