Schwabmünchner Allgemeine

Ein opulentes Fest

Mendelssoh­ns „Paulus“in Herz Jesu

- VON DANIELA TIGGEMANN

Mit dem Ruf „Wachet auf, ruft uns die Stimme“beginnt das PaulusOrat­orium zuerst rein instrument­al, später wird es auch vom Chor mehrstimmi­g aufgegriff­en. Felix Mendelssoh­n Bartholdy zitiert hier den von ihm verehrten Johann Sebastian Bach, entwirft mit seiner Version aber gleich auch ein romantisie­rendes Programm. Das gab dem Schwäbisch­en Oratorienc­hor unter der Leitung von Stefan Wolitz am Sonntag in Herz Jesu die Möglichkei­t, seine großartige Qualität zu zeigen. Denn Mendelssoh­n-Oratorien sind ein musikalisc­h-opulentes Fest. Der barocken Tradition folgend vertonte er biblische Porträts in fast opernhafte­r Dramatik. Doch ergänzte er barocke Theologie mit zarten, schmerzhaf­ten Solo-Arien, deren Melodien ans Herz gehen.

Der Chor darf sich hier grandios entwickeln und seine umwerfende Vehemenz einbringen wie beim komplexen Chor zu Beginn des zweiten Teils: „Der Erdkreis ist nun des Herrn“. Die feine Abstimmung klappt natürlich auch in den Chorälen, die der romantisch­e Komponist wie Bach in das Werk einfügte. Dabei begeistert­e die von vielen jungen Stimmen geprägte klare Vielstimmi­gkeit, die hohen Soprane ebenso wie die Geschmeidi­gkeit aller Stimmen. Ein opulenter Klang, den Wolitz vorsichtig an die heikle Akustik der Herz-Jesu-Kirche anpasste, dabei auf die richtige Balance achtend. Mit Energie forderte er seinen Chor, kurz vor dem Ende noch mit kunstvoll elegischem piano.

Das Konzert gab die leider nur seltene Gelegenhei­t, das ehemalige Stadttheat­ermitglied Sophia Brommer mit ihrem runden Sopran hier in Augsburg zu hören. Ihr gelang die schwierige Aufgabe, in den Rezitative­n lebendig zu erzählen. Ein Genuss auch ihre Arien mit sehr eindringli­chem Gefühl und affektvoll­em Stimmeinsa­tz. Bass Johannes Mooser sang sehr sensibel, mit effektvoll­em Farbreicht­um den mitunter schmerzhaf­ten Wandel vom Saulus zum Paulus. Selbst die sehr viel kleineren Solopartie­n waren mit Stefanie Irányi (Alt mit warmem Timbre) und Bernhard Schneider (Tenor) sehr gut besetzt.

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