Schwabmünchner Allgemeine

Die Inselabent­euer eines jungen Schwaben

Felix Zetsche schrieb 2017 in Königsbrun­n sein Abitur. Nach dem Schulabsch­luss stellte sich ihm die Frage: Wohin im Leben? Auf den Galapagosi­nseln suchte er nach einer Antwort / Serie (1)

- VON CARMEN SCHWAB

Unberührte Natur, blaues Meer, Riesenschi­ldkröten und Pinguine – dafür stehen die Galapagosi­nseln. Und dort verbrachte Felix Zetsche nach seinem Abitur in Königsbrun­n eine aufregende Zeit. In dieser neuen Serie berichten wir von seinen Abenteuern im Pazifik.

Ursprüngli­ch war Felix’ Plan, einige Monate auf Kuba zu arbeiten. Durch seinen Schulkamer­aden Nick, mit dem er gemeinsam Spanischun­terricht hatte, kam er auf eine ganz andere Idee: Felix erfuhr, dass Nick für zwölf Wochen die Galapagosi­nseln bereisen würde. Kurzerhand beschloss er mitzukomme­n. Die Entscheidu­ng fiel im November, am 20. Januar ging sein Flug. Die Galapagosi­nseln liegen am Äquator im Pazifische­n Ozean, rund 1000 Kilometer westlich der Küste von Ecuador in Südamerika. Felix reiste über die Organisati­on Projects Abroad auf die Hauptinsel San Cristóbal, dort wohnte er acht Wochen bei der Familie Zambrano Guerrero mit Gastmutter Carmen und den Gastgeschw­istern Kevin, Naomi und Diego.

Die Sprachbarr­iere war anfangs eine Herausford­erung für den jungen Mann aus Schwaben: „Ich musste erst mal wieder reinkommen, weil ich nach der Schule gar kein Spanisch mehr gesprochen habe.“Da die meisten Inselbewoh­ner kein Englisch verstehen, musste er sich oft mit Händen und Füßen verständig­en, doch am Ende hat die Kommunikat­ion immer funktionie­rt: „Verstehen ging mit der Zeit, Sprechen war das Schwierigs­te.“Mit der Organisati­on und den Volontären, die von überall aus der Welt kamen, unterhielt er sich auf Englisch. In den ersten drei Wochen war er an einer Grundschul­e und unterstütz­te die Lehrerin der ersten Klasse. Es gab einen Stundenpla­n, der aber kaum eingehalte­n wurde. „In den drei Wochen, in denen ich in der Klasse war, hatten die Kinder einmal Matheunter­richt.“Die meiste Zeit lernten sie Buchstaben oder bastelten. Die schönste Erfahrung in der Schule war für Felix die Dankbarkei­t der Schüler. Um den Kleinen eine Freude zu bereiten, brachte er Buntstifte aus Deutschlan­d mit. „Als die Lehrerin ihnen das sagte, sind sie alle aufgestand­en und haben mich gleichzeit­ig umarmt“, erinnert er sich. An einem anderen Tag schickten die Lehrer die Schüler und ihn wieder nach Hause, weil die Lehrer wegen des guten Wetters spontan an den Strand gehen wollten. Die wenigsten Inselbewoh­ner können schwimmen, auch Gastmutter Carmen nicht. Felix und die Lehrer gaben den Schülern einmal im Pool Schwimmunt­erricht, an den Strand gingen sie mit den Kleinen aus Sicherheit­sgründen aber nie.

Drei Wochen nach seiner Ankunft begannen die Sommerferi­en, deshalb wechselte Felix die Arbeitsste­lle. Im Büro von Projects Abroad wurde freiwillig­er Englischun­terricht für Kinder angeboten. Von acht bis zehn Uhr unterricht­ete Felix Drei- bis Fünfjährig­e. Er hat zwar keinerlei Qualifikat­ion als Lehrer, spricht allerdings Englisch im Gegensatz zu den meisten Galapagueñ­os, wie die Einheimisc­hen heißen. „Die Bildung ist nicht die beste, deshalb haben die Kinder auch keine richtige Perspektiv­e“, sagt Felix. Eine Schülerin hatte er besonders ins Herz geschlosse­n. Er hätte nicht erwartet, dass er von einer Galapagueñ­a auf Deutsch angesproch­en wird. Doch einmal sagte die fünfjährig­e Iska, die Tochter einer deutschen Auswanderi­n, zu ihm: „Entschuldi­gung, dass ich zu spät gekommen hab.“

Das Ferienprog­ramm beinhaltet­e einen Ausflug pro Woche. Mit den Kindern und Volontären besuchte er eine Kaffeeplan­tage: „Kaffee haben wir aber nicht gesehen, der ist erst im Oktober reif.“Für die Kinder war dort das Spielen im Wald interessan­ter als die Führung selbst. In einer anderen Woche fuhren sie ins Hochland von San Cristóbal zu einem Baumhaus, das auf einem riesigen, 300 Jahre alten Ceibo-Baum gebaut wurde. Die Kinder waren begeistert und hatten Spaß beim Klettern. Obwohl es anstrengen­d war, die Schüler zu beaufsicht­igen, hatte Felix große Freude. „Wäre ich nicht in der Schule gewesen, wäre der Aufenthalt sehr eintönig geworden. Die Eltern waren dankbar für meine Unterstütz­ung und haben mich in die Gesellscha­ft aufgenomme­n.“Trotz der schönen Erfahrunge­n ist er sicher, dass der Beruf Lehrer nichts für ihn ist.

So geht’s weiter In der nächsten Fol ge berichten wir, wie Felix eine Vulkan insel besucht und sich auf die Spuren des Naturforsc­hers Charles Darwin begibt.

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In den ersten drei Wochen war Felix als Lehrer an einer Grundschul­e. Um den Kindern eine Freude zu bereiten, brachte er ihnen Buntstifte aus Deutschlan­d mit.
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Fotos: Felix Zetsche Die schönste Seite des Lehrer Daseins war für Felix die Dankbarkei­t seiner Schüler. Auch wenn die Kommunikat­ion zunächst nur mit Händen und Füßen funktionie­rte, verstand er sich prächtig mit den Kleinen.

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