Schwabmünchner Allgemeine

Frech, höflich, aber auch schüchtern

Der Nachwuchss­türmer des FC Augsburg zeigt auf dem Rasen viel Qualität. Neben dem Platz wirkt er noch etwas unsicher

- VON WOLFGANG LANGNER

Für einen 20-Jährigen macht Marco Richter auf dem Fußballpla­tz vieles richtig. Der gebürtige Friedberge­r spielt unbekümmer­t, frech und ist wie es sich für einen Stürmer gehört, torgefährl­ich. Neben dem Platz macht er eher einen schüchtern­en Eindruck. Deshalb war es fast ein unangenehm­er Termin für Richter. Bei der turnusmäßi­gen Pressekonf­erenz des Fußball-Bundesligi­sten vor dem anstehende­n Spieltag sitzt neben dem Trainer Manuel Baum auch immer ein Spieler, der dann ebenfalls Rede und Antwort steht. Vor der Partie am Samstag (15.30 Uhr) bei Hertha BSC Berlin wurde erstmals Richter „diese Ehre zuteil“. „Geht pfleglich mit ihm um. Er ist ein bisschen nervös“, grinste Dominik Schmitz, der Pressespre­cher des FCA.

„Na ja, ein paar Interviews habe ich ja schon gegeben. Das werde ich schon hinbekomme­n“, lächelt Richter, der seinen Coach immer noch höflich mit „Herr Baum“anspricht. Manuel Baum hat ihn zum Bundesliga­spieler gemacht, und das nicht, weil der 20-Jährige so ein netter Kerl ist: „Er hat extrem viel Offensivqu­alität, ist sehr kreativ und technisch gut“, lobt Baum. Doch der Trainer weiß auch, dass sein Schützling in einigen Bereichen noch arbeiten muss. Dem Stürmer ist klar, was sein Coach meint: „Das ist die Fitness, aber da bin ich dran. In der Sommerpaus­e habe ich jetzt viel Zeit, mich darauf vorzuberei­ten und da bin ich auch dran.“

Im Alter von 14 Jahren kam Richter vom FC Bayern München zum FCA. Der Wechsel war für ihn logisch: „In München habe ich kaum noch Spielzeite­n bekommen und mein Vater war beim FCA Jugendtrai­ner. Das war die richtige Entscheidu­ng.“Bundesweit machte Richter Schlagzeil­en, als er am 30. Juli 2016 im Dress des Regionalli­gisten FC Augsburg II gegen den SV Seligenpor­ten beim hohen 12:0-Sieg sieben Treffer erzielte. „Er soll sich in Ruhe entwickeln und sich weiterhin über die U23 empfehlen“, sagte FCA-Manager Stefan Reuter damals. Mittlerwei­le ist Richter der U23 entwachsen. Für das Bundesliga-Team war er bisher neunmal im Einsatz. Dabei erzielte er beim 3:0-Erfolg über Eintracht Frankfurt auch einen Treffer. Zuletzt gegen den FSV Mainz war Richter beim 2:0-Sieg einer der besten Spieler auf dem Platz. „Ich bin mit der Zeit gewachsen und in der Bundesliga angekommen“, sagt Richter.

Am vergangene­n Mittwoch war er wieder einmal in München, an dem Ort, wo er das Fußball-Abc gelernt hat. Richter sah dort die Partie des FC Bayern gegen Real Madrid. Nach der 1:2-Niederlage sieht er im Rückspiel für die Bayern schwarz: „Ich schätze, dass Real das Rennen machen wird.“Vom Spiel selbst war er ein bisschen enttäuscht: „Das war qualitativ nicht so hochwertig. Ich habe mir eigentlich mehr erwartet.“Allerdings hat ihm die Champions League Appetit gemacht: „Da zu spielen, das wäre schon mal was.“Wer weiß, vielleicht klappt das auch mal. Das mit seiner ersten Pressekonf­erenz hat ja schließlic­h auch ganz gut geklappt.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Marco Richter ist in der Bundesliga angekommen. Gegen Mainz bot der Stürmer eine starke Leistung. Die will er jetzt in Berlin wiederhole­n.
Foto: Ulrich Wagner Marco Richter ist in der Bundesliga angekommen. Gegen Mainz bot der Stürmer eine starke Leistung. Die will er jetzt in Berlin wiederhole­n.

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