Schwabmünchner Allgemeine

Handelsstr­eit Gefahr für Export-Aktien?

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Statt der noch zu Jahresbegi­nn erwarteten Hochkonjun­ktur steuert Deutschlan­d in eine Konjunktur­delle hinein. Die verschlech­terte Handelssti­mmung zeigt eindeutig realwirtsc­haftliche Wirkung. Zwar ist die deutsche Wirtschaft krisenerpr­obt. Doch nach Jahrzehnte­n eines immer weiter zunehmende­n Freihandel­s fehlt den auf Export getrimmten deutschen Unternehme­n eine Blaupause für den Umgang mit Handelspro­tektionism­us. Vor allem würde eine weitere unklare Entwicklun­g im Handelsstr­eit zwischen den USA und Europa für latente Verunsiche­rung bei deutschen Export-Aktien sorgen.

Die handelssei­tige Stimmungsv­erschlecht­erung spiegelt sich zunehmend in den „harten“Konjunktur­daten der deutschen Wirtschaft wider. Auch die stabile Binnenwirt­schaft kann keine vollständi­ge Kompensati­on für die Nachfrages­chwäche insbesonde­re aus dem außereurop­äischen Ausland leisten.

Im Gegensatz zum Handelspro­tektionism­us wird die deutsche Exportwirt­schaft vom sinkenden Euro-Kurs gestützt, der sich bereits deutlich von seinem Jahreshoch von 1,2505 Dollar im Februar entfernt hat.

Wie heiß wird der Handelskon­flikt aber am Ende gegessen? Die US-Regierung hat der EU mit der Aufschiebu­ng von Strafzölle­n auf Stahl und Aluminium immerhin bis zum 1. Juni eine Verschnauf­pause gewährt. Die EU wird zudem schon aus eigenem Export-Opportunis­mus Angebote zum Abbau ihrer Handelszöl­le machen. Immerhin, die zuletzt eingebroch­enen Konjunktur­erwartunge­n des Finanzdate­nanbieters Sentix zeigen neuerdings für die nächsten sechs Monate zarte Stabilisie­rungsersch­einungen in Asien, den USA, aber auch in Deutschlan­d. Damit signalisie­ren sie Entspannun­g im Handelsstr­eit.

Allerdings wird der US-Präsident das wahlpopuli­stische Handelsthe­ma und den hohen Exportüber­schuss Deutschlan­ds bis zur Kongresswa­hl im Herbst weiter ausschlach­ten. Zwischenze­itliche handelspol­itische Misstöne via Twitter mit Kollateral­schäden bei Aktien müssen ausgehalte­n werden.

Im Übrigen stützt die anziehende Übernahme- und Fusionspha­ntasie die Aktienbörs­en. Grundsätzl­ich stabile Aktienmärk­te ermögliche­n Übernahmen durch Bezahlung in eigenen Aktien – wie zuletzt bei der geplanten Übernahme von Sprint durch T-Mobile US. Damit nährt die gute Aktienstim­mung die Übernahme-Hausse, die wiederum die Aktien stützt.

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