Aller guten Stücke sind sieben
Ein Fund im Dachboden brachte Barbara und Rasso Kaut auf den Geschmack. Warum die „Mondromanze“allerdings ihre letzte Inszenierung im Theatrum Augustinum ist
„Aller guten Dinge sind drei“, heißt ein uraltes Sprichwort. Für das seit dem Jahr 2009 existierende „Theatrum Augustinum“trifft der Spruch nicht zu. Denn die Theatertruppe rund um das Ehepaar Barbara und Rasso Kaut haben heuer für ihr biedermeierliches Papiertheater das siebente Stück, die „Mondromanze“, frei nach der Operette „Frau Luna“von Paul Lincke auf ihren Spielplan gesetzt. Doch dieses siebente Stück ist zugleich die letzte Inszenierung, weshalb für die Theaterleute gilt: „Aller guten Dinge (Inszenierungen) sind sieben.“
Uraufführung der „Mondromanze“war vor wenigen Wochen in Markt Indersdorf im Dachauer Land. Nun aber haben am Freitag und Samstag, 4./5. Mai, um 19.30 Uhr und am Sonntag, 6. Mai, um 10.30 Uhr auch die Augsburger und ihre Nachbarn aus der Region das Vergnügen im Herrenhaus Bannacker zu erleben, wie sogar in einem Papiertheater ein Ballon in Richtung Mond und eine feurige Rakete wieder zurück zur Erde startet.
„Ab dem nächsten Jahr“, so erklärt das theaterbegeisterte Ehepaar Kaut, „werden wir zwar nicht von der Bühne abtreten, uns jedoch auf unsere sieben Repertoirestücke beschränken.“Diese sind: „Die Zauberflöte“von Wolfgang Amadé Mozart, das Märchen „Der Kalif von Bagdad“aus „1001 Nacht“, „Der dritte Mann“nach dem Film-Thriller von Carol Reed, „Die Fleder- maus“von Johann Strauß und „Die Banditen“von Jacques Offenbach. Mit der „Mondromanze“nach Paul Lincke ist der Operettenzyklus „Wien – Paris – Berlin“vollendet.
Die Erfolgsgeschichte des Theatrum Augustinum, dieses „großen Theaters im kleinen Format“, begann, als Barbara Kaut auf dem Dachboden im Haus ihres Großvaters Figurinen und Kulissen eines Papiertheaters aus dem 19. Jahrhundert gefunden hatte. Es musste wohl auch in ihrer Familie häusliche Theatervorstellungen mit Gästen gegeben haben. Es ist deshalb nicht zu weit hergeholt, das Papiertheater von damals mit dem Fernsehen von heute zu vergleichen, doch im Ge- gensatz zur jetzigen Unterhaltung diente das kleine Theater ausschließlich der kulturellen Bildung.
Der von jeher kulturinteressierte Gersthofer Frauenarzt Rasso Kaut wurde durch den Fund so stark infiziert, dass er in Indersdorf den Schreinermeister Hans Haschner dafür gewinnen konnte, ein kleines Biedermeier-Prunktheater zu fabrizieren, damit die gefundenen und inzwischen sehr vermehrten Figurinen vor alten und nigelnagelneuen Kulissen wieder auftreten konnten. Dabei blieb die moderne, auch digitale Technik nicht außen vor. Wie sonst ließen sich Effekte von Feuer und Wasser, Donnerhall und schnelle Autofahrten darstellen?
Vor allem für die „Mondromanze“, in der es um eine Mondfahrt samt Landung geht, war eine technische Unterstützung unerlässlich. Die Bannacker-Besucher werden am Wochenende also staunen, wie in dem kleinen Guckkasten eine Rakete mit Feuer in einen sich bewegenden Sternenhimmel startet. Zum ersten Mal in dieser Aufführung werden auch die Sprechpassagen in „Berliner Schnauze“gekoppelt an eine Aufnahme vom Band aus dem Jahr 1954 in der Berliner Staatsoper. Für entsprechende Heiterkeit ist ganz bestimmt gesorgt.
Kennt man die Vorgeschichte und alles, was das Ehepaar Kaut für die Jetztzeit aus ihrem Dachbodenfund gemacht hat, versteht man, dass weitere Einstudierungen nicht so mir nichts dir nichts bewerkstelligt werden können. Deshalb ist die als „Mondromanze“umgeschriebene „Frau Luna“von Paul Lincke auch die letzte Inszenierung. Bauen, Proben und immer wieder Proben nimmt zu viel Zeit in Anspruch.
Wenn nun Barbara und Rasso Kaut samt ihren Mitspielern Christel Haschner, Wibke von Beust, Susanne Weis, Gerhard Einhäuser, Dieter Lenz, Wolf Schütte, Teresa von Westphalen, Klaus Hochgesand, Hans-Jürgen Schulmayr und Otto Tischner ins Herrenhaus Bannacker einladen, dürfen alle Besucher sicher sein, dass dies nicht zum letzten Mal der Fall ist.
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