Kabarett mit Altersgrant
Josef Hader füllt den Kongress am Park
Ein böser Mensch. Präsentiert seit sieben Jahren einen Aufguss seiner alten Programme, in denen seine provokante Bühnenfigur abgrundtief boshafte Beobachtungen abliefert. Und füllt damit die Augsburger Kongresshalle. Ein fauler Mensch? Kaum. Josef Hader war in den letzten Jahren in zahlreichen Filmen als Stefan Zweig, als fieser Karrierist, als tragische Figur zu sehen und lieferte mit „Wilde Maus“mit Hauptdarsteller Hader seine erste KinoRegiearbeit ab. Woher sollte Hader die Zeit nehmen, ein neues Programm zu schreiben? Und: wozu?
Denn der Schauspieler Hader war schon immer ein begnadeter Erzähler. Doch sein Best-of hat sich durch den Reifeprozess auch verändert, zumindest in der Präsentation. Das zähnefletschende Grimassieren hat er fast ganz gestrichen, der gealterte Gesichtsausdruck bleibt fast minimalistisch beim selbstverliebten, zynischen Stadtneurotiker stehen, der Blick zeigt Unverständnis und Fatalismus. Und die Sonnenbrille ist entfallen. Darin besteht der größte Unterschied zu früheren Auftritten: Der Schauspieler tritt in den Vordergrund. Und der selbstkritische Kabarettist.
Die Texte kennen die Fans ja – auch aus dem Fernsehen. Doch ist das Publikum nicht mehr das alte, das schon in den 90er Jahren dem Wiener Kabarettisten zu Füßen lag. Josef Hader erfindet sich nicht immer wieder neu. Er streut aus, was sein Füllhorn hergibt. Das ist nicht tagespolitisch, vielmehr allgemeingültig wie sein Exkurs zur „Scheidung“. Brillante Kosmen wie die albtraumhafte Höllenfahrt sind leider nicht mehr im Programm. Seine Kunstgriffe, blitzschnell auf die Meta-Ebene zu wechseln und gute wie schlechte Pointen auf das Preis-Leistungs-Verhältnis zu überprüfen, nutzen sich zwar ab. Letztendlich bekommt der Zuschauer für sein Geld aber, was draufsteht: Hader. Eine Wiener Kabarettfigur mit Altersgrant, die austeilt. Oder, wie er selbst seine Geschäftsidee benennt: „Da kauf ich mir wieder einmal eine Eintrittskarte für einen Typen, der so viel fertiger ist als ich.“