Schwabmünchner Allgemeine

Autofahrer finden fast immer einen Platz

Auch Parkhausbe­treiber sagen, dass es in Augsburg genügend freie Stellfläch­en gibt. In der SPD gab es ein ablehnende­s Votum zu den neuen Garage-Plänen, die CSU will erst einmal diskutiere­n

- VON EVA MARIA KNAB »Kommentar

Viele Autofahrer sind neugierig. Wie könnte eine neue Parkgarage mit fast 700 Plätzen unter der Fuggerstra­ße vor dem Theater konkret aussehen? Und vor allem: Was würde Parken dort kosten? Große Sorgen über noch mehr Konkurrenz machen sich dagegen Betreiber bestehende­r Parkhäuser im Zentrum. Am Wochenende ging die Debatte über das „Garagen-Geschenk“, das Unternehme­r Ignaz Walter seiner Heimatstad­t machen will, in eine neue Runde. Auch politisch wird weiter kontrovers diskutiert.

Insbesonde­re Bewohner aus den Umlandgeme­inden sagen, dass sie mit dem Auto nach Augsburg kommen und die Parkgarage­n in der Innenstadt nutzen. Das ergab eine kleine Umfrage unserer Zeitung vor Ort. So gut wie alle Befragten sagen aber auch, sie hätten keine Probleme, einen freien Stellplatz im Zentrum zu finden. Cornelia Grieser aus Neusäß: „Ich fahre mit dem Auto nach Augsburg zum Einkaufen, weil wir über den öffentlich­en Nahverkehr schlecht angebunden sind. Einen Parkplatz finde ich immer.“Ähnlich sieht es Markus Scheithaue­r aus Friedberg: „Ich bekomme immer einen Platz im Parkhaus. Ob wir eine weitere Garage brauchen, kann ich nicht beurteilen.“Annette Gräfenstei­n aus dem Univiertel kritisiert, der öffentlich­e Nahverkehr sei für Gelegenhei­tsnutzer zu teuer, weshalb sie mit dem Auto ins Zentrum fahre. Sie finde ebenfalls immer einen freien Platz im Parkhaus.

Die Augsburger­in ist dennoch der Ansicht, dass es sich lohnt, über eine moderne Tiefgarage unter der Fuggerstra­ße zu diskutiert­en. „Grundsätzl­ich finde ich die Idee gut.“Stefanie Dumbs aus Adelsried fände eine neue zentrale Tiefgarage vor allem dann positiv, wenn sie günstigere Preise und längere Öffnungsze­iten als viele der vorhandene­n Parkhäuser hätte. Billigere Tarife wären auch für Rosi und Anton Steber aus Langenneuf­nach ein überzeugen­des Argument. „Es gibt in Augsburg eine Menge Parkhäuser, aber die meisten sind schweinete­uer.“Günter Schlimok aus Neusäß ist dafür, die Garagenplä­ne zu prüfen, auch wenn er derzeit keinen Mangel an Parkplätze­n sieht. „Die Parkgarage unter der Fuggerstra­ße wäre dann attraktiv, wenn das Projekt keinen Pferdefuß hat und Ignaz Walter sich finanziell am Bau des neuen FuggerBoul­evards beteiligt.“

Betreiber bestehende­r Parkhäuser im Zentrum machen sich dagegen große Sorgen. „Wir können den Plänen nichts Positives abgewinnen“, sagt Ingrid Weber, Geschäftsf­ührerin der Parkgarage Annahof. „Mit einem Riesenpark­haus direkt vor unserer Türe, wüsste ich nicht, ob wir weiter existieren könnten.“Die kleine Garage mit 154 Stellplätz­en gehört der evangelisc­hen Kirche und wurde 2005 eröffnet. Weber zufolge muss das Projekt immer noch abbezahlt werden. Die Kapazitäte­n des Parkhauses seien trotz vieler Stammkunde­n in der Regel auch nicht voll ausgelaste­t. Grundsätzl­ich gebe es dort immer freie Plätze für Autofahrer.

Eines der größten Parkhäuser in der City steht am Ernst-ReuterPlat­z in der Nähe des Stadtmarkt­s. Es hat rund 600 Plätze. Und auch dort gibt es in der Regel keine Engpässe für Autofahrer. Zu diesem Ergebnis kommt jedenfalls der Geschäftsf­ührer der Betreiberg­esellschaf­t, Uwe Kalb. „Die Zeiten, in denen wir ab Donnerstag­mittag bis zum Wochenende komplett voll waren, sind vorbei.“Dies sei nur noch an wenigen Tagen vor Weihnachte­n der Fall, oder während des Jahres in kleineren Zeitfenste­rn vormittags.

Zum Garagenvor­schlag von Walter will sich Kalb nicht äußern. Er verweist aber darauf, dass die Konkurrenz schon jetzt größer ist als früher. Drei neue Parkhäuser seien in direkter Nachbarsch­aft entstanden. Auch die City-Galerie mache sich als Mitbewerbe­r bemerkbar. „Wir spüren die Konkurrenz schon jetzt finanziell“, sagt Kalb. Das beginnt sich auch auf die Preise auszuwirke­n. Die Parkticket­s am ReuterPlat­z seien zum letzten Mal vor fünf Jahren teurer geworden, sagt Kalb. Das gilt in der Branche als sehr langer Zeitraum.

Politisch sorgt Walters GaragenAng­ebot für kontrovers­e Debatten. Die Augsburger SPD hat sich beim Parteitag am Samstag mehrheitli­ch gegen die neue Garage ausgesproc­hen (zwei Gegenstimm­en, eine Enthaltung). Fraktionsc­hefin Margarete Heinrich kündigte an, die Stadtratsf­raktion werde dieses Votum in den Diskussion­sprozess innerhalb des Regierungs­bündnisses mit CSU und Grünen einbringen.

Aus Sicht der Sozialdemo­kraten sprechen viele Gründe gegen eine Tiefgarage unter der Fuggerstra­ße. Danach würde sie allen bisherigen Bemühungen zuwiderlau­fen, die Innenstadt vom Autoverkeh­r zu entlasten, und den Fahrradver­kehr und öffentlich­en Nahverkehr zu stärken, heißt es in dem Parteitags­beschluss. Maßnahmen gegen die innerstädt­ische Luftversch­mutzung würden konterkari­ert. Auch baulich wird das Projekt kritisch gesehen. Auf der Fuggerstra­ße fahren Busse und Straßenbah­nen. Bei Reparatura­rbeiten an den Fahrspuren könne es zu gravierend­en Schäden in der Decke der Tiefgarage kommen. Die SPD befürchtet, dass Walter dann von der Stadt oder den Stadtwerke­n als Verursache­r hohe Summen einfordern könnte.

Die CSU-Fraktion hat Walter zu einer Sondersitz­ung eingeladen. Am 7. Mai soll der Garagen-Vorschlag mit dem Unternehme­r diskutiert werden. Fraktionsc­hef Bernd Kränzle dazu: „Wir alle wissen um die schwierige politische Situation und das diffizile gesellscha­ftliche Umfeld, in dem sich so ein Vorhaben bewegt.“Umso wichtiger sei es, nach Abwägung aller Belange eine fundierte Entscheidu­ng treffen zu können.

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Foto: Peter Fastl Viele Besucher der Augsburger Innenstadt geben an, immer einen Platz im Parkhaus zu finden. Dass die Parkgarage­n komplett voll sind, komme laut den Betreibern nur vor Weihnachte­n vor.

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