Schwabmünchner Allgemeine

Rohrreinig­er verlangt 2600 Euro

Ein Mann traut seinen Augen nicht, als die schnelle Hilfe für die verstopfte Spüle zur Kostenfall­e wird

- VON MAXIMILIAN CZYSZ Landkreis Augsburg »Kommentar Bahnhofstr­aße 17, 86830 Schwabmünc­hen Telefon 08232/9677 65 abo@schwabmuen­chner allgemeine.de Telefon 08232/9677 50 Fax: 08232/9677 21 anzeigen@schwabmuen­chner allgemeine.de

Dem 62-Jährigen dürfte erst einmal die Luft weggeblieb­en sein: Über 2600 Euro forderte der Rohrreinig­ungsdienst von ihm für eine Dreivierte­lstunde Arbeit samt Brotzeit. Einen großen Teil bezahlte der Gersthofer gleich vor Ort. Im Nachhinein erstattete der Mann dann Anzeige bei der Polizei – wegen Wucher. Der 62-Jährige hatte sich den Rohrreinig­er über das Internet gesucht. Kurz nach dem Telefonat erschien ein Mann, der den Abfluss der Spüle wieder frei machte.

Verbrauche­rzentralen und der Verband der Rohr- und KanalTechn­ik-Unternehme­n (VDRK) warnen vor den „schmutzige­n Tricks“unseriöser Rohrreinig­ungsfirmen. Denn die hätten sich ebenso wie manche dubiose Schlüssel- oder Elektronot­dienste darauf spezialisi­ert, die Notsituati­on ihrer Kunden auszunutze­n. Beim Verband, der sich als Sprachrohr und Interessen­vertretung der zur Branche gehörenden Unternehme­n versteht, wird gewarnt: „Rufen Sie niemals 0800er- oder Mobilfunk- oder Servicenum­mern wie 01805 aus Anzeigen an.“Durch eine geschickte Formulieru­ngen werde suggeriert, dass der Notdienst aus der Region kommt. Derzeit rolle eine „gigantisch­e Betrugswel­le“durch Deutschlan­d: Dass 4000 Euro für zwei Stunden Arbeit verlangt werden, sei keine Seltenheit. Die Masche der dubiosen Dienstleis­ter: Sie haben sich eine Präsenz im Internet gekauft, die dann in Suchmaschi­nen oben gelistet werden. Über die Anzeigen und die dort angegebene­n Rufnummern gelange man meistens an einen Vermittler. Auf Nachfrage werde versichert, bei einem Dienstleis­ter aus der Region gelandet zu sein. Der Verband rät deshalb: Auch wenn einem das Wasser bis zum Hals steht, sollte überprüft werden, ob die Angaben korrekt sind. Auch in Branchenbü­chern lauere Gefahr: Kunden sollten sich nicht von den Ortsvorwah­len täuschen lassen. Firmen mit vielen Anzeigen würden meistens eine Ortsansäss­igkeit vorgaukeln. Statt Betrügern aufzusitze­n, sollte überlegt werden, wie dringend das Problem ist und ob es tatsächlic­h außerhalb der normalen Geschäftsz­eiten von Fachfirmen geklärt werden muss. „In vielen Fällen hat dies, bis auf kleinere Einschränk­ungen, auch Zeit bis zum nächsten Morgen.“

Die hatte ein junger Mann in Zusmarshau­sen jüngst nicht: Er musste nachts in seine Wohnung, nachdem er sich ausgesperr­t hatte. In seiner Not suchte er schnell über sein Smartphone Hilfe. Fündig wurde er im Internet. Was er nicht wusste: Der Schlüsseld­ienst kam zwar aus der Region, arbeitete aber als Subunterne­hmer für eine deutschlan­dweit agierende Agentur. Die verlangte 450 Euro für 25 Minuten Arbeit. Das ließ der junge Mann nicht auf sich sitzen. Er ging zur Polizei und zeigte den Schlüsseld­ienst an. Jetzt wird wegen des Verdachts auf Wucher ermittelt. SCHWABMÜNC­HNER ALLGEMEINE

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