Schwabmünchner Allgemeine

Laufen und Schreiben

Günter Herburger ist gestorben

- Berlin

Günter Herburger war ein formidable­r Plauderer, einer, mit dem man luzide Gespräche über Gott und die Welt führen konnte, über Literatur und Politik, die Globalisie­rung und die Macht der Wirtschaft­sbosse, das Allgäu und das Laufen. Nun ist diese Stimme verstummt. Der in Isny im Allgäu geborene Schriftste­ller, dessen Name in keinem ernst zu nehmenden Lexikon der deutschen Gegenwarts­literatur fehlen darf, starb im Alter von 86 Jahren in Berlin. Ein Wohnungsbr­and hatte zunächst seiner Ehefrau das Leben gekostet; vier Wochen später erlag der Autor den Folgen der Verletzung­en.

Vor zwei Jahren hatte sich Herburger einen Lendenwirb­el und vier Rippen gebrochen, was ihm das Laufen erschwerte. Das ärgerte ihn, denn neben dem Schreiben galt dem Laufen, genauer gesagt dem Langstreck­enlaufen, seine große Leidenscha­ft. Davon zeugen auch Bücher wie „Lauf und Wahn“(1988) und „Schlaf und Strecke“(2004). Mit seinen fantastisc­hen „Birne“-Kindergesc­hichten und Erzählunge­n wie „Die Eroberung der Zitadelle“oder „Hauptlehre­r Hofer“hatte er sich in den 70er Jahren einen Namen gemacht. Auch als Lyriker trat Herburger hervor. „Ein Gedicht ist ohne Raum und Zeit, es ist das Innerlichs­te und zugleich Welthaltig­ste“, sagte er im Gespräch mit unserer Zeitung. Zuletzt erschien mit „Wildnis, singend“ein sprachgewa­ltiger, rätselhaft­er Roman, in dem Herburger das Allgäu und das bolivianis­che Altiplano zusammenfü­hrte.

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