Da bewegt sich was
Augsburg hinkte in Sachen Forschung und Entwicklung lange hinterher. Jetzt wendet sich das Blatt. Das schafft neue Stellen und macht Stadt und Region zu einem attraktiven Standort für Unternehmen
Der Innovationspark in Augsburg wächst und wächst. Ständig entstehen neue Gebäude und neue Einrichtungen siedeln sich an. Das Tempo der Entwicklung ist rasant – für manche zu rasant. „Ich habe langsam den Überblick verloren, wer hier alles forscht und entwickelt“, sagt eine Studentin auf dem Weg zum Campus.
Was sich auf dem Areal zwischen Fußball-Arena und Universität entwickelt, steht sinnbildlich für das Tempo, das Augsburg vorlegt, wenn es darum geht, die Kapazitäten im Bereich „Forschung und Entwicklung“zu erhöhen. Wurde der Fuggerstadt vor rund zehn Jahren noch ein deutlicher „Nachholbedarf“attestiert, ist die Situation heute eine andere. „Die Dichte an Forschungseinrichtungen und spezialisierten Lehrstühlen in Augsburg war noch nie höher, als in diesen Tagen. Bei steigender Tendenz“, so Matthias Köppel, Geschäftsfeldleiter Innovation bei der Industrie- und Handelskammer für Schwaben (IHK). Zwar liege Augsburg nach wie vor hinter Nürnberg und München, sei aber in den letzten Jahren im Vergleich zu diesen beiden Standorten weitaus stärker gewachsen. Eine Entwicklung, die den Experten freut. „Je mehr technologisches Know-how eine Region akkumuliert, desto attraktiver ist sie für hoch qualifizierte Arbeitskräfte.
Zahl der Beschäftigten in kurzer Zeit verdoppelt
So eine Entwicklung macht Stadt und Region auch in Phasen des konjunkturellen Abschwungs robuster“, so Köppel. Auch Augsburgs Wirtschaftsreferentin Eva Weber setzt auf das Wachstum. „Ziel muss es sein gegenüber vergleichbaren Standorten überdurchschnittlich gut aufgestellt zu sein“, sagt sie. Einen wichtigen Impuls erwartet sich Weber neben den Weiterentwicklungen im Innovationspark von der Ansiedlung der Uniklinik.
Bislang haben vor allem größere Unternehmen Forschungseinheiten in Augsburg und der Region eingerichtet. So unter anderem Premium Aerotec an der Haunstetter-Straße, der Carbon-Spezialist SGL in Meitingen, der IT-Konzern Xitaso oder der Automobilzulieferer Faurecia in Oberhausen. Wesentlicher Drehund Angelpunkt für viele Unternehmen und mittlerweile ein wichtiger Standortfaktor ist aber der Innovationspark. Hier forschen beispielsweise Kuka und Fujitsu an der Zusammenarbeit von Roboter und Mensch. Der Automobilzulieferer Faurecia hat sich laut Standortleiter Mathias Miedreich der Angebote dort, ganz bewusst zum Standort bekannt. Mehrere Millionen Euro hat der Konzern daher in seine Arbeit vor Ort investiert. Das Luftfahrtunternehmen MT Aerospace kooperiert an gleicher Stelle mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und forscht zu neuen Bauteilen für die Ariane 6. Erhält MT Aerospace nach Ariane 5 auch für die Nachfolger-Rakete Aufträge, bedeutet das die Sicherung und möglicherweise den Ausbau von Arbeitsplätzen.
Wie viele Menschen derzeit in Augsburg und der Region im Bereich Forschung und Entwicklung tätig sind, lässt sich nicht genau beziffern. Die aktuellsten Zahlen stammen aus einem IHK-Report, der besagt, dass sich die Anzahl der Beschäftigten in der Region Augsburg zwischen 2013 und 2015 von rund 2000 auf 4050 mehr als verdoppelt hat. Die Auswertung der Zahlen von 2017 liegt noch nicht vor. Wirtschaftsreferentin Eva Weber geht jedoch von einem Anstieg aus und glaubt, dass es mehr Beschäftigten im Bereich Forschung und Entwicklung gibt, als bislang in der Studie angegeben. Denn die IHK-Erhebung weist nur Vollzeitstellen und nur Angestellte in Wirtschaftsunternehmen aus. Mitarbeiter der Universität, der Hochschule oder eben der Forschungseinrichtungen sind außen vor. Dabei gibt allein der Geschäftsführer des Innovationsparks, Wolfgang Hehl, die Zahl der Beschäftigten mit rund 500 an. In den kommenden zwei bis drei Jahren werde sich die Zahl aufgrund von Institutserweiterungen vermutlich sogar verdoppeln. Die HochAugsburg schule beschäftigt nach eigenen Angaben 155 Menschen in der Forschung und Entwicklung. Die Universität Augsburg gibt die Zahl der Mitarbeiter allein für die Naturwissenschaftliche Fakultät und die Informatik mit 500 an.
Wendet man den Blick auf die Unternehmen, wird deutlich: Forschung und Entwicklung liegen vorwiegend in der Hand der großen Betriebe. Bayernweit werden rund 90 Prozent der Aufwendungen von Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern geleistet, sagt die IHK. Man wünsche sich aber, dass auch mehr kleine und mittelständische Unternehmen auf diesem Gebiet aktiv werden. Unterstützt wird dieser Wunsch von der Regio Augsburg Wirtschaft GmbH. Sie versucht, als Bindeglied zwischen Wirtschaft und Wissenschaft zu agieren und vor allem auch kleine und mittelständische Unternehmen bei ihren Projekten zu unterstützen. Die Regio hält hierfür ein eigenes Netzwerk mit zahlreichen Wissenschaftlern aus Augsburg und der Region bereit, die den Unternehmen zur Seite stehen. An der Hochschule, der Uni und weiteren Forschungseinrichtungen laufen bereits verschiedene Kooperationen. „Die Nachfrage nach Angeboten steigt stetig. Die Unternehmen finden hier am Standort aber auch ein immer größeres und spezifischeres Angebot an Themen. So sind beispielsweise neben großen Forschungskooperationen auch kleine Umsetzungsprojekte direkt mit den Einrichtungen möglich“, sagt Andreas Thiel, Geschäftsführer der Regio.