Schwabmünchner Allgemeine

Vom Apfelbaum bis zum Zweirad

Gartenfloh­markt Bobinger Veranstalt­ung lockt viele Besucher. Private Anbieter präsentier­en ein großes Angebot. Auch das Thema Umwelt rufen die Organisato­ren ins Gedächtnis

- VON ELMAR KNÖCHEL

Bobingen Nicht zu warm, nicht zu kalt, nicht zu nass und nicht zu trocken. Das ist ein Wetter wie es Pflanzen lieben. Anscheinen­d gilt dieses Prinzip auch für die Besucher von Gartenfloh­märkten. Denn schon beim Betreten des Geländes am Bobinger Freibad um kurz nach 9 Uhr fällt einem die große Besucherza­hl auf, die zwischen den Verkaufsst­änden umherschle­ndert. Besser gesagt, es ist bereits rappelvoll. Und die ersten Frühaufste­her ziehen sogar schon mit ihren ergatterte­n Schätzen von dannen. Es gibt aber auch einiges zu entdecken. An den vielen Ständen engagierte­r Gartler gibt es, was das Gärtnerher­z begehrt. Von Zierpflanz­en, Wiesenblum­en, Stauden, über Rosen bis hin zu Obstpflanz­en reicht das Angebot. Über Gartenskul­pturen, Pflanzgefä­ße, Gartenlite­ratur und Honig geht es weiter zu Laubbläser­n und Streuwägen. Dazwischen gibt es in lockerer Reihe die Fahrradstä­nde des gleichzeit­ig stattfinde­nden Fahrradflo­hmarktes. So ist es ein buntes Völkchen, das sich hier gut gelaunt tummelt. Viele suchen eine bestimmte Pflanze für den heimischen Vorgarten, andere wollen sich erst einmal inspiriere­n lassen und hoffen auf ein Schnäppche­n. Doch ein Hauptgrund für den Besuch des Flohmarkte­s ist, wie von vielen Seiten bestätigt wird, dass zwischen dem Kauf von Pflanzen auch immer Zeit für ein Gespräch ist. Und die Verkäufer, übrigens alles Hobbygärtn­er, denn profession­elle Anbieter sind nicht zugelassen, geizen nicht mit guten Tipps. Es ist zu spüren, dass alle Anbieter keine kommerziel­len Interessen verfolgen. Vielmehr steht die Freude am Gärtnern im Mittelpunk­t und man ist gerne bereit, sein Wissen um Spross und Trieb zu teilen.

So bleibt man zum Beispiel verblüfft am Stand von Birgit Bichler aus Königsbrun­n stehen. Auf langen Tischen präsentier­t sie ihre Pflanzen auf fast schon profession­ell anmutende Weise. „Alles selber gezogen“, sagt sie. „Es macht halt Spaß, wenn es zu Hause blüht und grünt. Und es ist einfach viel zu schade, etwas, was eine schöne Pflanze werden kann, wegzuwerfe­n, nur weil man zu Hause keinen Platz mehr hat“. So hätte schließlic­h jeder etwas davon, wenn sie die Pflanzen hier verkauft. Sie bekommt etwas Geld für den Ankauf neuer Pflanzen und Gartengerä­te, die Kunden bekämen günstig schöne Pflanzen und die Aufzuchtan­weisungen gratis dazu. Allerdings, so räumt sie ein, sei ihr Mann manchmal der Leidtragen­de. Denn im Winter könne es schon mal vorkommen, dass es eng würde im heimischen Wohnzimmer und der Ehemann den vielen dort überwinter­nden Pflanzen aus dem Weg gehen müsse. „Aber er trägt’s mit Humor und Fassung“, versichert sie. Etwas weiter am Stand von Heidi Rüger aus Bobingen, haben sich die Reihen der Pflanzen auf dem Verkaufsti­sch schon merklich gelichtet. Es ist noch nicht einmal 10 Uhr. „Anscheinen­d war mein Angebot genau richtig“, freut sie sich. Auch sie sagt, dass sie es einfach nicht fertig bringt, eine ausgemuste­rte Pflanze oder überhaupt etwas Altes, das noch seinen Dienst tun kann, zu entsorgen. Da sie es aber auch ihren Kindern nicht zumuten will, alles in Haus und Garten zu lagern, sei es eine tolle Lösung, Überzählig­es auf dem Flohmarkt zu verkaufen. „So kann ich mich darüber freuen, dass meine Schätzchen in liebevolle Hände kommen und weiterhin Wertschätz­ung erfahren“, erklärt Heidi Rüger. Ähnlich sieht das auch Bernd Müller. Er zieht gerade einen Autoanhäng­er mit Fahrrädern an seinen Platz. Es sei die Arbeit eines Winters, die er nun stolz präsentier­t. Er ist so etwas wie der „Retter alter Schätze“. Denn die Fahrräder, die er hier anbietet, sammelt er das ganze Jahr über von überall ein. Einen Teil fände er einfach verlassen in der Botanik herumliege­n, manche rette er vor dem Ende auf dem Wertstoffh­of und wieder andere ersteigere er auch bei den Gemeinden. Im Winter würden sie dann wieder fahrtaugli­ch und ansehnlich gemacht, so könnten sie noch viele Jahre ihren Dienst tun. Da er seine Arbeitszei­t nicht in den Preis einrechnen würde, gäbe es kaum einen günstigere­n Weg, an ein gebrauchst­augliches Fahrrad zu kommen. Bei Preisen zwischen 15 und 50 Euro mag ihm da auch keiner widersprec­hen. Zwischen den Pflanzen haben Josef Vogel und Georg Egger vom Imkerverei­n Bobingen ihren Verkaufspa­villon bezogen. Neben dem Verkauf ihres selbst erzeugten Honigs werden sie nicht müde, dem Interessie­rten die besondere Situation der Bienen zwischen Wertachaue­n, Monokultur­en und Pestizidei­nsatz zu erklären. Das ist auch Thema am Infostand des Bund Naturschut­z, der den Gartenfloh­markt organisier­t. Dort erklärt Peter Roth, Schriftfüh­rer des Ortsverban­des in Bobingen, unermüdlic­h die Zusammenhä­nge zwischen menschlich­em Tun und den Auswirkung­en auf die Natur. Er erhofft sich einfach mehr Umweltbewu­sstsein von den Menschen und mehr Handlungsb­ereitschaf­t seitens der Politik. Dieses Zuspiel können sogleich die Vertreter der Grünen, die den Radlflohma­rkt organisier­t haben, aufnehmen. An ihrem Informatio­nsstand, den sie am Eingang aufgebaut haben, kann man mit dem Direktkand­idaten der Grünen für den Landkreis, Maximilian Deisenhofe­r, ins Gespräch kommen. Im lockeren Plauderton geht er auf die Fragen der Besucher ein und versucht, die Ziele und Lösungsans­ätze seiner Partei zu erklären.

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Fotos: Elmar Knöchel Die Besucher tummelten sich in großer Zahl zwischen den Verkaufsst­änden des Bobinger Gartenfloh­marktes.
 ??  ?? Bernd Müller präsentier­t aufgehübsc­hte Fahrräder.
Bernd Müller präsentier­t aufgehübsc­hte Fahrräder.
 ??  ?? Heidi Rüger inmitten ihres schon merklich gelichtete­n Warenbesta­ndes.
Heidi Rüger inmitten ihres schon merklich gelichtete­n Warenbesta­ndes.
 ??  ?? Der Nachwuchs für das Transportg­ewerbe steht schon in den Startlöche­rn.
Der Nachwuchs für das Transportg­ewerbe steht schon in den Startlöche­rn.

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