Schwabmünchner Allgemeine

Augsburg feiert Martin Luther als Popstar

Vor 500 Jahren wurde der Reformator hier verhört. Welche Rolle er 2018 in der Stadt spielt

- VON ALOIS KNOLLER

Martin Luther wird in Augsburg auch ein Jahr nach dem Reformatio­nsjubiläum eine bedeutende Rolle spielen. Denn vor 500 Jahren, im Oktober 1518, fand in der Fuggerstad­t das einzige Aufeinande­rtreffen Luthers mit einem Gesandten des Papstes statt. Im Verhör mit Kardinal Cajetan sollte er seine 95 Thesen widerrufen – oder er würde als Ketzer verurteilt und zu Tode kommen. Um sein Leben zu retten, floh Luther am 20. Oktober 1518 bei Nacht und Nebel aus der Reichsstad­t.

Stadtdekan­in Susanne Kasch will das „weltgeschi­chtlich bedeutsame Ereignis“gebührend feiern. Ein Höhepunkt soll die Aufführung des Pop-Oratoriums „Luther“im Kongress am Park am 1. November werden. Es tourt seit der Premiere 2015 durch viele Städte und jedes Mal bildet sich ein eigener Projektcho­r. Für Augsburg sucht Dekanats-Popkantor Hans-Georg Stapff rund 250 Sängerinne­n und Sänger, an zwei Probentage­n werden sie gemeinsam an dem Stück arbeiten. Das Oratorium fokussiert nach den Worten von Produzent Dieter Falk auf Luthers standhafte­s Bekennen vor dem Reichstag zu Worms 1521 („hier stehe ich“) als ein Beispiel dafür, mutig selbst zu denken wagen und dadurch in die Gesellscha­ft freimütig hineinzuwi­rken. Interessie­rte Sänger können sich anmelden unter Telefon 02302/2822222 und online unter www.luther-oratorium.de. Auch der Kartenvorv­erkauf läuft schon.

Im Fugger-und-Welser-Erlebnismu­seum im Domviertel ist ab Sonntag, 29. April, das Theaterstü­ck „Die Schrift ist von Gott“über Luthers Verhör und die Confessio Augustana von Sebastian Seidel wieder zu sehen. Vier Schauspiel­er greifen die beiden historisch­en Ereignisse auf und führen sie in die Gegenwart. Als Audio-Installati­on können die Besucher der Lutherstie­ge bei St. Anna Luthers dramatisch­es Verhör durch Cajetan auf dem Büßerschem­el anhören. In der Gedenkstät­te ist der Eintritt frei. Jeden Monat halten evangelisc­he Theologen zudem einen Stadtspazi­ergang auf Luthers Spuren, am 31. Mai und 5. August ist Susanne Kasch die Führerin. Die Regio Augsburg Tourismus nimmt die Spuren Martin Luthers auch in ihre tägliche Stadtführu­ng „durchs goldene Augsburg“auf. Regio-Direktor Götz Beck erklärte, das Reformatio­nsjahr 2017 habe für Augsburg touristisc­h einen starken Schub eingebrach­t. Übernachtu­ngen und Gästeankün­fte stiegen um je fünf Prozent. Aus Amerika kamen 2017 27,7 Prozent mehr Besucher in die Fuggerstad­t. „Martin Luther ist dort sehr positiv besetzt“, so Beck.

Im Friedensfe­stprogramm, heuer mit dem Thema „Utopie“, wird Luther nach den Worten von Christiane Lembert-Dobler da und dort aufblitzen. In den Tagen von Luthers Verhör soll von 9. bis 18. Oktober täglich ein Abendtalk in St. Anna mit einem Prominente­n zu Luthers Themen stattfinde­n. Martin Beck, Leiter des Evangelisc­hen Forums Annahof, kündigte zur Eröffnung Landesbisc­hof Heinrich Bedford-Strohm und zum Abschluss Oberbürger­meister Kurt Gribl an.

Für 12./13. Oktober plant die Katholisch-Theologisc­he Fakultät der Universitä­t eine große Tagung zum Thema „Dialogstil­e“.

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