Wie die Erdbeere zur Ananas wurde
Manche Begriffe sind auch heute geläufig, manche eher kurios
Es ist ein Schatz von unschätzbarem Wert, den der Sprachforscher Prof. Dr. Werner König an der Universität Augsburg gesammelt hat: Er dokumentierte mit seinem Team die Dialekte in Bayerisch-Schwaben, daraus entstand der „Sprachatlas von Bayerisch-Schwaben“.
Vor mehr als 30 Jahren wurde das Projekt gestartet und ist in der Zwischenzeit zu einem abgeschlossenen Atlas mit insgesamt 16 Bänden und einigen weiteren Veröffentlichungen gewachsen. Der Atlas dokumentiert die geografische Verteilung der Dialekte Bayerisch-Schwabens und steht damit für den wissenschaftlichen Ansatz der Dialektpflege.
Bis ins Jahr 1984 reicht die „praktische Arbeit“am Sprachatlas zurück. Von Dorf zu Dorf waren damals sogenannte Exploratoren unterwegs, um ältere Leute ab 60 Jahren zu befragen, die damals den lokalen Dialekt noch sprachen. Nach einem Katalog, der rund 2000 Begriffe und Sätze aus dem bäuerlichen Lebensumfeld enthielt, wurde abgefragt.
Dabei traten so erstaunliche Begriffe zutage wie zum Beispiel der Dialektbegriff „Ananas“. Gemeint ist dabei nämlich nicht die tropische
Frucht, sondern die Erdbeere. „A
Bettle Ananas“ist in schwäbischer Mundart ein Beet Erdbeeren. Erklärt wird dieses Kuriosum so: Um 1750 tauchte in Amsterdam eine großfruchtige Kreuzung zweier amerikanischer Wildsorten auf, die bis heute „fragaria ananassa“heißt. Unter diesem botanischen Namen verbreitete sie sich auch in Schwaben - und mit ihr die Bezeichnung Ananas.
Innerhalb des Landkreises sind Sprachunterschiede marginal
Wie die Kreisheimatpflegerin Claudia Ried weiß, sind die Sprachunterschiede innerhalb des Landkreises Augsburg manchmal aber nur marginal. „Das ist dann ein O statt eines As, aber die Begriffe sind hier weitgehend ähnlich.“
Als eine Sprachgrenze für die Dialekte gilt dagegen der Lech. Während in Thierhaupten deutlich das Oberbayerische durchzuhören ist, spricht man in den Dörfern westlich des Lechs bereits schwäbisch.
Sprachatlas in Kurzform Im Jahr 2007 erschien mit dem „Kleinen Sprachatlas von Bayerisch Schwaben“eine kompakte, für Laien verständli cher geschriebene Kurzfassung. Den „Sprechenden Sprachatlas“gibt es im Internet auf der Seite der Bayerischen Staatsbibliothek (www.bayerische lan desbibliothek online.de/sprachatlas schwaben).
Morgen geht es um die schwäbisch oberbayerische Nachbarschaft von Meitin gen und Thierhaupten.