Schwabmünchner Allgemeine

Das Olympia Plakat hängt noch heute

Reiner Gottwald aus Königsbrun­n wird 80 und blickt auf ein erfülltes Leben zurück

- VON REINHOLD RADLOFF Königbrunn

Das abgegriffe­ne und verblasste Plakat an seiner Terrassenw­and ist sein ganzer Stolz. Es lässt ihn von längst vergangene­n Zeiten schwelgen: Reiner Gottwald als Boxer. Die Erinnerung­en an frühere sportliche Tage sind ihm auch an seinem heutigen 80. Geburtstag wichtig.

An seine rund 200 Kämpfe im Halbwelter­gewicht, 180 davon gewonnen, vor allem im bekannten Ludwigsbau, erinnert sich Reiner Gottwald am liebsten. Einer davon, gegen ein amerikanis­ches Team, hat sich bei ihm besonders tief eingebrann­t, denn daraus erwuchs ein ganz spezielles Erlebnis: „Eines Tages hat mir ein Freund erzählt, dass ich auf einem Boxposter zu sehen bin. Das habe ich mir dann angeschaut und tatsächlic­h: „Es stimmte. Ich war auf einem Werbebild für Olympia 1972 in München ganz deutlich bei einem Kampf gegen einen Amerikaner abgebildet. Als ich dann mal nach München kam, sah ich es wieder, diesmal zehn auf zehn Meter groß an der Boxhalle hängen. Es war ein irres Gefühl.“

Deutschlan­dweit hingen Tausende seiner Poster, doch Kapital da- raus schlagen konnte Gottwald nicht. „Wenn ich Geld angenommen hätte, wäre ich sofort vom Verband als Amateurbox­er gesperrt worden. Damals herrschten noch strenge Sitten.“Wenigstens schlug er bei Adidas Ausrüstung für die ganze Mannschaft heraus.

Boxen, das war seine erste große Leidenscha­ft. Der gebürtige Schlesier verbrachte seine Jugendzeit in Mering und lernte das Kämpfen bei Schwaben Augsburg. Die Erfolge stellten sich bald ein. Gottwald wurde schwäbisch­er Jugendmeis­ter, bayerische­r Juniorenme­ister, schwäbisch­er Meister und in die Bayernausw­ahl berufen. „Ich war technisch stark und ein gefürchtet­er Linksausle­ger“, erzählt er und betont, dass er damals ganz für seinen Sport gelebt habe. Mit 32 Jahren beendete der gelernte Textilkauf­mann seine Karriere.

Als er 1980 nach Königsbrun­n zog, schloss er sich dem dortigen TSV an, allerdings ohne für ihn zu boxen. Denn ab dieser Zeit widmete er sich vorrangig dem Fußball, dem er immer schon sehr zugetan war. Er spielte in der zweiten Mannschaft, trainierte vier Jahre die B-Jugend, war zehn Jahre Betreuer der ersten Mannschaft. „Das waren schöne Zeiten damals in der Landesliga mit Leuten wie Heino Stempfle, Gerhard Förschner und vielen anderen“, erinnert sich Gottwald gerne zurück. Nach zwei künstliche­n Hüften 2000 war dann mit seiner sportliche­n Betätigung Schluss.

Dafür stieg sein Sohn Michael ins Geschehen ein, als Trainer, als sportliche­r und technische­r Leiter und vieles mehr. „Dabei habe ich ihn noch gern unterstütz­t“, so Reiner Gottwald, der heute am liebsten seinem Enkel Fabio zuschaut, der bei Schwaben Augsburg in der C-Jugend kickt.

Geschäftli­ch arbeitete sich der inzwischen 80-Jährige von ganz unten bis zur eigenen Recyclingf­irma in Memmingen hoch, leitete sie bis zu seinem 72. Lebensjahr, bevor sein Sohn übernahm, der sie immer weiter ausbaut.

Seinen 80. Geburtstag will der rüstige Rentner ganz gemütlich im Kreis der Familie mit seiner Frau, seiner Tochter und seinem Sohn mit deren Familien feiern.

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Foto: Reinhold Radloff Auch wenn er finanziell keinen Vorteil von dem Olympia Plakat 1972 hatte, Reiner Gottwald ist noch heute stolz darauf.

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