Für Haunstetten beginnt eine neue Zeitrechnung
Der Stadtteil im Süden ist der größte in Augsburg – und hat noch viele freie Flächen zu bieten. In einem Neubaugebiet könnten 10 000 neue Einwohner dazukommen. Was bedeutet das für den bestehenden Ort?
Welches ist flächenmäßig der größte Augsburger Stadtteil? Es ist die ehemalige Stadt Haunstetten mit rund 32,35 Quadratkilometern. Das entspricht stolzen 3235 Hektar, was auch auf die großen Waldgebiete zurückzuführen ist. Zu diesem Areal gehört das Gebiet von Siebenbrunn. Mit knapp 27 000 Menschen ist Haunstetten der zweitgrößte Stadtteil an Einwohnern. Spitzenreiter ist Lechhausen mit knapp 36 000 Einwohnern. Weil Haunstetten so riesig ist, eröffnen sich dem Stadtteil Perspektiven. Ein größerer Teil der Fläche auf Haunstetter Flur abseits der Wälder ist unbebaut. Es sind die großen Felder entlang der B17. Sie sollen zu einem neuen Stadtquartier erschlossen werden. Es ist ein Projekt, das Geduld erfordert. Dem Stadtteil Haunstetten könnte es einen enormen Bevölkerungszuwachs garantieren. Aus heutiger Sicht ist von bis zu 10 000 Bewohnern die Rede, die zusätzlich in Haunstetten leben werden. Diese Schätzung gilt für das Jahr 2050. Kommt es dazu, könnte Haunstetten irgendwann einmal Lechhausen überholen, wenn es um die Einwohnerzahl geht.
Plangebiet Haunstetten Südwest, heißt das Projekt. Auf einem Areal von 180 Hektar sollen nicht nur 10000 Menschen eine neue Bleibe finden, sondern es sollen auch 5000 Arbeitsplätze in neuen Gewerbegebieten entstehen. Die Natur spielt in den Überlegungen eine ebenfalls wichtige Rolle. Baureferent Gerd Merkle spricht von jeweils einem Drittel der Fläche, das auf Wohnen, Gewerbe und Grün entfallen soll. Wer heute über das „neue“Haunstetten spricht, muss allerdings stets den Zeitkorridor berücksichtigen. Wohl erst zum Ende der 20er-Jahre könnte mit den Bauten auf dem Areal von Haunstetten Südwest ge- startet werden. Drei Bauabschnitte in einer Zeitenfolge von jeweils zehn Jahren würden es wohl werden, sodass am Ende des Jahres 2050 das Gesamtprojekt beendet sein könnte.
Was für Außenstehende sich nach einer Zukunftsvision anhört, gewinnt für die Stadt längst an Aktualität. Gemeinsam mit interessierten Bewohnern aus Haunstetten und der näheren Umgebung sollen bereits in den nächsten Monaten konkrete Schritte ausgearbeitet werden, wie sich die Entwicklung des Stadtteils Haunstetten letztlich umsetzen lässt. „Wir müssen es schaffen, das Haunstetten von heute mit dem Haunstetten von morgen zu verzahnen“, sagt Referent Merkle. Dies gelinge nur, wenn sich die Bürger aktiv beteiligen.
Zwei sogenannte Beteiligungsprozesse gibt es, die sich gegenseitig befruchten sollen. Vereinfacht gesagt, sind es die Überlegungen für das heutige Haunstetten und zum anderen Ideen für das größere Haunstetten. Bei einer Informationsveranstaltung am kommenden Mittwoch, 16. Mai, will die Stadt diese Projekte den Bürgern vorstellen. Die Veranstaltung ist um 19 Uhr in der TSV-Turnhalle.
Im Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEK) geht es darum, eine Bestandsaufnahme der jetzigen Ausgangslage im Stadtteil zu machen. Bürger können hier einbringen, was gut läuft oder wo der Schuh drückt. Einzelne Schwachstellen sind hinlänglich bekannt. Vermisst werden die Einkaufsmöglichkeiten im Ortskern, die Hofackerstraße hat viel an Attraktivität verloren. Auch die Situation rund um das ehemalige Hotel Gregor ist für viele Haunstetter äußerst unbefriedigend. Haunstetten wird sein Gesicht im Südwesten extrem verändern. Das Wachstum wird zur Herausforderung. Wie sieht die künftige Verkehrsanbindung aus? Wie ergänzen sich bestehende Einrichtungen mit Neubauprojekten? Da geht es um die Frage, wo werden Kindergärten und Schulen in Haunstetten benötigt, aber auch die Situation der Sportvereine muss beleuchtet werden. Wenn im Plangebiet Südwest viel Raum für Grün freigehalten wird, könnte dies ein neues zusätzliches Sportangebot bedeuten.
„Alle diese Überlegungen wollen wir mit den Bürgern aus Haunstetten erörtern“, sagt Merkle. Bei der Stadt gibt es zwei zuständige Projektleiter, die sich des Themas annehmen. Tobias Häberle verantwortet den Komplex ISEK, Christian Käßmaier widmet sich dem Plangebiet „Haunstetten Südwest“.