Schwabmünchner Allgemeine

Baureferen­t: „Augsburg ist kein Sonderfall“

Die Nachricht, dass die Stadt Jahrzehnte nach der Stadtteils­anierung in Oberhausen Grundeigen­tümer zur Kasse bittet, sorgt für Aufregung. Gerd Merkle (CSU) erklärt im Bauausschu­ss Details

- VON INA KRESSE

Die Nachricht, dass Grundeigen­tümer in Oberhausen für die Stadtteile­rneuerung aus den 80er und 90er Jahren mitzahlen müssen, hat hohe Wellen geschlagen. Auch im Bauausschu­ss am Mittwoch wurde die späte Abrechnung thematisie­rt.

Wie berichtet, bittet das Stadtplanu­ngsamt die Haus- und Wohneigent­ümer südlich der Ulmer Straße für die Sanierung des Areals zur Kasse. Eine Sanierung, deren Beginn mehr als 20 Jahre zurücklieg­t. Abgerechne­t wird nun in zwei Jahren. Die Stadt begründet den langen Abrechnung­szeitraum damit, dass dafür erst die gesamte Sanierungs­maßnahme abgeschlos­sen sein muss. Meist fallen pro Haus fünfstelli­ge Summen an. Auf Wohnungsei­gentümer können mehrere Tausend Euro zukommen. Bislang gingen bei den Bürgern die ersten Informatio­nsschreibe­n ein. 360 Grundstück­e sind davon betroffen.

Stadtrat Leo Dietz (CSU) wollte im Ausschuss von Baureferen­t Gerd unter anderem wissen, wie die Abrechnung bei Eigentümer­wechsel seit der Stadtteils­anierung gehandhabt wird. Merkle betonte, dass generell bei jedem Eigentümer­wechsel der Käufer über die ausstehend­en Zahlungen informiert worden sein müsste. Es gebe schließlic­h einen entspreche­nden Vermerk im Grundbuch. Zudem müsse jeder Notar einen Käufer darauf hinweisen. „Zu sagen, man wusste bei einem Kauf nicht, was auf einen noch zukommt, geht nicht.“

In Oberhausen waren in den letzten Jahrzehnte­n mit Millionenb­eträgen aus der Städtebauf­örderung Straßen saniert und neu gestaltet worden. Unter dem jetzigen Helmut-Haller-Platz entstand eine Tiefgarage, an der Wertach eine Grünanlage. Welche Summe jeder Eigentümer zahlen muss, ermittelt ein Gutachter anhand des Wertezuwac­hs eines Grundstück­s durch die Stadtteils­anierung. „Für die Maßnahmen wurden die Verantwort­lichen damals gefeiert. Vielen Dank, ich darf jetzt abrechnen“, sagte etwas sarkastisc­h. Er erläuterte, dass solche vollumfäng­lichen Verfahren wie eine Stadtteils­anierung im Baugesetzb­uch und damit bundesrech­tlich geregelt sind. Vereinfach­te Verfahren wie Straßenaus­baubeiträg­e hingegen seien Landesrech­t. Deshalb könne der Freistaat sie abschaffen. Merkle betonte, dass ihm die Hände gebunden sind. „Augsburg ist kein Sonderfall. Wir sind die erste Kommune, die alte Sanierungs­gebiete abrechnet. In allen anderen Städten in Deutschlan­d fürchten sie sich davor.“

Einige Anwohner hatten kritisiert, dass sie bislang unzureiche­nd informiert wurden. SPD-Stadtrat Florian Freund plädierte in der Sitzung für Informatio­nsveransta­ltungen für die Bürger. Davon hielt Merkle allerdings nichts, weil dies seiner Meinung nach allein aus datenschut­zrechtlich­en Gründen nicht gehe. „Wir machen mit allen Eigentümer­n Einzelterm­ine“, kündigte er an. Bei diesen soll es auch um die Art der Zahlungen gehen.

„Ziel der Stadt ist es, das frühzeiMer­kle tig mit den Eigentümer­n zu regeln“, so der Baureferen­t. In Härtefälle­n käme auch eine Ratenzahlu­ng in einem Zeitraum von bis zu sieben Jahren in Betracht. Als Stadträtin Hedwig Müller (CSU) von einem „HaMerkle rakiri“für die Bürger sprach, reichte es dem Baureferen­ten. Er wurde etwas lauter: „Da sind Gesetze dahinter. Die haben wir nicht in Augsburg erfunden. In ganz Deutschlan­d wird abgerechne­t.“

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 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Grundeigen­tümer Margit Zimmermann, Agnes Lambert, Brigitte Höhenberge­r, Bern hard Griesemann und Renate Adler (von links) sind von den Nachzahlun­gen durch die Stadtteils­anierung betroffen.
Foto: Silvio Wyszengrad Grundeigen­tümer Margit Zimmermann, Agnes Lambert, Brigitte Höhenberge­r, Bern hard Griesemann und Renate Adler (von links) sind von den Nachzahlun­gen durch die Stadtteils­anierung betroffen.

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