Schwabmünchner Allgemeine

Immer mehr pendeln zur Arbeit nach Augsburg

Jeder zweite Arbeitnehm­er wohnt außerhalb der Stadt. Aber auch die Zahl der Beschäftig­ten, die zum Arbeiten bis in den Großraum München fahren, steigt weiter. Warum heimische Unternehme­n solche Pendler anlocken sollten

- VON ANDREA WENZEL

Immer mehr Menschen pendeln täglich an ihren Arbeitspla­tz. Dieser Trend zeichnet sich seit Jahren ab – und er hält weiter an. Das zeigen Statistike­n, darunter eine jährliche Auswertung der Bundesagen­tur für Arbeit, die im sogenannte­n Pendleratl­as niedergesc­hrieben ist. Auch der Agenturbez­irk Augsburg (Stadt und Landkreis Augsburg sowie der Landkreis Aichach-Friedberg) macht keine Ausnahme. Hier sind täglich mehr als 105 000 Menschen in Bewegung, um an ihren Arbeitspla­tz zu kommen. So pendeln der Statistik nach täglich 42 334 Menschen an ihren Arbeitspla­tz in den Agenturbez­irk ein, 63 452 verlassen ihn, um außerhalb ihre Arbeitsste­lle aufzusuche­n. Von diesen sogenannte­n Auspendler­n zieht es gut ein Drittel in den Großraum München.

Die Gründe dafür, warum immer mehr Menschen Wohn- und Arbeitsort getrennt voneinande­r haben, sind unterschie­dlich. Die einen Statistike­r nennen die zunehmende Zahl an arbeitende­n Müttern als Grund. Sie seien, was den Wohnort betrifft, weniger flexibel und würden daher eine längere Strecke zum Arbeitsort in Kauf nehmen. Andere argumentie­ren, die hohen Mieten in Großstädte­n wie München seien der Auslöser dafür, dass Arbeits- und Wohnort immer seltener identisch sind. In Augsburg und auch dem Landkreis Aichach-Friedberg sind diese Tendenzen bereits deutlich zu spüren. Auch das vielfältig­ere Jobangebot in Metropolen wie der bayerische­n Landeshaup­tstadt gilt als Grund dafür, warum Menschen dorthin zur Arbeit pendeln.

Was die Zahlen der Pendlersta­tistik letztlich für eine Wirtschaft­sregion wie Augsburg aussagen, hängt ganz von den Protagonis­ten ab, die sie bewerten. „Das ist sehr komplex und reicht von Themen wie veränderte Verkehrsfl­üsse über Wohnen bis hin zur Fachkräfte­sicherung“, erklärt Peter Lintner, Geschäftsf­eldleiter Standortpo­litik bei der IHK Schwaben. Grundsätzl­ich zeige der Pendleratl­as, wie Wirtschaft­sregionen miteinande­r verzahnt sind, wo Stärken und Schwächen einer Region liegen und in welchen Bereichen Handlungsb­edarf besteht.

Lintner selbst interpreti­ert die Zahlen für die Region als positiv und große Chance für den Wirtschaft­sraum. Das negative Pendlersal­do, also die Tatsache, dass 21 118 Menschen mehr die Region zum Arbeiten verlassen als hereinkomm­en, sei gerade im Hinblick auf den Fachkräfte­mangel eine wichtige Größe. „Die Unternehme­n müssen versuchen, diese Auspendler zum Verweilen in Augsburg und der Region zu bewegen. Dann könnten mehr Fachkräfte generiert werden“, ist er überzeugt. Ein Unterfange­n, das für kleine und mittelstän­dische Unternehme­n zwar schwierig, aber nicht unmöglich sei, so Lintner weiter. Zudem gebe die Statistik der Strategie der Stadt Augsburg recht, den Pendlerrau­m Augsburg–München zwar als „ökonomisch sinnvolle Beziehung“zu akzeptiere­n, sich als Standort dennoch unabhängig von München weiterzuen­twickeln und zu optimieren. „Augsburg ist, was den Zuwachs an Arbeitsplä­tzen angeht, deutlich dynamische­r als andere Regionen“, so Lintner. Auch das bestätigt der Pendleratl­as. Täglich kommen 74207 Menschen von außerhalb hierher zum Arbeiten. Das ist gegenüber 2013 ein Plus von 6,6 Prozent. Mittlerwei­le wohnt mehr als jeder zweite in Augsburg Arbeitende außerhalb. „In den zurücklieg­enden Jahren ist die Beschäftig­ung in der Stadt Augsburg stärker gestiegen als in den beiden Landkreise­n“, erklärt auch Elsa Koller-Knedlik, Leiterin der Agentur für Arbeit Augsburg.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Täglich bewegt sich die Karawane der Berufspend­ler auf den Autobahnen und auf den Bahnstreck­en: Rund 20 000 Menschen aus der Region Augsburg suchen ihren Arbeits platz im Großraum München auf.
Foto: Ulrich Wagner Täglich bewegt sich die Karawane der Berufspend­ler auf den Autobahnen und auf den Bahnstreck­en: Rund 20 000 Menschen aus der Region Augsburg suchen ihren Arbeits platz im Großraum München auf.

Newspapers in German

Newspapers from Germany