Flohmarkt ohne Geld und Feilschen
Beim Warentauschtag in Königsbrunn wechseln viele Gegenstände ihren Besitzer. Welche Dinge am begehrtesten sind
„Heute nehme ich mal nichts mit!“– dieser Vorsatz zieht als Running Gag jedes Jahr unter den rund 100 ehrenamtlichen Helfern am Warentauschtag seine Kreise, aber die meisten finden halt doch irgendwas. Das ist auch vollkommen legitim, wie Jürgen Müller als Vorsitzender des Königsbrunner Tauschrings erklärt.
Er selbst sei ja Minimalist, verrät er augenzwinkernd, und ihn überkomme beim Anblick der Waren, die so reichlich abgegeben werden, nicht das Verlangen beispielsweise einen Schirmständer mitzunehmen. „Tatsache ist, dass bei uns jeder Bürger willkommen ist, sich einzubringen, am Warentauschtag morgens um 6 Uhr parat zu stehen und zu helfen“, erklärt der Vorsitzende das Prozedere. Auf dem Gelände des Fritz-Felsenstein-Hauses in Königsbrunn wurden durch die Aktiven zahlreiche Biertischgarnituren aufgestellt und der Bereich mit Banderolen abgesperrt. „Und dafür, dass die Schule uns seit zehn Jahren den Hof und auch Räume im Inneren zur Verfügung stellt, bedanken wir uns ganz herzlich“, sagt Vereinsmitglied Ulrich Galas.
Die ersten Menschen, die sich von Besitztümern trennen wollten, erschienen bereits um 9 Uhr. Obwohl der offizielle Beginn erst um 10 Uhr angesetzt war, ist das Team flexibel und nimmt natürlich alles, was noch funktionstüchtig und gut erhalten ist, in Empfang. Die Waren werden begutachtet und je nach Kategorie auf die Biertische verteilt. Das kostet Zeit und immer wieder räumen die Helfer um, damit die Gegenstände optimal platziert sind. Und natürlich können die Ehrenamtlichen auch selbst Waren bringen beziehungsweise mitnehmen. „Sie investieren viel Zeit für den Tag, backen Kuchen, schenken Kaffee aus, verkaufen Leberkäse und Würstchen, bauen auf und helfen später, alles wieder abzubauen. Warum sollten sie nicht auch einen Nutzen aus dem Warentauschtag ziehen?“, fragt Müller.
Helferin Christine Gschwender hat sich beispielsweise eine Stoffente vom Kindertisch geholt, und zwar nicht für sich selbst, sondern für ihren Hund Joe. Der ist begeistert und apportiert sein neues Spielzeug, wann immer Frauchen in einer kurzen Pause die Ente durch die Luft wirft. „Jedes Jahr gibt es für Joe ein neues Stofftier am Warentauschtag“, sagt sie. Die achtjährige Celina ist die Tochter des stellvertretenden Vorsitzenden Stefan Demharter und hilft fleißig mit. Gekleidet wie die Erwachsenen mit einer gelben Warnweste präsentiert sie einen Teddybär, der fast so groß ist wie sie selbst. „Nein, mitnehmen möchte ich den nicht. Ich habe noch gar nichts gesehen, was ich gerne hätte“, erklärt sie und räumt munter weiter Spielsachen auf.
Um 13 Uhr eröffnet Jürgen Müller das Gelände, und die Menschen stürmen auf die Tische zu. Probleme gibt es dabei nicht, denn es sind Waren in Massen da. „Das gefällt mir jedes Jahr aufs Neue, diese frohe Erwartungshaltung, wenn sich der Hof mit Kindern und Erwachsenen füllt“, sagt Helferin Milenka Jusic, die seit dem ersten Warentauschtag 2008 dabei ist. Interessant ist das gegensätzliche Verhalten der Besucher. Der Kindertisch und auch die meisten anderen Tische mit Geschirr, Kuriosem oder Elektrogegenständen sind in 30 Minuten leer gefegt wie nach einem Wirbelsturm. Die Stände mit Schallplatten, CDs und Büchern sind wesentlich länger umringt. Hier wählen offensichtlich Sammler bewusst aus und lassen sich dabei Zeit. Brigitte Schneider, die einige Spiele vom Kindertisch in den Händen hält, hat für das schnelle Abräumen der meisten Stände eine einfache Erklärung: „Das nehme ich mit, die Kinder spielen ein Jahr damit und dann bringe ich es am nächsten Warentauschtag wieder her. Da muss ich nicht lange überlegen.“