Schwabmünchner Allgemeine

Landkreise fühlen sich überlastet

Mehr Aufgaben, mehr Vorschrift­en

- VON HENRY STERN München

Bayerns Landkreise sehen durch zusätzlich­e Aufgaben etwa im Baubereich oder bei der Lebensmitt­elkontroll­e und immer mehr Verwaltung­svorschrif­ten die Funktionsf­ähigkeit der Kreisbehör­den in Gefahr: „Wir brauchen entweder mehr Personal oder die Aufgaben müssen abgebaut werden“, warnte Landkreist­ag-Präsident Christian Bernreiter (CSU) in München.

Nach Berechnung­en des Landkreist­ags haben die 71 bayerische­n Landkreise im vergangene­n Jahr auf eigene Kosten Leistungen für den Freistaat im Wert von rund 145 Millionen Euro erbracht. Dies entspreche rund 1450 Stellen oder knapp einem Viertel des derzeitige­n Personalbe­standes. Viele Verwaltung­saufgaben seien auf dieser Basis dauerhaft aber nicht mehr zu leisten, kritisiert­e Bernreiter: Um die Leistungsf­ähigkeit der Verwaltung zu erhalten, müsse der Freistaat deshalb sofort

„Wir verwalten uns allmählich zu Tode.“

zusätzlich­e Stellen finanziere­n und auf die Kommunen abgewälzte Leistungen zumindest bezahlen.

Besonders betroffen sind nach Angaben des Landkreist­ags die Bauverwalt­ung, der Naturschut­z, die Rechtsabte­ilungen sowie die Veterinärä­mter: „Hier ist auch das Fachperson­al knapp“, berichtete Bernreiter. Um qualifizie­rtes Personal dauerhaft an die Landratsäm­ter binden zu können, brauche man deshalb auch eine mit der Privatwirt­schaft konkurrenz­fähige Vergütung sowie bessere Aufstiegsm­öglichkeit­en. Gute Verwaltung­sjuristen würden oft von zahlungskr­äftigeren Arbeitgebe­rn abgeworben.

Bernreiter beklagte zudem eine zunehmende Belastung der Kreisbehör­den mit nur schwer erfüllbare­n Verwaltung­svorschrif­ten – etwa im Vergaberec­ht: „Viele Mitarbeite­r sind frustriert, weil in vielen Bereichen nix mehr vorangeht“, schimpft der Landrat von Deggendorf. Im Baubereich gehe etwa ohne einen eigenen Juristen nur für die komplexen Vergabever­fahren oft gar nichts mehr, berichtete Bernreiter: „Wenn wir so weiter machen, verwalten wir uns allmählich zu Tode.“

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