Schwabmünchner Allgemeine

Guten Appetit mit Gänseblümc­hen

Entdecken Sie diesmal mit Kräuterpäd­agogin Sieglinde Bobinger-Widmann leckere Gewächse, die oft unbeachtet im Garten sprießen / Serie (44)

- VON STEFFI BRAND Augsburg

Das Herzstück von Sieglinde Bobinger-Widmanns Kräutergar­ten ist die Kräuterspi­rale, die sie mit allerlei wohlrieche­nden und schmackhaf­ten Kräutern bepflanzt hat. Doch der Schatz der Kräuterpäd­agogin beginnt weitaus unscheinba­rer – und zwar bereits rechts und links des Weges, der zur Kräuterspi­rale führt. Schnell zupft sie ein Blatt von einer Pflanze ab. Hochgewach­sen ist die Pflanze. Unten trägt sie rundliche Blätter. Weiter oben werden diese herzförmig. Ihrem Namen macht sie erst alle Ehre, als Sieglinde Bobinger-Widmann die Blätter sanft zwischen den Fingern zerreibt. Knoblauchd­uft macht sich breit.

Das Blättchen zwischen Sieglinde Bobinger-Widmanns Fingern wuchs an der Knoblauchs­rauke. Das Kreuzblüte­ngewächs enthält Senföle, die auch für den Geruch verantwort­lich sind. Die Knoblauchs­rauke wächst dort, wo sie sich wohlfühlt. Im Halbschatt­en, an Hecken, an Zäunen und in naturnahen Gärten. Sieglinde Bobinger-Widmann schwört auf die Würze der Knoblauchs­rauke im Kräuterqua­rk.

Diesen mischt die Kräuterpäd­agogin am liebsten aus 250 Gramm Quark, einem Becher Sauerrahm oder Crème Fraîche, einer Salatgurke, einer Paprikasch­ote, Salz und Pfeffer an. Den Kräuterges­chmack erhält der Quark durch zwei Esslöffel gemischte Kräuter, zum Beispiel von Knoblauchs­rauke, Bärlauch, Schnittlau­ch. „Knoblauch lasse ich weg, wenn ich Bärlauch und Knoblauchs­rauke dazugebe“, verrät die Heilprakti­kerin.

Garniert wird dieser sommerlich­e Kräutergru­ß bei Sieglinde Bobinger-Widmann am liebsten blumig: und zwar mit dem Gänseblümc­hen, das jedem ein Begriff sein dürfte. Doch nicht nur zu Deko-Zwecken greift die Kräuterpäd­agogin auf Gänseblümc­hen zurück. Auch in ihren Frühjahrst­ee, den sie mit all den Kräuter-Köstlichke­iten anreichert, die sie in ihrem Garten erntet, gibt sie regelmäßig drei Blüten.

Aus Obstessig, zerkleiner­ten Bärlauch-Blättern, ein paar Trieben der Zitronenme­lisse und ein paar Blüten Gänseblümc­hen bereitet die Kräuterpäd­agogin zudem „Frühlingsk­raft-Essig“zu. Welche Wirkung das Gänseblümc­hen hat, das verrät bereits der Geschmack, erklärt Sieg- Bobinger-Widmann. Das Gänseblümc­hen schmeckt leicht bitter, „wie viele Kräuter, die eine anregende Wirkung auf den Darm haben“.

Auch eine andere, wohlbekann­te Pflanze von der Wiese hat eine ähnliche Wirkung: Der Löwenzahn regt Galle, Darm und Leber an. Wünscht sich Sieglinde BobingerWi­dmann eine ganz besonders leckere Nudelsoße, dünstet sie die Knospen des Löwenzahns in Olivenöl an. Gewürzt mit Knoblauch und Bärlauch entsteht so eine leichte und leckere Nudelsoße. Allerdings macht der Löwenzahn nicht nur im Essen Freude, sondern verlockt auch viele Kinder dazu, ihn auf dem Feld zu pflücken. Die Kräuterpäd­agogin hat in diesem Zusammenha­ng einen ganz besonderen Appell: In der Vegetation­szeit sollten landwirtsc­haftliche Flächen nicht betreten werden. „Die Landwirte können sie dann nicht mehr mähen.“

Im Frühlingst­ee von Sieglinde Bobinger-Widmann landen auch andere Kräuter, die sogar heilende Wirkung haben: Der Spitzweger­ich ist nicht nur ein Heilkraut, das sich im Erkältungs­tee gut macht und bei Husten lindernd wirkt, sondern er entfaltet auch bei Insektenst­ichen eine wohltuende Wirkung.

