„Scheißfirma“ärgert Sammer
Es geht um Provisionszahlungen, einen Spielerwechsel und den Verdacht, den ehemaligen Partner seines Sohnes getäuscht zu haben
Matthias Sammer hielt sich auch im Gerichtssaal nicht zurück. Der frühere Sportvorstand des FC Bayern München verschaffte sich mit Mimik und Gestik immer wieder Luft. Dem 50-Jährigen wird im Zusammenhang mit der Vermittlung von Jung-Profi Felix Uduokhai von 1860 München zum VfL Wolfsburg arglistige Täuschung vorgeworfen. Zwischen dem prominenten Beklagten und einem weniger prominenten Kläger gab es am Montag zum Prozessauftakt keine Einigung. Dafür beleuchtete die Verhandlung die Beraterbranche im Profifußball.
Dass Sammer vor dem Landgericht München I erscheinen musste, hat mit seinem Sohn Marvin zu tun. Der gründete im November 2015 mit seinem damaligen Kumpel Alderim Ramaj die Sammer Sports Scouting & Management GmbH. Darüber wollten die beiden Spieler vermitteln und branchenübliche Provisionen kassieren. Groß Umsatz machten Sammer junior und Ramaj aber nicht.
„Sehr überschaubar“sei der Erfolg gewesen, stellte Richter Martin Scholz fest. Im Juni 2017 wurde Ramaj überredet, seinen Anteil an Matthias Sammer zu verkaufen, 12250 Euro bekam er dafür. Nur kurz nach der Abwicklung wurde der Transfer von Uduokhai nach Wolfsburg bekannt. Der Profi hatte sich Sammer senior zufolge an ihn gewendet, um ihn in seiner „sportlichen Entwicklung“zu begleiten. „Es war immer klar, ich bin der Boss“, sagte der frühere Nationalspieler. Sein Sohn sei quasi als Azubi nur nebenhergelaufen, „um überhaupt mal gesehen zu haben, wie Transfers zustandekommen“.
Uduokhai wechselte für rund eine Million Euro nach Niedersachsen. Dies sei ihm verschwiegen worden, weshalb er um seine Provision gebracht worden sei, hatte Ramaj behauptet und den Abtretungsvertrag angefochten. Auf 350 000 Euro schätzte er seinen Schaden. Richter Scholz sprach indes von einem Streitwert von 64750 Euro.
„Das habt ihr euch zu einfach vorgestellt“, sagte Sammer an seinen Sohn und Ramaj gerichtet. Für Sammer steht fest: „Ich hätte die Scheißfirma null Komma null gebraucht.“Richter Scholz riet beiden Parteien zu einer außergerichtlichen Einigung – ohne Erfolg. Nach diesem Streit könne Ramaj „komplett verbrannt“sein in der Branche, mutmaßte der Richter. Sammer könne das „imagemäßig“eher verkraften. Für den 6. Juli ist ein weiterer Termin angesetzt. Bis dahin könnten sich beide Parteien doch noch einigen.