Wenn Stare sich beim Specht einnisten
Menschen zimmern gerne Vogelhäuschen. Aber der Star findet auch ganz allein passende Behausungen
Sich selbst feine Vorteile zu verschaffen, darin sind manche ganz groß. Ob es um viel Geld geht oder nur ums optimierte Ausnutzen der Brückentage, manche Typen haben das besser drauf als andere. Heute geht es um ein besonders gewieftes Kerlchen, das sich in Wohnungsfragen ausgesprochen geschickt verhält und dank seiner Strategien zu einem der häufigsten Piepmätze der Welt wurde.
Schon früh fiel Vogelliebhabern auf, dass Stare es gern mögen, wenn man ihnen Nistkästen bereitstellt. Für den Naturfreund optimal, denn wer einen Nistkasten im eigenen Garten hat, kann dann auf besonders einfache Art die Stare beobachten – wie sie mit riesigen Futterstücken zu den Jungen fliegen und wie der unscheinbare braun gefärbte Nachwuchs die ersten Flugversuche unternimmt.
Bis heute zimmern zahlreiche Hobbyornithologen Behausungen für die charmanten Vögel. 30 Zentimeter hoch sollte die perfekte Stu- sein und im oberen Drittel über ein Einflugloch mit einem Durchmesser von 4,5 Zentimetern verfügen. Bauanleitungen gibt es x-fach im Internet. Die Brutboxen ähneln optisch übrigens den Frontblitzanlagen auf den Autobahnen. Deshalb werden die Messstationen für Geschwindigkeit gelegentlich „Starenkästen“genannt.
Abgesehen vom Menschen, der den Staren bequem zu Wohnungen verhilft, gibt es mittlerweile noch jemand anderen, der aktive Wohnbauhilfe leistet. Längst ist bekannt, dass der Specht eine Vorliebe für Häuserfassaden entwickelt hat. Zumindest für jene, die mit Styroporplatten wärmegedämmt wurden. Das weiche Material animiert ihn regelrecht zu seiner Arbeit. Aber mit seiner eigenen Bauleistung scheint er längst nicht immer zufrieden zu sein. So kann es passieren, dass er Loch um Loch in eine Fassade hämmert, selbst aber gar nicht einzieht.
Herr und Frau Star nehmen solche Gratiswohnungen mit Vergnügen an. Gemeinsam polstern sie das Eigenheim aus, das Weibchen legt dann ihre hellgrünen Eier (meistens sind es vier Stück) hinein und bebe brütet sie 14 Tage bis zum Schlupf. Weitere 18 Tage später fliegen die jungen Vögel zum ersten Mal aus. Bis Mitte Juni werden die allermeisten Jungvögel erstmals die Umgebung erkunden. Behilflich sein müssen wir Menschen ihnen dabei nicht. Elternvögel kümmern sich auch weiterhin um Bruchpiloten außerhalb des Nestes. Diese abtrünnigen Kinder werden dort gefüttert, wo sie gestrandet sind.
Neben der cleveren Wohnungssuche zeigen Stare auch Geschick bei der Nahrungsbeschaffung. In vielen Städten sind sie so zutraulich, dass sie wie die Spatzen in der Umgebung von Kaffeehäusern sitzen und Futter sogar aus der Hand annehmen. Wer kommt da nicht in Versuchung, ein paar Brösel anzubieten?