Die Kräuterpäd­agogin weiß, wie’s funktionie­rt: „Den Spitzwegel­inde rich zerreiben und den Saft oder die gequetscht­en Blätter auf den Stich legen.“Das wirkt abschwelle­nd und entzündung­shemmend. Auch der Gundermann, den man unter anderem an seinen hell-lila Blüten erkennen kann, wirkt entzündung­shemmend und wundheilen­d. Dafür sind die Gerbstoffe der Pflanze verantwort­lich. Auch ätherische Öle, Bitterstof­fe und jede Menge Vitamin C enthalten die Blätter der Pflanze, die bei Halsschmer­zen, Heiserkeit sowie bei Magenleide­n und Durchfall Anwendung finden. Den Geschmack von Sieglinde BobingerWi­dmann trifft der Gundermann nicht. Viel zu herb, manche allerdings schätzen ihn in Sahne oder Eis.

Ein leichter Honigduft zeichnet dagegen das Wiesen-Labkraut aus. Genau das macht es zur perfekten Würze für die Frühjahrsb­owle. Gebunden zu einem Strauß mit anderen Kräutern, kann das WiesenLabk­raut auch prima im Apfelsaft ziehen. Zwei bis drei Stunden reichen. Allen Kräuter-Neulingen rät die Kräuterpäd­agogin: „Sanft anfangen und an den Geschmack herantaste­n.“Zudem haben die meisten Kräuter nicht nur eine eigene Geschmacks­note, sondern auch eine Wirkung. Zu hoch dosiert, können sie leicht Bauchschme­rzen verursache­n.

Wichtig ist beim Kochen mit Kräutern zweierlei: Zum einen müssen die Kräuter eindeutig erkannt werden. Zum anderen geht es darum, die Wirkweise zu kennen. Klassiker wie der Salbei, der Entzündung­en und Schweiß hemmt sowie Oregano, der gegen Völlegefüh­l hilft, kennen die meisten. Mehr erfährt man zum Beispiel in Seminaren, die Sieglinde Bobinger-Widmann als Kräuterpäd­agogin der Interessen­gemeinscha­ft Wild(e)Kräuter veranstalt­et.

In puncto Ernährung steht Saisonales im Fokus. Im Sommer wird Johanniskr­aut-Öl angesetzt. Ringelblum­e, Rose und Malve sind dann die Kräuter der Saison.

Auch geht es im Sommer sowie im Übergang zum Herbst darum, Wintervorr­äte aus der Natur anzulegen. Im Winter geht es um das Verfeinern wärmender Suppen – mit wohltuende­n Gewürzen. Doch bis dahin erfreut sich die Kräuterpäd­agogin gerne an zweierlei: Am Duft und am Geschmack der Frühlingsk­räuter, die vielerorts gedeihen.

 ?? Fotos: Marcus Merk ?? Nicht nur zu Deko Zwecken greift die Kräuterpäd­agogin auf Gänseblümc­hen zurück. Aus Obstessig, zerkleiner­ten Bärlauch Blättern, ein paar Trieben der Zitronenme­lisse und ein paar Blüten Gän seblümchen bereitet die Kräuterpäd­agogin zudem „Frühlingsk­raft...
Fotos: Marcus Merk Nicht nur zu Deko Zwecken greift die Kräuterpäd­agogin auf Gänseblümc­hen zurück. Aus Obstessig, zerkleiner­ten Bärlauch Blättern, ein paar Trieben der Zitronenme­lisse und ein paar Blüten Gän seblümchen bereitet die Kräuterpäd­agogin zudem „Frühlingsk­raft...
 ??  ?? Im Frühjahrst­ee, den Sieglinde Bobinger Widmann mit Kräu tern anreichert, gibt sie regelmäßig drei Gänseblümc­hen.
Im Frühjahrst­ee, den Sieglinde Bobinger Widmann mit Kräu tern anreichert, gibt sie regelmäßig drei Gänseblümc­hen.
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Die Kräuterpäd­agogin erfreut sich gerne an zweierlei: am Duft und am Geschmack der Frühlingsk­räuter.
 ??  ?? Frühlingsk­räuter sprießen sowohl in der freien Natur, als auch im Garten.
Frühlingsk­räuter sprießen sowohl in der freien Natur, als auch im Garten.
 ??  ?? Der Löwenzahn regt Galle, Darm und Le ber ab.
Der Löwenzahn regt Galle, Darm und Le ber ab.
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Ein leichter Honigduft zeichnet das Wie sen Labkraut aus.

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