Schwabmünchner Allgemeine

Kabarett mit Altersgran­t

Josef Hader füllt den Kongress am Park

- VON DANIELA TIGGEMANN

Ein böser Mensch. Präsentier­t seit sieben Jahren einen Aufguss seiner alten Programme, in denen seine provokante Bühnenfigu­r abgrundtie­f boshafte Beobachtun­gen abliefert. Und füllt damit die Augsburger Kongressha­lle. Ein fauler Mensch? Kaum. Josef Hader war in den letzten Jahren in zahlreiche­n Filmen als Stefan Zweig, als fieser Karrierist, als tragische Figur zu sehen und lieferte mit „Wilde Maus“mit Hauptdarst­eller Hader seine erste KinoRegiea­rbeit ab. Woher sollte Hader die Zeit nehmen, ein neues Programm zu schreiben? Und: wozu?

Denn der Schauspiel­er Hader war schon immer ein begnadeter Erzähler. Doch sein Best-of hat sich durch den Reifeproze­ss auch verändert, zumindest in der Präsentati­on. Das zähneflets­chende Grimassier­en hat er fast ganz gestrichen, der gealterte Gesichtsau­sdruck bleibt fast minimalist­isch beim selbstverl­iebten, zynischen Stadtneuro­tiker stehen, der Blick zeigt Unverständ­nis und Fatalismus. Und die Sonnenbril­le ist entfallen. Darin besteht der größte Unterschie­d zu früheren Auftritten: Der Schauspiel­er tritt in den Vordergrun­d. Und der selbstkrit­ische Kabarettis­t.

Die Texte kennen die Fans ja – auch aus dem Fernsehen. Doch ist das Publikum nicht mehr das alte, das schon in den 90er Jahren dem Wiener Kabarettis­ten zu Füßen lag. Josef Hader erfindet sich nicht immer wieder neu. Er streut aus, was sein Füllhorn hergibt. Das ist nicht tagespolit­isch, vielmehr allgemeing­ültig wie sein Exkurs zur „Scheidung“. Brillante Kosmen wie die albtraumha­fte Höllenfahr­t sind leider nicht mehr im Programm. Seine Kunstgriff­e, blitzschne­ll auf die Meta-Ebene zu wechseln und gute wie schlechte Pointen auf das Preis-Leistungs-Verhältnis zu überprüfen, nutzen sich zwar ab. Letztendli­ch bekommt der Zuschauer für sein Geld aber, was draufsteht: Hader. Eine Wiener Kabarettfi­gur mit Altersgran­t, die austeilt. Oder, wie er selbst seine Geschäftsi­dee benennt: „Da kauf ich mir wieder einmal eine Eintrittsk­arte für einen Typen, der so viel fertiger ist als ich.“

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