Männermordend
Der Film „Rote Sonne“mit Uschi Obermaier im Hoffmannkeller
Die zweite Dramatisierung eines 70er-Jahre-Films am Theater Augsburg in Folge: Nach „Welt am Draht“nun Rudolf Thomes „Rote Sonne“, 1970 erschienen mit Uschi Obermaier in der Hauptrolle – was seinerzeit irre Männerblicke garantierte. Und zwar für einen gesellschaftspolitisch gänzlich inkorrekten Streifen, weil männermordend. Was damals aber keine(r) geißelte.
Heute wirkt die „Rote Sonne“mit ihrer Frauen-WG-Verabredung, etwaige Lover zu killen, vor allem im Finale recht kolportagehaft. Dieses eins zu eins als Adaption auf die Bühne zu übertragen, hätte wohl eher drollige Züge. Und so schließt sich Katharina Kummer als Textbearbeiterin und Regisseurin der ziemlich breiten Theater-Bewegung an, einen Stoff erst mal auseinanderzunehmen und zu tranchieren, um ihn dann wieder mit gehöriger Distanz zusammenzubauen – und gegebenenfalls zu erweitern, hier mit der Lebensgeschichte der Uschi Obermaier nach 1970.
Derart entsteht eine Hoffmannkeller-Produktion, die – anders als „Welt am Draht“– recht uneigentlich und recht unernst gegeben wird. Fast alles passiert gleichsam in Anführungszeichen; Schnitte werden deklariert; Szenenangaben deklamiert; auch greifen Platzanweiser und Souffleuse ein. Statt findet ein Kreuz und Quer von in die Ferne oder auch ins Publikum gesprochenen Sentenzen und Dialogen. Entfernt erinnert das an René Pollesch und sein spielerisches Jonglieren mit einem Plot. Rasch und überraschend, kurios und eben distanziert – bis zum finalen Tragödien-Kitsch.
Dabei erweist sich einmal mehr Natalie Hünig (Christine/Bockhorn) als kraftvoller Motor in einer orange-roten Show, während Andrej Kaminsky (Thomas) und Ute Fiedler (u. a. Peggy) cool bleiben – in des Wortes einstiger Bedeutung: lässig, sehr lässig – und fatalistisch. Diese Stunde im Hoffmannkeller: nicht zu lang. Aber auch nicht zu kurz.
O9. Mai und
16. Mai; Karten: Tel. 08 21/324 49 00